Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fey 06: Die Erben der Macht

Fey 06: Die Erben der Macht

Titel: Fey 06: Die Erben der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
Vom Netzwerk:
kommen.
    Diesen kurzen Moment nutzte Titus, um sich rückwärts aus dem offenen Fenster zu katapultieren.
    Seine einzige Chance.
    Titus’ Füße schlugen gegen den Fensterrahmen und schleuderten ihn gegen die Außenwand des Gebäudes. Er bekam keine Luft. Mit dem Kopf voran fiel er steil nach unten, und als er an den Fenstern im unteren Geschoß vorbeistürzte, hatte er keine Zeit mehr, sich zu drehen.
    Dort unten lagen die Tücher, aber sie würden seinen Sturz nicht mildern.
    Nichts würde seinen Sturz aufhalten. Er legte die Hand auf den Kopf, aber das würde auch nichts helfen.
    In der letzten Sekunde seines Lebens schoß ihm plötzlich ein so furchtbarer Gedanke durch den Kopf, daß er nicht einmal schreien konnte.
    Er hatte die Geheimnisse nicht weitergegeben.
    Er würde sterben. Und der Rocaanismus starb mit ihm.

 
     
     
DIE SUCHE

 
9
     
     
    Rugad trat durch den offenen Torkreis. Schon auf der Lichtung war der Geruch nach Rauch beißend gewesen, aber hier wurde er noch aufdringlicher. Die durchlässigen Wände des Schattenlandes nahmen ihn auf, aber es würde noch einige Zeit dauern, bis der durchdringende Gestank wieder abgezogen war.
    Die meisten seiner Soldaten waren auf der Insel. Nur einige Infanteristen, Rotkappen und Fußsoldaten waren im Schattenland zurückgeblieben. Alle anderen waren den Blumenfluß hinaufgezogen, um die Dörfer, die direkt am Fluß lagen, unter ihre Kontrolle zu bringen. Rugad verließ sich bei dieser Aufgabe hauptsächlich auf die Traumreiter. Nach einer Nacht voller Alpträume würden die Inselbewohner am Fluß aufwachen und sich einer Armee gegenübersehen. Sollten sie den Versuch machen zu kämpfen, würden sie alle sterben.
    Weißhaar hatte vorhergesagt, daß sie die Hälfte aller Dörfer verlieren würden. Aber Rugad rechnete höchstens mit einem Achtel. Die Inselbewohner waren keine Krieger. Verhielten sie sich ähnlich wie ihre Verwandten im Süden, würden einige wenige unter ihnen zunächst Widerstand leisten, aber schon bald aufgeben, sobald sie bemerkten, daß ihr kostbares Weihwasser nicht mehr wirkte.
    Dann hatte Rugad sein Land und die Leute, die sich darum kümmerten.
    Aber zuerst mußte er sich um das Schattenland kümmern.
    Rugad hatte erst einmal ein verwüstetes Schattenland gesehen. Als er ein kleiner Junge war, hatte einer der Anführer, ein naher Verwandter der Schwarzen Familie, ein Schattenland inmitten eines Histle-Schlachtfeldes errichtet. Die Histles waren tapfere Kämpfer. Trotz ihrer geringen Anzahl – oder vielleicht auch gerade, weil es sich um ein so kleines Volk handelte – konnten es die Krieger der Histle mit der Fey-Infanterie aufnehmen. Statt des erwarteten mühelosen Gefechts war es zu wochenlangen zähen Kämpfen gekommen. Ein Befehlshaber der Histles hatte außerdem eines Nachts beobachtet, wie ein Fey im Schattenland verschwand. Er wartete, bis die Fey am nächsten Morgen ihre Zuflucht verließen, und zerstörte dann alle Zelte im Schattenland.
    Aber hiermit verglichen war die Zerstörung unbedeutend gewesen.
    Aus den Ruinen der Gebäude stieg noch Rauch auf. Die größte Hütte, von der nichts mehr übrig war als ein gewaltiger Aschehaufen in der Nähe der Tür, hatte offensichtlich die volle Wucht der Zerstörung zu spüren bekommen. In seinem ganzen Leben hatte Rugad noch nie ein so riesiges Schattenland gesehen. Aber schließlich wurden sie sonst immer nur als zeitweilige Unterkunft während einer Schlacht und nicht als festes Lager der Fey-Truppen errichtet.
    Bis zum Versagen seines Sohnes. Seit es Rugar nicht gelungen war, die Insel einzunehmen.
    Und sogar in diesem Fall, nachdem Jewel geheiratet und königliche Fey-Kinder in die Welt gesetzt hatte, hätten die Fey die Schattenlande verlassen und auf der Insel leben sollen. Es war die Angst vor dem Gift, die sie in Rugads Augen zu Versagern gemacht hatte, nicht ihr fehlgeschlagener Feldzug. In gewisser Weise war die Invasion ja durchaus erfolgreich gewesen. Das Blut des Schwarzen Königs hatte sich mit königlichem Inselblut vermischt, und die Inselbewohner hatten immer noch keine Ahnung, wie sie ohne das Gift mit den Fey fertig werden sollten.
    Aber Rugad konnte in seinen Truppen keine Fey gebrauchen, die seit zwanzig Jahren in Angst gelebt hatten. Er konnte sich ihrer niemals sicher sein, wußte nicht, ob sie fliehen würden.
    Außerdem hatten die Fey nur dann in Frieden zu leben, wenn ihr Herrscher es ihnen befahl. Rugad hatte den Fey auf Galinas befohlen, in Frieden zu

Weitere Kostenlose Bücher