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Fey 08: Im Zeichen der Schwerter

Fey 08: Im Zeichen der Schwerter

Titel: Fey 08: Im Zeichen der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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unmißverständlich klar, daß Gott tatkräftige Menschen bevorzugte, daß die Stärke eines Menschen darin bestand, sich selbst und anderen zu helfen.
    Gott selbst half den Menschen nicht gern. Offenbar betrachtete Er es nicht als Seine Aufgabe.
    Das alles ging Con durch den Kopf, bevor er betete. Er dachte lange nach. Dann erinnerte er sich an den Heiligsten, dessen Aufgabe es war, die Gebete der Gläubigen Gottes Ohr nahezubringen, und flüsterte:
    »Schenk mir Klarheit.«
    Das war alles, was ihm einfiel. Er mußte mit klarem Kopf darüber nachdenken, was er als nächstes zu tun hatte. Er hatte schon seit ewiger Zeit nicht mehr geschlafen. Immerhin hatte er etwas gegessen. Gott hatte unter dem Tabernakel für Lebensmittel gesorgt, und Con hatte ein paar Vorräte in seinem Talar verstaut. Er wollte zwar lieber nicht über den Schmutz nachdenken, der die Nahrungsmittel bedeckte, aber in seinem Zustand diente Essen nicht nur der Lebenserhaltung. Es bedeutete Schlaf. Es war das einzige, was ihn bei Verstand hielt.
    Die kleinen Fey waren ebenso groß wie er selbst, vielleicht sogar noch ein wenig kleiner.
    Derartig kleinen Fey war Con wirklich noch nie begegnet.
    Er kroch näher an den Eingang heran und kniff die Augen zusammen. Ihre Haut war dunkel, die Ohren spitz und die Augenbrauen geschwungen.
    Es waren eindeutig Fey, aber so klein wie Inselbewohner.
    Außerdem waren sie sehr schmutzig.
    Der Feyposten hatte sich vom Eingang entfernt. Er stand jetzt neben einem Leichenhaufen und betrachtete ihn gelangweilt. Offenbar rechnete er hier unten nicht mit Eindringlingen.
    Aber wie sollte Con an ihm vorbeikommen?
    Dann hob der Wachposten einen Talar auf und stellte auf Fey eine Frage. Cons Wortschatz war nicht groß, denn im Tabernakel hatte niemand Fey gesprochen, aber er hatte ein paar Wörter aufgeschnappt, bevor er als Knabe sein Elternhaus verließ.
    Er glaubte zu verstehen, daß der Wachposten fragte, was mit der Kleidung geschehen solle.
    Ein anderer Fey rief dem Wachposten quer durch die Höhle etwas zu. Der Fey ließ den Talar fallen wie eine heiße Kartoffel.
    Con rutschte das Herz in die Hose. Erst jetzt merkte er, daß er insgeheim gehofft hatte, der Fey werde den Talar überziehen. Dann hätte Con so tun können, als sei er einer von ihnen, und wäre schnell vorbeigehuscht.
    Jetzt aber war seine Kleidung noch immer höchst verdächtig.
    Er streckte eine Hand aus. Im Dämmerlicht war es schwer, überhaupt etwas zu erkennen. Aber von hier aus sah seine Haut so dunkel aus wie die eines Fey.
    Auch er war sehr schmutzig.
    Wahrscheinlich roch er auch genauso schlecht wie sie, oder sogar noch schlechter.
    Er mußte es irgendwie schaffen, wie ein Fey auszusehen.
    Er blickte an seinem Talar herunter und zupfte an den Ärmeln und dem weiten Rock. Er könnte den Talar zerreißen und versuchen, ihn so einem Fey-Gewand ähnlicher zu machen. Die kleinen Fey trugen lange Ärmel und Kniebundhosen, die Wachen Lederwesten und die gleichen Hosen. Die Stiefel reichten ihnen bis zum Knie.
    Con war barfuß. Er konnte seinen Talar nicht so schürzen, daß er aussah wie eine Kniebundhose. Er konnte ihn nicht umschneidern.
    Er mußte passende Kleider stehlen.
    Oder abwarten.
    Wenn er abwartete, kam er vielleicht niemals mehr ans Tageslicht. Oder sie fingen ihn. Oder Sebastian starb.
    Sebastian konnte in jedem Fall sterben.
    Cons einzige Chance war, sich unbemerkt vorbeizuschleichen.
    Wenn sie ihn dabei erwischten, konnte er sich immer noch mit dem Schwert zur Wehr setzen. Vielleicht war die Macht der Waffe groß genug.
    Aber Con glaubte nicht recht daran.
    Wenn er sich vorbeischlich und das Schwert versagte, starb er. Wenn er sich den Weg freihieb und sie ihn trotzdem überwältigten, starb er auch. Aber wenn er es schaffte …
    Wenn er es schaffte, stand er gleich vor dem nächsten Problem. Er mußte sich einen Weg durch die Ruinen von Jahn bahnen und Sebastians Freund finden.
    In Feykleidung wäre alles leichter. Besonders, wenn Con sich nicht wusch.
    Con schluckte mühsam.
    Den Wächter zu töten war nicht schwer. Das Schwert würde kurzen Prozeß mit dem Fey machen. Aber die Vorstellung, den übrigen Fey ungeschützt gegenüberzustehen, erschreckte Con so, daß ihm sogar ein bißchen übel wurde.
    Er hatte schon vorher Fey mit dieser magischen Waffe getötet. Aber er hatte es nicht gern getan. Es hatte ihm Alpträume verursacht. Er hatte an seiner eigenen Verpflichtung gegenüber Gott gezweifelt. Aber er hatte es auf die Umstände

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