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Fey 06: Die Erben der Macht

Fey 06: Die Erben der Macht

Titel: Fey 06: Die Erben der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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sich aufrichtete, verstummten die Männer.
    Yasep beobachtete ihn. Sein dunkles Gesicht war mißtrauisch.
    »Sprich weiter«, forderte ihn Matthias auf. »Offenbar bist du oben gewesen. Laß uns deinen Bericht hören.«
    Yasep schob trotzig das Kinn vor. Wenn er Matthias Bericht erstattete, bedeutete das, daß er ihn als Anführer akzeptierte.
    »’s is’ nit recht, Geheimnisse vor ihm zu ham«, ermunterte Marly ihn. »Nit jetzt.«
    »Sie hat recht«, stimmte Denl zu. »Wenn’s stimmt, was sie sagen, brauchen wir ihn.«
    »Was sagen sie denn?« erkundigte sich Matthias. Er bemühte sich, mit kräftiger Stimme zu sprechen, obwohl es weh tat. Jedesmal, wenn er das Gesicht bewegte, spannten die Schorfkrusten über seinen Wunden.
    Marly hockte sich neben ihn und reichte ihm einen kleinen Becher mit Wasser. Matthias nahm ihn, aber er trank nicht. Er wollte nicht gierig erscheinen.
    »Sie sagen, der Rocaan is’ tot«, erklärte Jakib. Er kauerte neben einer Kiste und sah verängstigt aus.
    Matthias’ Herz klopfte heftig. Das hätte er lieber nicht gehört. »Wie ist das möglich?« fragte er.
    »Das Weihwasser nützt nix mehr«, erläuterte Ubur.
    »Und der Tabernakel is’ abgebrannt. Hab’s mit eigenen Augen gesehn, von der Brücke«, fügte Denl hinzu.
    Also hatten die Fey einen Weg gefunden, das Weihwasser unschädlich zu machen, und den Rocaan ermordet. Matthias’ Kopf drehte sich. Wenn das stimmte, war die Insel verloren.
    »Gibt es eine Möglichkeit, diese Nachrichten zu überprüfen?« wandte er sich an Yasep.
    »Nur wenn man lebensmüd is’«, erwiderte dieser.
    »Und ’s kommt noch schlimmer«, sagte Denl.
    »Schlimmer?« Matthias fragte sich, was jetzt noch kommen konnte. Der Tabernakel, seine Heimat, dem seine ganze Liebe galt, obwohl es ihn so verletzt hatte, existierte nicht mehr.
    »Jahn is’ abgebrannt.«
    »Die ganze Stadt?«
    »Fast.«
    »Und der Palast?«
    »Umzingelt und alle Wachen tot. Wenn der König noch am Leben is’, dann nit mehr lang«, entgegnete Yasep.
    Also hatte Nicholas das Spiel schließlich doch verloren, das er seit zweiundzwanzig Jahren spielte. Matthias fühlte keine Genugtuung. Er fragte sich kurz, was aus dem armen Aud geworden war, der so gewissenhaft seine Weisung erfüllen wollte, und seufzte. Der Junge war wahrscheinlich tot wie all die anderen.
    Oder würde es bald sein.
    »Was ist mit den Kindern des Königs?« fragte Matthias weiter.
    Yasep zuckte die Achseln. Offenbar interessierte es ihn nicht. Die meisten Inselbewohner dachten so. Wahrscheinlich würden die Kinder des Königs zu ihrem Urgroßvater überlaufen. Trotz allem, was geschehen war, fühlte Matthias Mitleid mit Nicholas. Der Mann hatte die falsche Wahl getroffen und es zu spät gemerkt.
    »’s is’ nur ’ne Frage der Zeit, bis sie uns finden«, warnte Jakib. »Die Wachen ham vor den Tunnels angegriffen.«
    »Und der Junge ist von der Tabernakelseite gekommen«, ergänzte Matthias. »Die Fey sind nicht dumm. Sie werden innerhalb weniger Tage hier sein.«
    »Wir können nirgends woanders hin«, wandte Yasep ein. Er fuhr sich mit der Hand durch das strähnige Haar und senkte den Kopf. Im Laufe eines einzigen Nachmittags war er geschlagen worden, der einst so stolze Mann, der Matthias nicht in seiner Truppe hatte dulden wollen.
    Aber Yasep hatte die Zerstörung mit eigenen Augen gesehen. Für Matthias existierte sie nur in seiner Vorstellung. Sie war nicht wirklich. Für Matthias war Titus nicht tot, sondern immer noch der junge, schüchterne Mann, der die Geheimnisse und die Zukunft des Tabernakels in Händen hielt.
    Matthias war furchtbar ungerecht zu ihm gewesen.
    Zu ihnen allen.
    »Ich muß das alles selbst sehen«, sagte Matthias.
    »Ihr könnt ihnen vertraun«, beschwichtigte Marly. »Sie würden nit lügen.«
    Matthias schüttelte den Kopf. »Ich behaupte nicht, daß jemand lügt. Aber ich muß unbedingt wissen, ob der Rocaan noch am Leben ist.«
    »Was geht’s dich an?« fragte Yasep. »Du hast gesagt, du wärst nit mehr religiös.«
    Matthias legte eine zitternde Hand an die Stirn. »Denl, du verstehst doch, was es bedeutet, wenn der Rocaan tot ist, oder?«
    »Dann kann keiner mehr mit Gott reden.«
    »So ungefähr«, bestätigte Matthias. »Und was noch?«
    »’s gibt keine Religion mehr.«
    Matthias nickte.
    »Aber was geht’s dich an?« wiederholte Yasep. »Du hast doch nix mehr damit am Hut.«
    Matthias sprach durch Benommenheit und Schmerzen hindurch. »Ich habe nur die Position des

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