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Fey 06: Die Erben der Macht

Fey 06: Die Erben der Macht

Titel: Fey 06: Die Erben der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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hervor. Der Vorrat stammte aus dem Tabernakel oder aus einer der Kirchen. Matthias erkannte es an der Form der Fläschchen. Sie waren eigens für die Kirche von Glasbläsern in der Nähe der Spangen des Todes hergestellt worden.
    Der Mann zog den Stöpsel heraus und trat zu den beiden Männern.
    »Warte«, sagte Matthias. »Laß mich zuerst prüfen, ob es wirklich Weihwasser ist.«
    »Aha, und wie willst du das machen, heiliger Mann?«
    »Es hat einen speziellen Geruch«, erwiderte Matthias. »Einen unverkennbaren Geruch.«
    Der Mann reichte Matthias die Flasche. Seine Hände hinterließen schlierige Spuren an den Seiten des Gefäßes. Matthias schnüffelte. Genau wie immer verströmte das Wasser einen leicht bitteren Geruch.
    »Das ist in Ordnung«, bestätigte Matthias.
    Die beiden Neuankömmlinge streckten die Hände aus. Der Mann goß einige Tropfen Wasser darauf, ohne daß etwas passierte.
    »Da hast du dir ja wohl umsonst Sorgen gemacht«, äußerte Yasep mit höhnischem Unterton.
    »Ich mache mir niemals umsonst Sorgen. Nach der ersten Invasion haben die Fey mehrfach ihre Leute als Spitzel in den Tabernakel geschickt. Sollten die Fey beobachtet haben, wohin die Männer verschwunden sind, werden sie nicht zögern, ihnen zu folgen.« Matthias rieb sich mit der sauberen Hand über das Gesicht Sein Fingernagel verfing sich in einem Verband und riß schmerzhaft an der gerade verheilenden Wunde. Er stöhnte leise auf.
    »Tut das nit.« Marly hielt seine Hand fest. »Ihr werdet Euch noch weh tun. Es braucht seine Zeit, bis alles verheilt is’.«
    »Wenn sie Jahn abbrennen wollen, haben wir keine Zeit mehr. Woher kommt die Luft in der Höhle?«
    Die Männer zuckten die Achseln.
    »Hier gibt’s verschiedene Öffnungen«, erwiderte Yasep schließlich. »Außerdem is’ der Tunnel zum Teil kaputt.«
    »Genau das macht mir Sorgen«, sagte Matthias. »Wenn Wasser eindringt, kann auch Luft hereinströmen. Und Rauch. Wir könnten hier unten ersticken.«
    »So klein isses hier nit«, widersprach Yasep. »Du hast nur einen winzigen Teil gesehn. Die Tunnel gehn unter dem Palast durch bis in die Stadt. Hier unten würd’ einer jahrelang leben können, ohne daß man ihn find’t.«
    »So wie ihr?« fragte Matthias.
    Denl grinste. »Gut fürs Geschäft.«
    Matthias hatte sich geschworen, nicht zu fragen, worin die Geschäfte dieser Männer eigentlich bestanden. Er wollte es lieber nicht wissen. »Und wie steht’s mit Essen? Habt ihr Vorräte angelegt?«
    »Na klar«, gab Yasep zurück.
    »Aber für so viele wird’s nit ewig reichen«, schränkte Denl ein.
    Yasep warf ihm einen wütenden Blick zu.
    »Wollt Ihr was essen?« fragte Marly.
    Matthias nickte und barg den Kopf in den Händen. Sogar diese winzige Bewegung verursachte ihm Schwindelgefühle. Er würde nicht durch reine Willenskraft allein gesund werden, mochte er sich auch noch so sehr anstrengen.
    »Etwas Wasser«, bat er.
    »Und Tak?« fragte sie.
    Matthias unterdrückte eine Grimasse. In der schrecklichen Zeit, damals, als er den Tabernakel gerade verlassen hatte, hatte seine Ernährung ausschließlich aus Tak bestanden. So nannte man getrocknetes Brot, das in Fischöl getränkt und dadurch haltbar gemacht wurde. Es schmeckte abgestanden und verdorben, war aber keins von beidem. Reisende waren normalerweise mit großen Vorräten Tak ausgerüstet.
    »Hört sich gut an«, erwiderte Matthias.
    »Ihro Heiligkeit kennen also Tak«, bemerkte Yasep zynisch.
    Matthias seufzte. »Natürlich, Yasep. Ich bin nicht der verwöhnte Mann, für den du mich hältst. Ich lebe seit fünf Jahren unter freiem Himmel und bin seit fünfzehn Jahren ohne Zuhause. Ich ziehe es vor, nicht daran zu denken, wieviel Tak ich schon gegessen habe.«
    »Kein Grund, gleich einzuschnappen«, gab Yasep zurück.
    »Dann hör auch auf, rumzusticheln«, erwiderte Marly. »Wir wissen alle, daß du eifersüchtig bist, weil er ’n bekannter Mann is’ und so, aber du bist unser Anführer, jedenfalls solang du hier nit den Dummkopf spielst, was dir ja ziemlich schwer fallen tut.«
    »Halts Maul, Weib.«
    »Sprich nit so mit meiner Schwester«, fuhr Jakib auf.
    »Mit der kann ich so sprechen, wie’s mir paßt«, erwiderte Yasep.
    »Siehst du?« fragte Marly, während sie eine Rolle Tak aus einer Kiste zog. »Einfach dumm.«
    »Weib …«
    »Laß sie in Ruhe«, schaltete sich Matthias ein. »Du hast schon genug Probleme, ohne daß du deine Leute gegeneinander aufhetzt.«
    »Woher willst du das wissen?«

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