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Fey 08: Im Zeichen der Schwerter

Fey 08: Im Zeichen der Schwerter

Titel: Fey 08: Im Zeichen der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Weil er eine Zeitlang nicht in der Lage gewesen war, als Anführer aufzutreten. Indem er an Weißhaar ein Exempel statuiert hatte, hatte er versucht, seine alte Position wieder zu festigen. Er durfte es nicht dabei belassen. Er mußte das Selbstvertrauen seines Volkes unbedingt wiederherstellen.
    »Dieser Glaube wird wiederkommen«, versicherte er und hoffte, daß Seger sein Schweigen nicht für den Beweis hielt, daß er selbst an seinen Worten zweifelte. Die Blaue Insel war ein gefährlicher Ort, aber sie würde die Fey nicht besiegen.
    Nur die Fey selbst konnten die Fey besiegen.
    Das mußte Rugad seinem Volk wieder ins Gedächtnis rufen. Er mußte die Fey daran erinnern, daß sie selbst bei der Unterwerfung anderer Völker solche Methoden angewandt hatten wie die, unter denen sie hier auf der Blauen Insel litten. Seger zuckte zusammen, als es klopfte. Sie verbeugte sich leicht.
    »Ich gehe jetzt wohl besser«, meinte sie.
    »Danke für deine Aufrichtigkeit«, sagte Rugad.
    Seger nickte, nahm ihre Tasche und die Splitter des Golems, die sie aus Rugads Wunden entfernt hatte, und ging zur Tür. Als sie sie öffnete, stand der Lampenanzünder mit an die Brust gepreßten Händen davor.
    »Laß ihn herein«, befahl Rugad.
    Der Lampenanzünder trat ein. Sein Gesicht war fleckig, die Augen flackerten verstört. Rugad konnte seinen Angstschweiß selbst aus dieser Entfernung riechen.
    »Du hast mir etwas zu berichten«, bemerkte Rugad, obwohl er sich aus dem Verhalten des Mannes schon zusammenreimen konnte, was dieser zu sagen hatte.
    Der Anzünder schluckte. »Ich habe alle Künste angewandt, über die ich verfüge«, sagte er. »Ich habe das Zimmer im Dunkeln durchsucht. Ich habe Gehext, gebannt und gelockt. Dann habe ich mit Hilfe meiner eigenen Fähigkeiten die Luft nach dem Golem abgesucht, wie du angeordnet hast. Aber er war nicht mehr da.«
    Das bestätigte nur Rugads Befürchtungen. Dieser Golem war von Anfang an ein harter Brocken gewesen. Außerdem stand er in einer gewissen Verbindung mit der Schwarzen Familie. Diese Sorte Golems war gemeinhin ziemlich unberechenbar.
    »Bist du sicher, daß du im richtigen Zimmer gesucht hast?« fragte er.
    Der Lampenanzünder nickte. »Um ganz sicherzugehen, habe ich auch die übrigen Räume in diesem Stockwerk überprüft, die Korridore und Balkone. Ich habe sogar die Wachen gebeten, mir zu zeigen, was sie mit den Steinen gemacht haben.« Er fuhr sich mit der Hand durch das schüttere Haar.
    »Es tut mir leid, Herr«, schloß er. »Die Seele des Golems ist fort.«
    »Fort«, wiederholte Rugad.
    »Jedenfalls konnte ich sie nicht finden«, setzte der Anzünder hinzu. »Und ich hätte sie finden müssen. Ich habe mich aller meiner Künste bedient, und ich bin der ranghöchste Lampenanzünder von uns allen. Meine Fähigkeiten übertreffen die meiner Kollegen. Einmal habe ich in Nye sogar eine ganz bestimmte Seele über ein ganzes Schlachtfeld ins Zelt eines Heilers gelockt. Aber diesen Golem kann ich einfach nicht finden.«
    »Woran könnte das deiner Meinung nach liegen?«
    Der Lampenanzünder holte tief Luft. »Vielleicht ist schon zu viel Zeit verstrichen.«
    »Aber davon bist du nicht überzeugt, was?«
    »Nein, Herr.«
    »Also?« Rugad konnte die Angst des Lampenanzünders nachvollziehen. Der Mann befürchtete, daß er für sein Versagen bestraft würde, obwohl ihm Rugad das Gegenteil zugesichert hatte. Aber Rugad hatte nicht vor, seine Zeit damit zu verschwenden, Informationen aus dem Mann herauszupressen, wenn es sich nicht lohnte.
    »Herr«, begann der Lampenanzünder wieder mit gesenktem Kopf. Sein dünnes Haar bildete einen flaumigen Kranz um seinen Schädel. »Dieser Golem ist stark genug, um dir Schaden zuzufügen. Er besitzt große Macht, und das bedeutet, er verfügt über beträchtliche Zauberkraft.«
    »Mehr als du?« fragte Rugad.
    »Jemand hat ihm seine Kraft eingeflößt«, erklärte der Lampenanzünder, »und er besitzt nicht nur Fey-Magie. In unserer ganzen Geschichte hat es keinen Golem gegeben, der den Schwarzen König zweimal hintereinander angegriffen hätte.«
    Genaugenommen, wollte Rugad einwenden, hatte ihn der Golem nur einmal angegriffen. Das erste Mal hatte das Geschöpf den Mann verteidigt, den es für seinen Vater hielt.
    »Der Golem«, sagte er vorsichtig, »ist zersprungen. So etwas tun Golems, wenn sie in Bedrängnis geraten. Könnte es nicht sein, daß der Golem zuwenig Seele hat, um sie einzufangen?«
    Der Lampenanzünder schloß die Augen, als

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