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Fey 06: Die Erben der Macht

Fey 06: Die Erben der Macht

Titel: Fey 06: Die Erben der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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zerriß wie mürbes Papier.
    »Hör auf!« schrie die Fey-Frau. Sie wollte zu den beiden stürzen, aber Adrian hielt sie am Arm fest. Sie versuchte, sich loszureißen. »Der Inselbewohner bringt ihn um!«
    »Coulter hat ihm schon einmal das Leben gerettet«, sagte Adrian. »Er wird es auch ein zweites Mal tun, wenn es sein muß.«
    Sie zog ihren Arm aus Adrians Griff, blieb aber stehen.
    Die Jungen waren in den Lichtsträngen wie eingeschlossen. Diejenigen Stränge, die die beiden miteinander verbanden, leuchteten. Sobald einer der Stränge zerriß, flogen Funken aus dem Kreis und landeten auf dem Boden. Die Funken hinterließen winzige Brandmale im Gras.
    »Nein!« schrie Gabe in Fey.
    Coulter sagte kein Wort. Er war näher an Gabe herangerückt und fügte währenddessen die Stränge wieder zusammen oder schuf neue, die bald darauf zerbarsten. Adrians Herz klopfte heftig. Er hatte die beiden schon einmal in diesem Gewebe aus Licht gesehen, am Tag, als er und Coulter das Schattenland verließen. Auch damals hatte Gabe ›nein‹ geschrien, aber Jahre später hatte Coulter ihm erzählt, daß Gabe nicht wollte, daß er wegging.
    Hier war etwas anderes geschehen.
    »Wir müssen etwas dagegen tun«, sagte Leen.
    Adrian packte sie noch fester am Arm. Er hatte gelernt, Coulter trotz seiner sonderbaren Kräfte zu vertrauen. Er wußte, daß Coulter allein damit fertig werden würde.
    Das mußte er auch. Adrian konnte nichts tun, und die Frau ebensowenig. So wie sie aussah, gehörte sie zur Infanterie und war noch zu jung, um über Zauberkräfte zu verfügen.
    Coulter war jetzt dicht neben Gabe, streckte die Hand aus und ergriff Gabes Schulter. Das Licht um die beiden leuchtete so blendend hell auf, daß Adrian und Leen sich die Augen zuhielten. Gabe hörte auf zu schreien.
    Jegliches Geräusch schien zu verstummen.
    Adrian nahm die Hand von den Augen, blinzelte und runzelte die Stirn. Vor ihm hatte jemand ein Loch in die Luft geschnitten. Durch dieses Loch konnte er den Cardidas sehen und auf der anderen Seite des Flusses die Stadt Jahn, die leer und verlassen aussah. Der Tabernakel war kaum noch zu erkennen, die weißen Wände waren verrußt. Coulter und Gabe standen auf einem großen Boot. Coulter zeigte auf den Tabernakel, aber Gabe blickte geradeaus auf die Brücke.
    Er sah verängstigt aus.
    Dann verschwamm das Bild und mit ihm alles Licht. Coulter hielt den schluchzenden Gabe fest in den Armen.
    »Hast du das gesehen?« fragte die Fey.
    Adrian, der nicht wußte, was er davon halten sollte, nickte unsicher.
    »Mir hat der Anblick nicht besonders gefallen«, ertönte eine Stimme hinter ihm. Adrian wandte sich um. Dort stand Fledderer zusammen mit Luke. Fledderer war eine Rotkappe und gehörte somit zu den Niedrigsten aller Fey. Er war klein und stämmig, und das einzige, was ihn als Fey auswies, war die dunkle Haut, das dunkle Haar und seine geschwungenen Gesichtszüge.
    Luke blickte dümmlich. »Er hat mich einfach hergeschleppt. Ich weiß, daß es Coulter nicht gefallen wird.«
    Adrian zuckte die Achseln. Es scherte ihn im Augenblick wenig, was Coulter gefiel oder nicht. Coulter kümmerte sich immer noch um Gabe, der versuchte, ihn wegzuschieben.
    Die Fey verschränkte die Arme. »Du bist ein Verstoßener«, sagte sie.
    »Ich«, entgegnete Fledderer, »bin der geborene Verstoßene. Und du bist viel zu lang, um meine Freundin zu sein.«
    »Man soll nie nach dem Äußeren urteilen«, warf Luke ein. Seine Beziehung zu Fledderer ähnelte der eines zänkischen, aber dennoch liebevollen älteren Ehepaares. Er sah Fledderer nicht an, sondern musterte interessiert die Fey. Noch nie hatte er an einer der hiesigen Frauen soviel Interesse gezeigt.
    Das gefiel wiederum Adrian ganz und gar nicht. »Hast du das Bild auch gesehen?« fragte er Fledderer.
    »Das war eine Offene Vision«, sagte Fledderer. »Ziemlich selten. Sie ereignen sich, wenn Schicksale beschlossen sind, wenn alle Beteiligten durch ein Ereignis aneinandergefesselt werden, das so wichtig ist, daß es die Zukunft der Welt verändern kann.«
    »Der Welt?« fragte die Fey. Sie wurde immer sarkastischer.
    »Der Welt«, bestätigte Fledderer, ohne sie anzusehen. Er beobachtete Coulter und Gabe. Gabe lag weinend in Coulters Armen und zitterte am ganzen Körper.
    »Ihr Verstoßenen denkt euch immer die tollsten Geschichten aus«, sagte Leen.
    »Ich denke mir das nicht aus«, antwortete Fledderer. »Du bist nur ein Kind, das man falsch erzogen hat. Du hast keine Ahnung von

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