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Fey 05: Der Schattenrpinz

Fey 05: Der Schattenrpinz

Titel: Fey 05: Der Schattenrpinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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nicht auf der Blauen Insel, wenn Rugar auf ihre Ratschläge gehört hätte. Und auch mit Gabes richtigem Vater diskutierten seine Untergebenen nicht.
    Nur mit ihm.
    Die Schamanin behauptete, das läge daran, daß er so jung Anführer geworden sei. Alle betrachteten ihn eher als Kind denn als ernstzunehmenden Visionär. Aber die Schamanin hatte Gabe trotzdem nicht geholfen, das zu ändern. Selbst wenn er versuchte, Stärke zu demonstrieren, gerieten die Diskussionen außer Kontrolle. Immer wieder ertappte er sich dabei, daß er seine Entschlüsse verteidigte, statt sie einfach durchzusetzen.
    »Ich gehe jetzt und hole Coulter, und mehr gibt es dazu nicht zu sagen«, verkündete er.
    »Ich glaube nicht, daß das klug ist …«, begann Epla.
    »Was du glaubst, ist mir egal. Ich mache das, was ich eben gesagt habe«, erwiderte Gabe.
    Die älteren Fey warfen einander rasche Blicke zu, als handele es sich bei Gabe um ein besonders widerspenstiges Kind. Gabe haßte das. Aber es hatte keinen Sinn, noch länger mit ihnen zu diskutieren. Er mußte ihnen durch Taten beweisen, daß er recht hatte.
    »Du kannst nicht ohne Begleitung über die Insel reisen«, erklärte Epla jetzt. »Dolny, Kiana und ich kommen mit.«
    »Spione sind keine Leibwächter«, mischte sich Prey ein. »Sie sind Augen, sonst nichts. Nimm mich und Leen mit. Mehr brauchst du nicht.«
    Gabe musterte sie der Reihe nach. »Ich gehe allein«, sagte er.
    »Das darfst du nicht«, widersprach Epla. »Wenn …«
    »Ich gehe allein«, wiederholte Gabe. »Ich will keinen von euch dabeihaben. Ich brauche keine Leibwächter. Ich will allein gehen. Wenn ich Sebastian überhaupt retten kann, muß ich es allein tun.«
    »Du hast noch nie den Inselbewohnern und ihrem Gift gegenübergestanden. Du hast unsere Augen bitter nötig!« warnte Epla.
    »Und jemanden, der kämpfen kann!«
    Gabe unterdrückte ein Lächeln. Endlich hatte er sie da, wo er sie haben wollte. »Na schön. Kiana, du kommst mit mir, und du auch, Leen. Augen und Bewachung. Der Rest von euch darf zurück ins Schattenland.«
    Prey schüttelte den Kopf. Sie klemmte die Hände fest in die Achselhöhlen, als versuche sie krampfhaft, sich zu beherrschen. »Du weißt nicht …«
    »Dann werde ich es eben lernen«, gab Gabe ärgerlich zurück. »Mit meinem Großvater hast du nie diskutiert.«
    »Sieh dir an, wohin uns das gebracht hat«, spottete Epla.
    »Das hilft uns jetzt auch nicht weiter. Verschwindet, ihr alle. Außer Kiana und Leen. Ihr beide bleibt hier. Den Rest von euch möchte ich erst im Schattenland wiedersehen.«
    Einen Augenblick lang starrten sie ihn an, als seien ihm plötzlich Hörner gewachsen.
    »Ich meine es ernst«, warnte er.
    Wieder warfen sie sich Blicke zu, dann zuckte Epla die Achseln.
    »Wie du meinst«, sagte er sanft, als redete er mit einem Geistesgestörten. Dann kletterte er die Uferböschung hinauf. Prey und Dolny folgten ihm. Oben angekommen, drehten sie sich nicht noch einmal um. Gabe spürte ein seltsames Ziehen. Er hatte nicht erwartet, daß es so leicht sein würde. Vielleicht machte ihm das ständige Gezänk mehr Spaß, als er zugeben wollte.
    Er verdrängte den Gedanken. »Also«, begann er. »Zuerst brauchen wir etwas zu essen und zu trinken. Dann …«
    Die Welt verschwamm vor seinen Augen. Eben noch stand er am Ufer, im nächsten Augenblick neben Coulter in einem Kahn auf dem Fluß. Coulter war größer als Gabe und so blond, daß es Gabe fast blendete. Die Sonne hatte seine durchsichtig weiße Haut sanft gebräunt.
    »Dort drüben«, sagte Coulter. »Ich habe gehört, daß sich eine Gruppe Attentäter auf der Tabernakelseite herumtreibt.«
    Sie trieben jetzt unter der Brücke hindurch. Gabe drehte den Kopf, um den Tabernakel zu betrachten. Die weißen Mauern waren rußgeschwärzt, die Türme eingestürzt. Er sah verlassen aus.
    »Ich kann ihn nicht töten«, sagte Gabe.
    »Nein«, stimmte Coulter lächelnd zu. »Aber ich kann es.«
    Dann verschwamm die Welt erneut, und Gabe lehnte wieder mit gespreizten Beinen am Brückenpfeiler. Er grub die Hände in den feuchten Boden. Er wollte lieber nicht darüber nachdenken, mit welchem Unrat die Erde hier getränkt war.
    Sein Mund war offen und ausgetrocknet, sein Kinn naß von Speichel. Er schluckte, leckte sich die Lippen und wischte sich das Kinn ab.
    Kiana kniete neben ihm. Mitleid machte ihre Züge klarer. »Ich habe gehört, daß du das kannst, aber ich konnte es mir nicht vorstellen.«
    »War das eine Vision?« fragte Leen.

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