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Fey 06: Die Erben der Macht

Fey 06: Die Erben der Macht

Titel: Fey 06: Die Erben der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Rocaan aufgegeben. Ich bin immer noch ein Rocaanist.«
    »Das sind nur Worte«, wandte Yasep ein, »und ’s spielt für uns keine Rolle.«
    »Wenn du das wirklich glaubst, bist du ein Narr«, sagte Matthias.
    Die anderen schnappten nach Luft. Marlys Griff um Matthias’ Arm wurde fester. »Der Rocaan stellt das Weihwasser her.«
    »Aber bei diesen Fey hat’s nix genützt«, wandte Jakib ein. »Hab’s doch selber gesehn.«
    »Das Weihwasser ist nur eines der Geheimnisse«, erklärte Matthias. »Und der Rocaan kennt noch ein Dutzend weitere. Ich habe sie studiert. Ich bin einmal Rocaan gewesen. Und wenn Titus tot ist, bin ich der einzige, der sie kennt.«
    »Noch ein Grund mehr, vom Tabernakel wegzubleiben«, murmelte Marly.
    »Ihr versteht mich nicht.« Matthias beugte sich vor und fühlte, wie seine Narben sich spannten. »In den Blutklippen gibt es Legenden über Schwerter, die mit einer einzigen Berührung töten. Von Nahrung, die die Feinde zerstört. Diese Legenden erzählen sogar von Wasser, das Menschen schmelzen läßt.«
    »Wie Weihwasser«, sagte Denl.
    Matthias nickte. Jetzt hatte er ihn da, wo er ihn haben wollte. »Und jede dieser Legenden handelt von einem Geheimnis, das nur der Rocaan kennt. Es gibt ein Rezept für das Weihwasser. Anweisungen, ein Schwert zu schmieden. Und genau das habe ich an dem Tag versucht, als mich die Fey angriffen.«
    »Is’ doch egal«, knurrte Yasep. »Ob du’s weißt oder er. Is’ egal.«
    »Nein«, widersprach Matthias. »Ist es nicht. Wenn zwei es wissen, können wir diese Geheimnisse doppelt so schnell prüfen. Wir können rascher eine Waffe schmieden. Wir müssen den Rocaan finden.«
    Marly legte ihm die Hand auf den Arm. »Wir können nit gehn. Ihr könnt nit durch den Tunnel kriechen. Was is’, wenn die Fey auf der andren Seite warten? Dann sind wir alle tot.«
    »Du hast die Rocaanisten schon einmal verlassen«, ergänzte Yasep. »Jetzt isses ihr Problem.«
    »Aber …«
    »Nein«, bekräftigte Yasep. »’s wär nit vernünftig, wenn ihr beide den Löffel abgebt. Wenn der Rocaan tot is’, sei’s drum. Wenn nit, kann er kämpfen, und du kannst kämpfen. An verschiedenen Orten.«
    Matthias fuhr mit der Hand über seine Verbände. Das klang einleuchtend, aber es gefiel ihm nicht. Er mußte wissen, ob er als einziger übrig war, ob er jetzt die Hoffnung des Rocaanismus war.
    Die Hoffnung der Insel.
    »’s wär nit klug, zu sterben, um was rauszukriegen, was Ihr mit’n bissel Geduld genausogut rauskriegen könnt«, gab Marly zu bedenken.
    »Auf den Straßen sagen sie, der Rocaan wär tot«, mischte sich Jakib ein. »Und der Tabernakel wär abgebrannt. Muß wohl stimmen.«
    »’s bedeutet den Tod, jetzt hinzugehn«, bekräftigte Yasep. »Ich laß meine Leute nit gehn.«
    Das war genau der Punkt. Matthias konnte nicht allein aufbrechen. Er wußte nicht, ob er es ohne Marly an seiner Seite, ohne Vorräte, ohne jemanden, der ihn auffing, wenn er ohnmächtig wurde, schaffen konnte. Er war immer noch sehr schwach.
    Und die Männer hatten recht. Wenn Titus wirklich tot war, würde er es schon erfahren.
    Wenn seine ganze Vergangenheit ausgelöscht war.
    »Was schlagt ihr vor, wohin wir gehen sollen?« fragte Matthias. Er wußte, daß er sich mit dieser Frage geschlagen gab. »Hier können wir nicht bleiben. Die Fey werden uns finden. Sie werden die Tunnel entdecken, und zwar bald, wenn der Junge die Wahrheit gesagt hat.«
    »Ich kenn’ nit viele Verstecke«, erwiderte Yasep. »Und wenn die Fey so schlau sind, wie’s aussieht, wern sie sie alle finden. Wie du sagst, ’s is’ nur ’ne Frage der Zeit.«
    Matthias sah ihn an. In seiner stolzen Art bat ihn der Mann um Hilfe. »Wie weit nach Osten führen diese Tunnel?«
    Yasep zuckte die Achseln und wandte den Blick ab. Denl beugte sich vor, eifrig und verängstigt zugleich. »Nach Osten?« fragte er. »Was is’ im Osten?«
    Matthias antwortete nicht. Er war nicht bereit, sich zu rechtfertigen, noch nicht. »Wie weit?« wiederholte er.
    »Ich bin so weit gewesen, wie das alte Jahn reicht«, erklärte Jakib. »Da sind die Tunnels noch nit zu End. Aber ich weiß auch nit, ob sie noch viel weiter gehn.«
    »Die Stadtgrenze des alten Jahn reicht uns«, erwiderte Matthias. »Brennt auch dieser Teil der Stadt?«
    »Mehr der Westen und Süden«, gab Denl Auskunft.
    »Dann laßt uns hoffen, daß es den ganzen Abend so bleibt.«
    »Du solltest uns besser sagen, wohin wir gehn, falls wir uns verlieren«, gab Yasep zu bedenken.

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