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Fey 06: Die Erben der Macht

Fey 06: Die Erben der Macht

Titel: Fey 06: Die Erben der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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irgendwo staute.
    Er vermied es, darüber nachzudenken, was sich unter seinen Händen befand, was alles im Moos wachsen mochte.
    Am allerwenigsten aber wollte er an all die Fey-Tiere denken, die vor dem Tabernakel gehockt hatten und auf etwas warteten, während sie dessen Bewohner unablässig beobachteten. Sie hatten derart bedrohlich gewirkt, daß sogar der Rocaan nervös geworden war. Con hatte noch nie so viele Fey auf einmal gesehen. Er hatte gar nicht gewußt, daß es überhaupt so viele davon gab, obwohl das eigentlich nur logisch war. Er hatte gehört, daß die Fey bereits die Hälfte der Welt erobert hatten. Das war für ihn nichts weiter als Gerede gewesen, völlig unvorstellbar und abstrakt. Aber wenn er jetzt darüber nachdachte, brauchte man dafür schon sehr viele Menschen.
    Und jetzt waren sie vielleicht alle auf der Blauen Insel.
    Er wußte nicht, was mit ihm geschehen würde, wenn er den Palast erreicht hatte. Er wußte nicht, was er tun würde, nachdem er den König informiert hatte.
    Con hatte kein Weihwasser mitgenommen, obwohl der Rocaan es ihm geraten hatte. Dafür war kein Platz mehr gewesen. Er hatte schon genug an den Fackeln, der Karte und dem bißchen Brot zu schleppen. Trotz seines Durstes hatte er bis jetzt noch kein Wasser getrunken. Das hob er sich für den Notfall auf.
    Vielleicht würde er hier unten doch einen Schluck trinken.
    Es war drückend heiß. Der unerklärliche Luftzug von vorhin war verschwunden. Nur seitlich war ein wenig Platz. Cons Rücken schrammte an der Decke entlang, seine Hände und Knie rutschten über den Boden. Der salzige, schlammige, schale Geruch wurde immer intensiver.
    Irgend etwas landete in seinem Haar. Er senkte den Kopf und bürstete sich mit der Hand durch die Haare, hörte etwas fallen und kroch weiter. Er zitterte am ganzen Körper.
    Vielleicht ging es ihm besser, wenn er sich einen Moment lang hinlegte, die Fackel entzündete und überprüfte, wo er war. Vielleicht würde das helfen.
    Aber er wußte, daß das nicht stimmte. Die Fackel würde nur seine Atemluft verpesten und ihm den Mut nehmen. Er glaubte nicht, daß jetzt schon der Anfang oder das Ende des Tunnels zu sehen war.
    Diese Brücke war die längste der Blauen Insel, und er steckte mittendrin.
    Er hörte ein leises Rumpeln, fast wie ein Knurren. Dann begann der Boden unter ihm plötzlich zu beben. Er hielt an. Sein Atem ging schnell. Die Erschütterungen wurden immer heftiger. Kleine Steinchen lösten sich aus der Decke und fielen auf ihn herab.
    Das Rumpeln nahm zu, und in dem Getöse vernahm er plötzlich einzelne Geräusche. Irgend jemand marschierte über ihm.
    Viele Menschen.
    Sehr viele Menschen, alle im Gleichschritt. Inselbewohner würden die Brücke niemals auf diese Weise überqueren.
    Er befand sich direkt unter der Armee der Fey.
    Sie marschierten vom Tabernakel auf die andere Seite von Jahn.
    Zum Palast.
    Er mußte vor ihnen dort sein.
    Er kroch schneller, versuchte mit ihrem Marschtempo Schritt zu halten und schlitterte dabei fast über den nassen Boden. Während er vorankroch, betete er leise und hoffte, daß der Heiligste seine Botschaft vor Gottes Ohr brachte.
    »Laß mich zuerst ankommen«, flüsterte er. »Bitte. Laß mich zuerst ankommen.«

 
8
     
     
    Titus versuchte die Stufen hinabzusteigen, aber der Rauch war tiefschwarz und beißend. Das Feuer breitete sich schnell aus. Er wich zurück, drehte sich um und hielt zwei Auds an den Armen fest.
    »Ihr könnt nicht nach unten!« sagte er.
    »Aber die Katakomben …«
    Titus schüttelte den Kopf. Er wollte jetzt nicht an die Katakomben denken. Er schob die Jungen vor sich her die Stufen hinauf. Fey waren jetzt auf dem Korridor zu sehen, normale Fey mit blut- und rußverschmierten Gesichtern. Das Feuer schien sie nicht weiter zu stören. Sie packten einige der flüchtenden Daniten und Auds und drückten sie an die Wand.
    Titus nahm die beiden Jungen und zog sie in den nächsten Raum. Dann verriegelte er die Tür. Sie befanden sich in der Zelle eines Daniten. Ein schmales Bett am Fenster und ein kleiner Tisch mit zwei Stühlen waren die einzigen Möbel. Titus ging an den beiden Jungen vorbei zum Fenster und zog den Wandteppich zurück.
    Anscheinend erstreckte sich der Angriff auf den gesamten Südteil der Stadt. Aus allen Gebäuden sah man Fey herauskommen oder hineingehen. Die Tiere waren immer noch im Hof, einige taten sich an den herumliegenden Leichen gütlich. Eine große Katze hatte ihre Pfoten in einen Geistlichen

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