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Fey 06: Die Erben der Macht

Fey 06: Die Erben der Macht

Titel: Fey 06: Die Erben der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Tatsache, daß der Tag heißer war als normal. Wenn es um Magie ging, waren sie nicht dumm. Sie wußten, daß es mit Coulter eine besondere Bewandtnis hatte, aber sie wußten nicht, welche.
    Adrian zog einen weiteren Pfeil aus dem Köcher und zielte. Leen packte ihr Schwert. Gabe griff nach Leens Messer. Plötzlich waren sie eine kleine Streitmacht.
    »Ich verteidige dieses Mitglied der Schwarzen Familie«, verkündete Coulter. »Besiegt mich, und ihr alle werdet sterben.«
    »Du bist ein Inselbewohner«, wandte eine Frau neben ihm ein.
    »Gut beobachtet«, spottete Coulter mit einem Sarkasmus, der ihm sonst fremd war. »Laßt Fledderer los.«
    Die Fußsoldaten rührten sich nicht. Der verwundete Soldat, in dessen Schulter immer noch Adrians Pfeil steckte, hielt Fledderer nach wie vor fest. Auch sonst bewegte sich niemand. Immer noch stieg beißender Rauch auf, und es schien immer heißer zu werden. Schweißbäche rannen über Adrians Gesicht. Er hatte schon lange nichts mehr getrunken. Er fragte sich im stillen, wie lange sein Körper noch Wasser verlieren und sich dabei aufrecht halten konnte.
    »Laßt ihn los«, wiederholte Coulter.
    Die Fey warteten. Es war offenbar eine Art Test. Sie wollten sehen, wozu er noch fähig war.
    Trotz der Hitze überlief Adrian ein Frösteln. Coulter hatte gesagt, er verfüge zwar über ein ganzes Arsenal an Waffen, aber nur über wenig Kraft. Die Fey dagegen hatten Verstärkung auf der Straße und mehr Waffen, als Adrian sich vorstellen mochte.
    Zu bluffen war das einzige, was sie noch retten konnte. Aber Coulter schien nicht zu wissen, wie er das anstellen sollte.
    Adrian hatte immer noch den Pfeil auf die Sehne gelegt, ließ den Bogen jetzt aber langsam sinken. »Tut, was er sagt.« Adrian bemühte sich, laut zu sprechen. »Oder er wird euch alle töten.«
    Ein Meer von völlig unbeeindruckten Fey-Gesichtern.
    »Kannst du hexen?« zischte Gabe Coulter mit gedämpfter Stimme zu, aber Coulter schien ihn nicht zu hören. Statt dessen blinzelte er, und Adrian glaubte, einen kleinen Blitz in der Sonne auflodern zu sehen. Aber der Blitz war so schnell verschwunden, wie er gekommen war.
    Dann taumelten die Soldaten, die Fledderer hielten, plötzlich zurück. Die vorderste Frau fiel auf die Knie. Blut tropfte ihr aus Augen, Nase und Ohren. Sie starrte Coulter einen Augenblick an, bevor sie vornüberkippte. Der nächste griff sich an die Stirn, als habe er Kopfschmerzen. Er torkelte rückwärts in die Menge seiner Gefährten, die sich teilte wie Gras im Wind. Als er den Rand der Straße erreichte, sank auch er mit weit aufgerissenen Augen zu Boden.
    Tot.
    Der dritte, der Fey mit Adrians Pfeil in der Schulter, riß Augen und Mund auf, stieß ein leises Quieken aus und kippte nach hinten.
    Tot.
    Coulter betrachtete sie. Seine Mundwinkel waren blau, und er ballte so heftig die Fäuste, daß seine Arme zitterten. Adrian wußte, welche Anstrengung das alles für ihn bedeuten mußte. Coulter war immer der Friedliche gewesen, der seine Zauberkräfte nur im Guten anwenden wollte. Jetzt wurde er zu diesem Kampf gezwungen, weil er den einzigen Menschen verteidigen mußte, den er liebte.
    Gabe.
    Offenbar war Coulter unfähig zu sprechen. Adrian hatte diesen Ausdruck schon einmal, vor wenigen Stunden, auf seinem Gesicht gesehen. Mit jedem Toten schien Coulters Seele ein kleines bißchen zu sterben.
    »Nun? Will auch der Rest von euch so enden? Laßt uns durch«, wiederholte Adrian.
    »Er kann uns nicht alle töten«, knurrte ein Fey aus dem Hintergrund in seiner eigenen Sprache.
    »Macht nichts. Der Schwarze König wird uns bestrafen, wenn wir den Jungen laufenlassen«, erwiderte ein anderer.
    »Kannst du hexen?« flüsterte Gabe wieder.
    »Es wird nicht funktionieren«, zischte Leen zurück. »Sie haben recht.«
    Fledderer schien sich von seinem Schreck erholt zu haben. Er gesellte sich wieder zu seinen Freunden, und während die Fey noch diskutierten, verteilte er Waffen. Er reichte Gabe ein weiteres Messer und Leen ein zusätzliches Schwert. Er bot auch Coulter ein Messer an, aber dieser würdigte ihn keines Blickes.
    Adrian wartete, den Pfeil immer noch auf der Sehne.
    Jemand mußte den ersten Schritt tun, aber das würde nicht er sein.
    Eine Träne rann über Coulters Wange. Eine zweite folgte. Er schloß die Augen, hob die Hände über den Kopf und flüsterte ein Wort in Inselsprache. »Blitz!«
    Sofort grollte Donner über ihren Köpfen. Die Rauchschwaden verwandelten sich in Gewitterwolken,

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