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Fey 06: Die Erben der Macht

Fey 06: Die Erben der Macht

Titel: Fey 06: Die Erben der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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leben. Es galt, Kinder zu zeugen und eine neue Generation von Infanteristen und Zauberkundigen heranzuziehen, während die Älteren langsam abtraten. Fey mußten auch lernen, in Frieden zu leben.
    Und auf Galinas war ihnen das gelungen.
    Hier auf der Blauen Insel hätten die Fey jedoch kämpfen müssen, kämpfen bis zum letzten Atemzug. Wenn sie nicht genug Leute hatten, um den Krieg zu gewinnen, hätten sie sich auf Guerilla-Taktiken verlegen sollen. Sie hätten die Inselbewohner in Angst und Schrecken versetzen und so zur Kapitulation zwingen können.
    Statt dessen hatten die Fey einfach aufgegeben.
    Zum Teil gab Rugad seinem Sohn daran die Schuld. Rugar war ein großer Krieger gewesen, dessen Visionen immer eingetroffen waren. Aber die Auslegung der Visionen hatte ihm offenbar Schwierigkeiten bereitet. In seiner letzten Vision hatte er Jewel auf dieser Insel gesehen. Als er Rugad davon erzählte, hatte dieser ihn gewarnt, daß die Fey den. Krieg nicht gewinnen würden, bevor der Schwarze König auf die Insel käme.
    Rugar, sein Sohn, hatte ihm nicht glauben wollen.
    Das Versagen hatte in jenem Moment begonnen, als Rugar den Entschluß faßte, gegen den Willen seines Vaters zu handeln.
    Rugad blinzelte. Seine Augen tränten vom Qualm. Er ging einige Schritte weiter ins Schattenland hinein, weg von den rauchenden Ruinen. Am anderen Ende des Schattenlandes stapelten Rotkappen die Leichen übereinander. Den meisten Versagern war die Haut abgezogen worden, denn die Fußsoldaten hatten sich bereits mit ihnen beschäftigt, aber Rugads Domestiken konnten die Knochen verwenden, und einige der Tierreiter würden vielleicht die Innereien zu schätzen wissen. Ihre Wirtstiere hielten sie für eine ganz besondere Delikatesse.
    Die Rotkappen hatten sich schon an die Arbeit gemacht. Ein Dutzend wimmelte geschäftig um die Leichenhaufen herum. Neben sich hatten sie ihre Beutel abgestellt. Die kleinen, stämmigen Rotkappen wurden von den meisten Fey verachtet, aber Rugad fühlte sich zu ihnen hingezogen. Er hatte Fey-Armeen erlebt, die ohne Rotkappen kämpften, hatte gesehen, wie die Leichen in der Sonne verwesten und alles Blut und Fleisch verdarb. Seither hatte er immer dafür gesorgt, daß sich in seinem Gefolge ausreichend viele Rotkappen befanden, wenn er in die Schlacht zog.
    Rugad verschränkte die Hände hinter dem Rücken und schritt weiter. Er hatte die Wände intakt gelassen, weil er glaubte, daß sie von seinem Urenkel gebaut worden waren. Doch als er sich jetzt im Inneren des Schattenlandes befand, war Rugad überrascht. Der Entwurf trug alle Kennzeichen seines Sohnes Rugar. Die makellose Kistenform, der phantasielose Eindruck, der großzügig bemessene Raum. Rugar hatte noch nie kleine Brötchen gebacken.
    Aber er war schon vor langer Zeit gestorben, und dieses Schattenland stand immer noch. Vielleicht hatte Rugads Urenkel das Schattenland nach Rugars Vorbild neu errichtet. Oder es war dem Jungen gelungen, das Schattenland zu retten, als Rugar starb. Das war schon oft versucht worden, bisher jedoch immer erfolglos.
    Sollte sein Urenkel das fertiggebracht haben, war er mächtiger, als Rugad vermutet hatte.
    Aber diese Einzelheiten waren unwichtig. Das Schattenland stand irgendwie mit seinem Urenkel in Verbindung, und das allein zählte. Deswegen hatte Rugad seiner Truppe befohlen, die Wände stehenzulassen. Sonst hätte er der Truppe eine Schamanin mitgegeben, um das Schattenland von innen zu zerstören.
    Er hatte aber Angst gehabt, dabei jene Person zu zerstören, um derentwillen er hergekommen war.
    Und jetzt berichtete man ihm, er habe zwei Urenkel. Sonderbar, daß er das niemals Gesehen hatte. Nach der Invasion mußte er seine Schamanen zusammenrufen und vergleichen, ob deren Visionen mit seinen übereinstimmten, oder ob sie noch mehr über die Existenz von zwei Kindern wußten.
    In diesem Falle wäre er gezwungen, seine Pläne zu ändern.
    Und diese Pläne waren schon weit gediehen. Er hatte mit seinem Aufbruch zur Blauen Insel absichtlich gewartet, bis sein Urenkel mündig geworden war. Den Jungen hatte man von Geburt an verdorben; es machte keinen Unterschied, ob man ihn sofort oder erst später einer richtigen Ausbildung unterzog. Rugad nutzte seine Zeit besser, wenn er in Nye blieb und die Position der Fey als Herrscher über Nye und den Kontinent Galinas festigte. So konnte er zumindest sicher sein, daß die Fey auch dann über Galinas herrschen würden, solange sein unfähiger Enkel ihn vertrat.
    Rugad hatte

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