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Fey 06: Die Erben der Macht

Fey 06: Die Erben der Macht

Titel: Fey 06: Die Erben der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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kleinen Fey waren nackt. »Bären. Tiger. Löwen. Tiere, zu deren Beute auch Menschen gehören.«
    Wieder erschauerte Reece. Er mußte unbedingt den Verlauf dieses Gesprächs ändern. Er würde dem Tabernakel keinen Dienst erweisen, wenn er jetzt die Kontrolle über sich verlor. Obwohl die Fey es genau darauf abgesehen hatten.
    »Der Rocaan wird Euch empfangen«, sagte Reece und reckte sich, so hoch er konnte. Er hob die Stimme. »Aber er würde es vorziehen, einen nach dem anderen zu empfangen.«
    »Er wird uns empfangen, ja?« fragte Onha. »Warum eigentlich, wenn er auch von seinem Balkon aus eine Rede halten kann?«
    »Das wird dann auch seine letzte sein«, knurrte eine männliche Stimme hinter Reece.
    Reece holte tief Luft, hielt sie an und atmete langsam aus, bevor er antwortete. »Ihr seid gekommen, um uns einen Besuch abzustatten«, sagte er und fühlte sich ohnmächtig.
    »Nein.« Onha löste eine Hand aus den Genickfalten des Hundes und strich sich das Haar aus dem Gesicht. »Wir sind nicht gekommen, um euch zu besuchen.«
    »Warum seid Ihr dann hier?«
    »Ihr seid die berühmten Schwarzkittel, nicht wahr?« fragte sie.
    Schwarzkittel war der Name der Fey für die Bewohner des Tabernakels. Ein herablassender Name, den sie von Anfang an benutzt hatten. Reece gab keine Antwort.
    »Ihr seid so mächtig, daß ihr die Fey aufhalten könnt.«
    »Wir haben einen Waffenstillstand geschlossen«, gab Reece zurück. »Wir leben jetzt zusammen auf der Insel.«
    »Ihr habt einen Waffenstillstand geschlossen.« Onhas Stimme klang spöttisch. »Einen Waffenstillstand, der durch euer Weihwasser und die Feigheit unserer Leute zustande kam.«
    Reece streckte die Hände aus. »Ich bin unbewaffnet. Ich bin in gutem Glauben zu Euch gekommen.«
    »Gutem Glauben. Was für ein religiöser Ausdruck«, entgegnete Onha. »Natürlich ist Euer Glaube gut, Schwarzkittel. Ihr habt die Situation von Anfang an beherrscht.«
    Reece leckte sich die Lippen und blickte zu den Tieren hinüber. Sie beobachteten ihn immer noch unbeweglich. Eines der größeren, aufrechten Tiere (ein Bär?) hatte die Schnauze geöffnet und zeigte seine kurzen Zähne.
    »Wenn es Euch um einen Angriff gegangen wäre, dann hättet Ihr das auf die typische Art der Fey erledigt«, sagte Reece. »Ihr hättet das Überraschungsmoment ausgenutzt. Also wollt Ihr etwas anderes. Was wollt Ihr?«
    Der Hund hockte sich hin und legte den Schwanz um die Hinterpfoten. Die Fey-Frau auf seinem Rücken beugte sich vor, als hingen ihre Beine an den Seiten des Hundes herab, und zwängen sie, das Gleichgewicht zu halten.
    »Deine Annahme ist falsch, Schwarzkittel«, sagte sie. »Mein Befehl lautet, zu warten, bis ihr uns bemerkt, oder, solltet ihr uns nicht bemerken, bis zum Mittag zu warten, wenn die Fußsoldaten hier eintreffen werden.«
    Reece runzelte die Stirn. Er verstand überhaupt nichts. Oder vielleicht hatte er auch nur Angst davor.
    »Wir sind zu einem Gespräch bereit. Der Rocaan wird Euch alle empfangen«, antwortete Reece. »Ich begreife nicht …«
    »Du mußt einfach nur begreifen, was dich töten wird, Schwarzkittel«, entgegnete Onha. »Ihr müßt alle begreifen, daß Eure unbedeutenden Kräfte dem Schwarzen König nicht gewachsen sind.«
    »Dem Schwarzen König?« Reece schluckte heftig. »Aber es herrscht doch Waffenstillstand.«
    »Ihr habt einen Waffenstillstand mit einem Haufen von Versagern geschlossen«, sagte Onha.
    Das Knurren hinter ihr wurde immer lauter.
    Wie auf ein geheimes Zeichen stürzten die Tiere vor.
    Bevor er starb, blieb Reece kaum noch Zeit, den Roca um Vergebung zu bitten.

 
5
     
     
    Die Schreie trieben Adrian auf die Lichtung. Es waren die Schreie eines Mannes, leise und schmerzerfüllt. Adrian rannte, so schnell er konnte, und neben ihm lief die Fey-Frau. Beide dachten genau das Gegenteil: Adrian hatte Angst, Gabe habe Coulter womöglich doch noch angegriffen, und die Fey-Frau fürchtete offenbar, Coulter habe Gabe verletzt.
    Beide blieben wie angewurzelt stehen, als sie an Coulters Lieblingsplatz ankamen. Die beiden jungen Männer waren von grellem Licht umgeben. Gabe hielt die Hände an den Kopf gepreßt. Er schrie, und endlich konnte Adrian verstehen, was er sagte.
    Es war das Fey-Wort für ›nein‹.
    Coulters Gesichtsausdruck war voller Panik. Seine Hände bewegten sich schnell, ersetzten und verwoben die Lichtstränge, die beide miteinander verbanden. Die Stränge zerbrachen immer wieder. Jeder neue Strahl, den Coulter sandte,

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