Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fey 06: Die Erben der Macht

Fey 06: Die Erben der Macht

Titel: Fey 06: Die Erben der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
Vom Netzwerk:
Geschichte bestätigt hat, bin ich davon überzeugt, daß sie etwas weiß.«
    Rugad holte tief Luft und überlegte. Der Tod eines Gestaltwandlers war eine besondere Angelegenheit und durfte nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Eine Wandlerin zu töten, die vielleicht über wichtige Informationen verfügte, bedeutete einen schwerwiegenden Bruch mit den Traditionen der Fey.
    Er nickte. »Bring sie in mein Hauptquartier. Bewache sie gut. Sie hat über zwanzig Jahre ohne Führung hier gelebt. Wir wissen nicht, auf wessen Seite sie steht.«
    Gelô schlug die Hacken zusammen. »Ja, Herr.« Dann ging er auf seinen Posten zurück und schickte einen seiner Männer nach zusätzlicher Infanterie. Schwer bewacht würden sie Solanda zu Rugads neuem Schattenland führen.
    Trotzdem war sie nur ein Randproblem. Er war an diesen schauerlichen Ort gekommen, um seinen Urenkel oder die Schamanin zu finden. Egal, wer die Schattenlande zusammengehalten hatte, er würde Rugad Rede und Antwort stehen müssen.
    Er schritt auf die weit entfernte Wand zu. Einige Rotkappen waren hinter den Ruinen eines Gebäudes emsig bei der Arbeit. Sie hatten ein Dutzend Leichen herausgeschleppt. Alle hatten Prellungen im Gesicht, einen friedlichen Ausdruck, und durch ihre Herzen waren Löcher gebohrt. Traumreiter hatten sie in süße Träume gewiegt, während die Infanteristen sie erstachen.
    Erstaunlich, daß sogar die Fey einem so leichten Tod zur Beute fielen.
    Die Rotkappen hoben die Toten hoch, um sie zum Säuberungsplatz zu schaffen. Die weibliche Rotkappe in Rugads Nähe schwankte bedrohlich unter dem Gewicht der Leiche, die sie stemmte. Es gab viele tote Kinder. Offenbar hatte sich die Truppe sicher genug gefühlt, um Familien zu gründen.
    Bei diesem Gedanken überlief Rugad ein Schauder. Er hatte immer geglaubt, die Fey könnten niemals zu Gefangenen ihrer eigenen Gedanken werden. Das war für ihn undenkbar gewesen. Die Tatsache, daß diese Truppe hier das Gegenteil zu beweisen schien, daß handverlesene Leute seines eigenen Sohnes es vorgezogen hatten, nicht für die eigene Freiheit zu kämpfen, stieß ihn ab.
    Er war zutiefst beunruhigt.
    Er mußte alles tun, damit diese Versager keine Gelegenheit hatten, seine eigenen Leute zu demoralisieren. Irgendwie mußte er seinen Truppen beibringen, daß diese große, von Rugar ausgewählte Gruppe minderwertig gewesen war. Er mußte dabei mit Fingerspitzengefühl vorgehen, denn einige seiner Truppenmitglieder hatten immerhin Freunde unter Rugars Leuten gehabt. Geschick und Fingerspitzengefühl, darauf kam es jetzt an.
    Der graue Boden des Schattenlandes war mit Streifen abgerissener Haut übersät. Hier waren so viele Versager gestorben, daß die Fußsoldaten sich nicht weiter um einzelne Fetzen gekümmert hatten und die Rotkappen vor Überlastung kaum mit der Arbeit nachkamen.
    Rugad schob die Hautfetzen mit dem Stiefel beiseite. Blut war nirgends zu sehen. Zumindest diesen Teil ihrer Arbeit hatten Fußsoldaten und Rotkappen bewältigt. Das war gut so, denn besonders das Blut der Versager war für Rugads Zauberhüter von unschätzbarem Wert. Im Blut wurden die Zauberkräfte besonders intensiv gebunden, und die Hüter benötigten es für ihre Experimente.
    Rugad hatte sich mittlerweile an den Qualmgestank gewöhnt. Er schien jetzt weit weniger intensiv zu sein als noch vor einem Augenblick. Nach und nach zogen die Dünste aus dem Schattenland ab und vermischten sich mit der Außenluft. Rugad hatte den letzten Trümmerhaufen passiert und stand vor der blickdichten Wand.
    Seine Hand zitterte.
    Er rieb sich die Daumen über die Zeigefinger, um sie von Flecken zu säubern, und sah sich um, als wolle er sichergehen, daß auch alle Fey, die sich jetzt im Schattenland aufhielten, zu seiner Truppe gehörten. Dann schloß er die Augen und legte die Fingerspitzen an die Wand.
    Die Oberfläche war kühl und porös, fast wie gehärteter Nebel. Seine Finger sanken bis zur Hälfte ein und bestätigten seine Hoffnungen. Dieses Schattenland war ausschließlich von der Schwarzen Familie errichtet worden. Die Schamanin hatte nicht daran herumgepfuscht.
    Er schob die Finger tiefer in die Wände und suchte nach Verbindungen. Als er sie gefunden hatte, wurde sein Körper von Erinnerten Visionen geschüttelt …
    Gewaltige Risse durchzogen mit einem plötzlichen Knirschen das Schattenland. Der Boden erzitterte. Teile des Himmels fielen herab und gaben den Blick auf ein überraschendes Blau frei. Fey schrien.
    Schrien

Weitere Kostenlose Bücher