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Fey 06: Die Erben der Macht

Fey 06: Die Erben der Macht

Titel: Fey 06: Die Erben der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Schreie wurden immer zahlreicher. Kreischen, Schreie, Warnungen, daß die Fey die Tür jeden Augenblick aufbrechen würden. Titus konnte die Angst, die den Tabernakel erfüllte, fast körperlich spüren.
    Gott aber blieb stumm.
    Seine Sandalen hallten auf den Stufen. Ein Danite rannte Titus beinahe um, während er ihn überholte, ohne sich beim Heiligen Herrn dafür zu entschuldigen. Alle wußten, was passieren würde. Die Lage war hoffnungslos. Die einzige Rettung waren die einige Stockwerke tiefer gelegenen Katakomben.
    Im dritten Stock stand Porciluna schwer atmend auf dem Treppenabsatz, eine Hand auf die Brust gepreßt. Einige Daniten und Geistliche rannten an ihm vorbei.
    Titus blieb stehen.
    »Kommt, mein Freund«, sagte Titus. »Wir müssen nach unten gehen.«
    Porcilunas Gesicht war dunkelrot. Von seinem Kinn perlten dicke Schweißtropfen. »Ich … kann … nicht …«, keuchte er und schnappte zwischen jedem Wort nach Luft. »Geht …«
    »Nein.« Titus legte einen Arm um Porciluna und zog ihn von der Wand fort. Porcilunas Talar war völlig durchgeschwitzt. »Ich gehe nicht ohne Euch.«
    »Sie … töten … Euch … Ihr … dürft … nicht … sterben …«
    »Sie werden mich nicht töten«, erwiderte Titus. »Kommt jetzt.«
    »Ich … kann … nicht …«
    Titus hörte gar nicht zu. Er half Porciluna zu den Stufen. »Ihr kommt mit. Wir gehen zusammen.«
    »Nein …«, sagte Porciluna, stieg aber trotzdem schneller die Stufen hinab. Sein Gesicht lief immer roter an, und der Schweiß rann an ihm herab wie Wasser. »Da … ist … eine … Strick… leiter …«
    Titus hatte Verständnis für Porcilunas Angst. »Wir helfen Euch hinunter«, sagte er.
    Sie hatten den nächsten Treppenabsatz erreicht, und Porciluna ergriff den Arm eines Aud. »Hilf… mir … Junge, damit … der … Rocaan … gehen … kann.«
    Der Aud blickte Titus an. Er mochte höchstens elf Jahre alt sein.
    »Ich schaffe das schon«, sagte Titus.
    »Ihr … kennt … die … Geheimnisse«, widersprach Porciluna.
    »Ich habe ihn, Heiliger Herr«, sagte der Junge, legte sich Porcilunas Arm um die Schulter und stützte den älteren Mann.
    »Danke«, erwiderte Titus.
    Das Hämmern an der Tür wurde immer lauter. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis die Fey die Tür überwunden hatten. Glücklicherweise war es ihnen entgangen, daß es einfacher gewesen wäre, durch die Fenster hereinzukommen, vor denen nur die Wandteppiche hingen. Titus hastete die Stufen hinunter. Sein Arm war von Porcilunas Schweiß durchtränkt. Der Angstgeruch des älteren Mannes stieg ihm in die Nase und ließ sein Herz schneller klopfen.
    Als er im ersten Stock ankam, hatten die Fey die Eingangstüren eingedrückt. Die Tiere kamen hereingestürmt, und die winzigen Fey auf ihren Rücken stießen ein lautes Triumphgeheul aus. Katzen, Bären, Wölfe, alles stob kreuz und quer durch den Flur des Tabernakels. Eine große Katze mit gewaltiger Mähne stieß einen der Kandelaber um, und die brennenden Kerzen rollten über den Boden.
    Daniten schrien, Auds jagten den Korridor entlang, verfolgt von Katzen aller Größen. Neben dem Bildnis des Achten Rocaan hatten einige Hunde einen Geistlichen in die Enge getrieben und knurrten ihn an, während ihnen der Speichel aus den Mäulern tropfte. Es herrschte ein entsetzlicher Gestank.
    Am schrecklichsten waren die großen Bären anzusehen. Einer von ihnen hatte einen Aud bei der Kehle gepackt und schmetterte ihn wie eine Puppe gegen die Wand. Die meisten Fey waren noch draußen und fingen alle Rocaanisten ab, die versuchten, aus dem Gebäude zu flüchten. Titus konnte es von seiner Position aus genau sehen. Die Fey packten die Auds, Daniten und Botschafter, und während ein Fey sie festhielt, zogen andere ihrem Opfer die Haut ab. Mit einer einzigen Berührung.
    Titus Magen krampfte sich zusammen. Die Daniten verspritzten Weihwasser wie Regen, aber es half ihnen nichts. Ein Aud hatte das Schwert von der Wand der Dienstbotenkapelle gerissen und schlug damit um sich. Von ihm hielten sich die Tiere fern.
    Niemand hatte Titus auf den Stufen bemerkt. Andere waren an ihm vorbeigerannt und machten wieder kehrt, als sie das Durcheinander im Erdgeschoß sahen. Porciluna und der hilfsbereite Aud hatten Titus mittlerweile erreicht.
    »So werden wir hier nicht herauskommen, nicht wahr?« fragte Porciluna. Sein Atem ging wieder gleichmäßig, obwohl sein Gesicht noch immer purpurrot gefleckt war. Sein Talar war inzwischen völlig

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