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Fey 08: Im Zeichen der Schwerter

Fey 08: Im Zeichen der Schwerter

Titel: Fey 08: Im Zeichen der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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geschoben. Er war in eine Situation hineingeraten, in der er keine andere Wahl gehabt hatte.
    Diesmal hatte er eine Wahl.
    Diesmal tötete er vorsätzlich.
    Con seufzte. Es ging einfach nicht anders. Gott würde ihm bestimmt vergeben. Ein Mann mußte töten, wenn sein eigenes Überleben davon abhing. Wenn er jetzt nicht handelte, würde er in diesen Katakomben zugrunde gehen.
    Es kam darauf an, den Wachposten zu überrumpeln, ihn schnell und lautlos zu töten und sich dann an den anderen Fey vorbeizustehlen.
    Irgendwie.
    Con wischte sich mit der Hand über das Gesicht. Die Höhle war verdammt groß. Sie wimmelte von Fey.
    Wenn Con umkam, konnte er Sebastian nicht mehr von Nutzen sein.
    Dann war er niemandem mehr von Nutzen.
    Con holte tief Luft.
    Er mußte den richtigen Moment abwarten. Die Wachen mußten abgelenkt sein. Oder die Zahl der Fey in der Höhle mußte sich verringern.
    Vielleicht zogen sie ja bald ab. Sie konnten sich doch nicht stundenlang mit den Leichen aufhalten, oder?
    Con beschloß, sich in einen der Seitengänge zu schleichen, die Sackgassen zu sein schienen, und sich dort zusammenzurollen.
    Er würde einfach schlafen. Falls die Fey ihn entdeckten, hielten sie ihn vielleicht für tot.
    Etwas Besseres fiel ihm nicht ein.
    Es war seine einzige Chance.
    »Es tut mir leid, Sebastian«, flüsterte er und neigte noch einmal den Kopf. Dann entfernte er sich kriechend von der Höhle und den Fey und schlüpfte in einen Gang, der ins Unbekannte führte.

 
7
     
     
    Rugad tastete sich an der Verbindung entlang. Er schwebte durch das Weiß, folgte dem purpurroten Strang und überwand mühelos die weite Entfernung.
    Die Verbindung zwischen dem Golem und Arianna, Rugads Urenkelin, war breit und fest. Sie liebten einander.
    Rugad hatte nicht gewußt, daß ein Golem zu derartig starken Gefühlen fähig war. Er hatte immer angenommen, diese Geschöpfe fühlten überhaupt nichts.
    Jetzt näherte er sich dem anderen Ende der Verbindung. Er spürte die Gegenwart seiner Urenkelin so stark, als befände sie sich mit ihm im gleichen Zimmer. Das Mädchen war lebhaft, gefühlsbetont und klug. Aber sie hatte noch nicht gelernt, ihre Gefühle so weit zu kontrollieren, daß sie ihre Intelligenz gezielter einsetzen konnte.
    Sie war jung.
    So jung.
    Hätte er es gekonnt, hätte Rugad gelächelt.
    Er verlangsamte sein Tempo. Bestimmt hatte seine Urenkelin ihr Ende der Verbindung geschützt. Während er sich dem kritischen Punkt näherte, stellte sich Rugad wie immer einen eigenen Körper vor. Dieser Körper glich stets Rugad als jungem Mann: kräftig und voller Spannkraft. Auf den Aufprall gefaßt, streckte Rugad die Hände aus …
    … und stürzte in den ungeschützten Körper des Mädchens. Einen Augenblick lang taumelte er haltlos in ihrem Geist herum, bis ihm wieder einfiel, daß er ja keinen wirklichen Körper besaß und deshalb auch nicht fallen konnte. Dann erstarrte er.
    Das Mädchen schrie, es schrie körperlich. Sein ganzer Körper bebte.
    Das durfte nicht passieren.
    Rugad drängte das innerste Wesen des Mädchens beiseite und stieß es in eine Ecke ihres Geistes. Es war flüssig. Während Rugad es bedrängte, verwandelte es sich erst in eine Katze, dann in ein Pferd, dann in einen Mann, dann in ein Mädchen und dann in ein flaches Stück Fleisch, bevor es wieder zu einem Mädchen wurde. Rugad drückte das Mädchen mit der Kraft seines Geistes gegen ihren eigenen Geist und warf einen Blick durch seine Augen. Es war dunkel. Sie befanden sich im Gebirge, und es war kalt. Der physische Körper des Mädchens war erschöpft und hungrig. Rugad hatte noch nie jemanden gefühlt, der so zerbrechlich war. Er bezweifelte, daß er selbst jemals einen solchen Zustand erlebt hatte.
    Aber es war keine innere Zerbrechlichkeit. Ihr innerstes Wesen war stark. Es wehrte sich immer noch in der Ecke, in die Rugad es gestoßen hatte. Es wurde zu einem Vogel, der nach Rugads geistiger Hand hackte. Dann verwandelte es sich in ein Messer und stach nach ihm, aber Rugad befahl seinem Geist, nichts zu spüren. Das Mädchen hatte noch nicht begriffen, was Rugad eigentlich war. Jetzt wurde es wieder zur Frau, biß, kratzte und kämpfte verbissen.
    Alles in völligem Schweigen.
    Armes Ding. Es begriff nicht, daß Lärm eine der wenigen Waffen war, die ihr in diesem Kampf zur Verfügung standen.
    Ein Teil von Rugads Wesen hielt das Mädchen in Schach. Dann streckte er die Hand aus, berührte mit seinem kleinen Finger ihren Geist und ließ ein

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