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Fey 06: Die Erben der Macht

Fey 06: Die Erben der Macht

Titel: Fey 06: Die Erben der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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erwiderte Gabe. Er klang plötzlich müde und resigniert. »Das schließt aber nicht Sebastian ein.«
    »Vielleicht doch«, widersprach Coulter. »Er ist ein Teil von dir.«
    »Wir müssen Sebastian holen.«
    »Das ist im Moment nicht möglich, glaube ich. Der Schwarze König wird dich im Palast suchen. Wir müssen dich verstecken.«
    »Aber wir können Sebastian in dieser Gefahr doch nicht allein lassen.«
    »Er ist nicht allein«, antwortete Coulter. »Er hat seinen Vater und seine Schwester.«
    Gabe schüttelte den Kopf. »Aber was ist, wenn er und ich genauso miteinander Verbunden sind wie wir beide? Was, wenn ich sterbe, weil er stirbt?«
    »Er ist kein richtiger Mensch«, sagte Coulter.
    »Doch, das ist er«, entgegnete Gabe mit ruhiger Überzeugung.
    Über Gabes Kopf hinweg blickte Coulter Adrian an. »Darüber machen wir uns später Gedanken. Als erstes müssen wir ein sicheres Versteck für dich finden.«
    »Ich werde mich nicht verstecken«, entgegnete Gabe. »Wovor soll ich mich verstecken? Der Schwarze König kann mich nicht töten. Er wird mich nicht verletzen. Wahrscheinlich ist er sogar meinetwegen auf die Insel gekommen. Es wird nichts ändern, wenn ich mich verstecke. Das Schlimmste ist bereits geschehen.« Seine Augen füllten sich bei den letzten Worten mit Tränen, aber er weinte nicht. »Hilf mir hoch«, sagte er, streckte Coulter die Hand entgegen und hörte sich fast selbst wie ein König an.
    Coulter half ihm auf die Beine, und Adrian erhob sich ebenfalls.
    »Was machen wir jetzt?« fragte Coulter. Endlich begriff Adrian, warum sich Coulter bei Gabes Erscheinen wie ein in die Falle getriebenes Tier gefühlt hatte. Der Gang der Ereignisse hatte sich so beschleunigt, daß sie kaum noch Schritt zu halten vermochten. Coulter mußte an Gabes Seite bleiben, weil sie Verbunden waren.
    »Wir müssen Sebastian finden«, sagte Gabe. »Und wir werden meinen Urgroßvater aufspüren.«
    Adrians Mund war wie ausgetrocknet. »Coulter, weißt du eigentlich, welches Risiko du eingehst? Zu Rugars Lebzeiten warst du noch ein Junge, und Rugar war schon schlimm genug. Rugars Vater herrscht seit Generationen über die Fey. Er wird …«
    »Sich noch schlimmer aufführen, ich weiß«, unterbrach ihn Coulter. »Du hast dich unmißverständlich ausgedrückt.« Er sah Gabe unverwandt an. Er beugte sich vor ihn und sagte leise: »Du kannst ihn nicht töten, Gabe, ebensowenig wie er dich töten kann.«
    Adrian warf einen Blick auf Gabe. Der entschlossene Ausdruck um den Mund, die zusammengekniffenen Augen. Er wirkte nicht wie jemand, der töten wollte, abgesehen von dem immer noch spürbaren Knistern seiner heftigen Gefühle, von jenem Zorn, den er ebenso unterdrückte wie seine Tränen.
    »Ich weiß, daß ich das nicht kann«, erwiderte Gabe. »Aber ich brauche ihn nicht so notwendig wie er mich. Ich muß nicht mein ganzes Leben in seinem Schatten verbringen.«
    »Woran denkst du?« fragte Coulter.
    »Ich werde ihn nicht töten«, antwortete Gabe. »Aber ich werde mich niemandem in den Weg stellen, der es versucht.« Dann lächelte er, löste sich aus Coulters Händen und ging voran.
    »Leen«, sagte er mit einer Stimme, die Adrian erschauern ließ. »Etwas ist geschehen.«
    Ihre Familie war tot, und sie wußte es noch nicht. Gabe teilte es ihr in demselben kühlen Ton mit. Adrian beobachtete die Frau, deren Gesichtsausdruck von Verwirrung zu absoluter, unbeherrschter Wut wechselte.
    »Mir gefällt das nicht«, sagte er leise zu Coulter.
    »Es muß dir auch nicht gefallen«, entgegnete Coulter. »Du mußt es einfach nur überleben.«
    Und zum ersten Mal fragte sich Adrian, ob er es wirklich überleben würde.

 
6
     
     
    Bestürzt sah Titus mit an, wie die Tiere sich auf Reece stürzten. Einen Augenblick lang war er unter den braunen und schwarzen Fellen begraben. Er stieß einen gellenden Schrei aus, der jäh abriß. Dann wichen die Tiere zurück, als hätten sie ihren Anteil erhalten, und gaben Titus den Blick auf den Ältesten frei.
    Ein Wolf hatte seine Fänge in Reeces Kehle geschlagen. Obwohl Reece sich noch zuckend hin- und herwarf, war sein Schrei verstummt. Blut spritzte über die Bodenplatten und rann über die Szenen aus dem Leben des Roca. Aus dem äußeren Kreis der Tiergruppe löste sich eine Katze und begann, das Blut abzulecken.
    Titus wollte nach seinem Fläschchen mit Weihwasser greifen. Er hatte schon einmal damit getötet, ein einziges Mal, damals, als die Fey den Fünfzigsten Rocaan verfolgt

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