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Fey 06: Die Erben der Macht

Fey 06: Die Erben der Macht

Titel: Fey 06: Die Erben der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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aus nächster Nähe.
    Er schluckte und kämpfte die Übelkeit mit Willenskraft nieder. Sie waren nur ein paar Meter von ihm entfernt. Die meisten Fliesen im Hof waren unbedeckt, und die Szenen aus dem Leben des Roca glänzten im Sonnenschein. Die Tiere umringten den Tabernakel wie eine pelzige Mauer und sahen ihn mit leeren Augen an. Ein Wolf, der ihm direkt gegenüberhockte, öffnete das Maul und zeigte scharfe gelbe Fänge.
    Aus dem Mund einer kleinen Katze tropfte Speichel.
    Reece überwand sich und trat einen Schritt näher heran. Nicht einmal aus nächster Nähe konnte er die Fey auf den Rücken der Tiere erkennen. Es sah aus, als befinde er sich mit lauter wilden Geschöpfen allein und schutzlos im Wald.
    »Ich würde gern einige Worte mit eurem Anführer wechseln«, sagte er auf Nye. Sein Fey war schlecht, er kannte nur wenige Worte.
    »Du bist nicht der Anführer von deinen Leuten.« Die Stimme, die jetzt ertönte, war weiblich. Sie sprach in Inselsprache.
    »Nein, ich bin nicht der Rocaan«, sagte Reece. »Ich bin einer der Ältesten, eine Stufe unter dem Rocaan.«
    »Wir sprechen nur mit dem Anführer.«
    Das ging nicht. Um nichts auf der Welt würde der Rocaan hier herunterkommen. »Vergebt mir«, erwiderte Reece ebenfalls in Inselsprache, »aber auch Ihr seid nicht die Anführerin der Fey. Einen anderen Gesprächspartner als mich wird es nicht geben.«
    Links neben Reece knurrte ein Hund. Er vermied es, das Tier anzusehen.
    »Gutes Argument«, sagte die Frau. »Du kannst sprechen.«
    »Ich kann Euch nicht sehen.« Er mußte langsam sprechen, damit er nicht stotterte. Er konzentrierte sich noch schärfer. »Bitte laßt mich sehen, an wen ich meine Worte richte.«
    Einer der Hunde trottete vor. Es war der größte Hund, den Reece je gesehen hatte. Sein Fell war kurz und braun, die Muskeln der Vorderbeine waren besonders ausgeprägt. Sein Kopf befand sich auf Schulterhöhe von Reece. Die Fey-Frau saß auf dem flachen Nacken des Tieres und war nicht größer als Reeces Finger. Sie hatte die Hände in das Fell des Tieres geklammert und ihre Beine …
    Sie hatte keine Beine. Es schien, als sei sie ein Teil des Hundes, denn ihr Unterkörper ging nahtlos in den Körper des Tieres über.
    »Du sprichst zu mir«, sagte sie. »Ich bin Onha. Diese Truppe untersteht meinem Befehl.«
    »Onha.« Reece deutete eine leichte Verbeugung an. Es verwirrte ihn immer noch, daß die Fey ihren Frauen die Führung überließen, obwohl ihm dieser Umstand nun schon seit zwei Jahrzehnten bekannt war. »Mein Name ist Reece. Ich bin einer der Ältesten des Tabernakels.«
    »Nun«, sagte sie mit einer Stimme, die für ihre geringe Körpergröße erstaunlich kräftig war, »damit hätten wir den amüsanten Teil hinter uns. Wie wäre es jetzt mit einem nahrhaften Mittagessen?«
    Das schallende Gelächter in ihrem Rücken zeigte Reece, daß sie einen Witz gerissen hatte, vermutlich auf seine Kosten. Ihre Anspielung gefiel ihm gar nicht.
    »Der Rocaan heißt Euch willkommen und fragt nach dem Grund Eures Besuchs.«
    »Das hätte er auch selbst vom Balkon aus erledigen können.« Sie sah nach oben und winkte.
    Reece blickte ebenfalls hinauf. Titus stand auf dem Balkon, neben sich Hume. Die anderen Balkone waren leer.
    »Nun, die Umstände sind etwas ungewöhnlich«, sagte Reece. »Wir hielten es für das Beste …«
    »Euren Rocaan zu schonen, falls wir seinen Boten auffressen sollten?«
    Ein Schauder überlief Reece. Wieder eine Anspielung auf Essen. Das gefiel ihm überhaupt nicht.
    Reece schluckte, bevor er antwortete. »Es ist bei uns Brauch, daß jeder Gast zum Rocaan geführt wird.«
    Die kleine Fey-Frau lächelte. »Wir sind nicht irgendwelche Gäste.«
    »In der Tat«, stimmte Reece zu. »So eine Truppe haben wir hier noch nie gesehen.«
    »Das glaube ich auch.«
    Hinter Onha ertönte ein neuerliches Knurren. Erschrocken hob Reece den Kopf. Er hatte noch niemals einen so durchdringenden Tierlaut gehört.
    »Ach ja, die Bärenreiter«, sagte Onha leichthin. »Es ist gar nicht so einfach, sie unter Kontrolle zu halten.«
    »Bär?« fragte Reece und wünschte augenblicklich, er hätte diese Frage nicht gestellt.
    Das Lächeln der kleinen Fey wurde noch breiter. »Richtig. Ihr habt keine großen Raubtiere auf der Blauen Insel, nicht wahr?«
    »Raubtiere?« Reece plapperte nur noch nach, was sie sagte, aber er konnte einfach nicht anders.
    »Raubtiere«, bestätigte Onha. Sie lehnte sich zurück und ließ winzige Brüste sehen. All die

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