Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fey 06: Die Erben der Macht

Fey 06: Die Erben der Macht

Titel: Fey 06: Die Erben der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
Vom Netzwerk:
und der Himmel verdunkelte sich.
    »Duckt euch«, befahl Coulter in Inselsprache. Er blickte Adrian an. »Bitte. Duckt euch.«
    Adrian ließ den Bogen fallen, packte Gabe und riß ihn mit sich zu Boden. Fledderer tat das gleiche mit Leen. Knisternd zuckte ein Blitz in gewaltigen Zickzackbögen über den Himmel.
    Die Luft war elektrisch geladen. Adrians Nackenhaare stellten sich auf. Gabe blinzelte und versuchte etwas zu sehen, aber Adrian drückte ihn zu Boden. Der Blitz kroch über den Himmel, langsamer als jeder gewöhnliche Blitz. Adrian hob den Kopf und beobachtete ihn. Einige der Fey hatten sich kurz nach Adrian zu Boden geworfen. Andere waren stehengeblieben. Das unheimliche grüne Licht erleuchtete ihre Gesichter und färbte sie aschgrau.
    Dann, endlich, schlug der Blitz ein, und ein ohrenbetäubendes Klagegeheul erhob sich. Adrian preßte das Gesicht auf die ausgedörrte Erde. Ein Knistern übertönte das Geschrei, und ein Gestank stieg auf, ein Gestank, den Adrian seit der ersten Invasion der Fey vor vielen Jahren nicht mehr gerochen hatte. Aber dieser neue Gestank war noch anders. Er war dicker und ätzender, roch weniger nach Verwesung.
    Der Gestank von brennendem Fleisch.
    Adrian drehte sich der Magen um, aber er ließ Gabe nicht los. Bis jetzt hatte der Blitz Coulters Freunde verschont, aber Adrian wußte nicht, wie gut Coulter die Situation unter Kontrolle hatte.
    Also blieb Adrian auch liegen, als der Gestank stärker wurde und die Schreie abbrachen – alle außer einem einzelnen hohen Klageton. Gabe scharrte auf der trockenen Erde.
    »Coulter«, keuchte er.
    Adrian hob den Kopf. Gabe hatte es erkannt, bevor Adrian begriffen hatte. Den letzten Schrei hatte Adrians Adoptivsohn ausgestoßen.
    Coulter stand hoch aufgerichtet vor einer Straße voller versengter und brennender Menschen. Ein paar Fey bewegten sich noch inmitten des Schlachtfeldes, aber sie waren die einzigen, deren Körper noch unversehrt waren. Der Himmel klarte auf, die Wolken zogen weiter, der Blitz war verschwunden.
    Und Coulters Mund stand offen, seine Augen starrten geradeaus, ohne etwas zu sehen, und er schrie.
    »Er soll aufhören. Wir müssen ihn dazu bringen, daß er aufhört!« Gabe entwand sich Adrians Griff, rannte zu Coulter und legte die Arme um ihn. Coulter rührte sich nicht.
    Auch Fledderer und Leen hatten sich erhoben. »Wir haben wenig Zeit«, warnte die Rotkappe. »Ich wette, sie haben schon um Hilfe geschickt. Und wenn die, die noch am Leben sind, sich von ihrem Schreck erholt haben, nehmen sie unsere Verfolgung auf. Wir müssen los.«
    Leen musterte die Leichen. Ein Meer verkohlten Fleisches. »Er ist ein Zauberer!« flüsterte sie.
    »Hast du das jetzt erst gemerkt?« spottete Fledderer.
    Gabe hielt Coulter immer noch umarmt, aber dieser rührte sich nicht von der Stelle. Sein Klageschrei war in ein heiseres Jammern übergegangen.
    »Bring ihn dazu, daß er sich in Bewegung setzt«, forderte Fledderer.
    »Wohin?« fragte Adrian. Hinter ihnen war das Feuer und vor ihnen der Tod.
    »Nicht nach Jahn, soviel ist mal sicher. Und zum Hof können wir auch nicht zurück. Wir haben nur die Wahl, ob wir nach Osten oder nach Westen gehen.«
    »Macht sowieso keinen Unterschied«, meinte Adrian.
    »Im Westen sind Fey«, sagte Leen. »Sie haben alle Bewohner des Schattenlandes abgeschlachtet.«
    »Hier können wir das jedenfalls nicht entscheiden«, erklärte Fledderer und deutete mit dem Kinn auf eine Fey-Soldatin, die sich inmitten der Toten mühsam aufrichtete. »Laßt uns gehen.«
    »Ich werde Coulter holen.« Adrian schob Gabe beiseite und legte Coulter sanft die Hand auf den Mund. Dann drückte er Coulters Kopf an seine Schulter. Coulter beugte steif den Nacken, am ganzen Körper zitternd.
    »Adrian«, stammelte Coulter. »Adrian.« Und dann brach er in ein nicht enden wollendes Schluchzen aus. So hatte Coulter nicht mehr geweint, seit er vor fünfzehn Jahren entdeckt hatte, daß seine Zauberkraft auch Schaden anrichten konnte.
    Damals hatte es einen ganzen Nachmittag gedauert, bis er sich wieder beruhigt hatte. Soviel Zeit hatten sie jetzt nicht.
    »Es ist nicht deine Schuld«, tröstete ihn Adrian. »Manchmal bleibt einem keine Wahl. Manchmal muß man die Menschen verteidigen, die man liebt.«
    »A … a … aber …«
    »Kein Aber«, unterbrach ihn Adrian. »Wir müssen jetzt gehen, oder alles war umsonst. Sie würden uns alle töten.«
    Coulter zitterte noch immer.
    »Hab Vertrauen. Ich bin stark«, beschwichtigte

Weitere Kostenlose Bücher