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Fey 10: Das Seelenglas

Fey 10: Das Seelenglas

Titel: Fey 10: Das Seelenglas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Vögel sie entdecken.
    Auf der Straße marschierten immer noch Fey-Infanteristen. Allerdings schien es sich um eine Nachhut zu handeln, die sich nicht ganz so diszipliniert verhielt wie die erste Truppe. Offenbar hatten auch sie ihre Befehle, aber einige der Männer hielten auf den Straßenrand zu, als seien sie sich über etwas uneins.
    Luke wies mit einer Kopfbewegung in Richtung Maisfeld, woraufhin sie sich gleichzeitig hineingestürzt hatten. Luke landete auf dem Rücken und starrte durch die langen, grünen Blätter direkt in den von Vögeln wimmelnden Himmel. Möwen, Spatzen, Rotkehlchen – alles flog wild durcheinander. So etwas taten richtige Vögel nicht.
    Das waren keine richtigen Vögel.
    Es waren Fey.
    Sie nahmen Kurs auf das Feuer.
    Luke kniff entsetzt die Augen zu, und Con versetzte ihm einen Stoß. »Wenn sie nach uns suchen, finden sie uns.«
    Luke riß sich zusammen. Er nahm einen Lehmklumpen und schmierte sich die Erde ins Haar. Con machte es ihm nach. Dann rollten sie sich auf den Bauch, um ihre hellen Gesichter zu verbergen. Vorsichtshalber rieb Luke auch sein Gesicht mit Erde ein, und Con folgte seinem Beispiel. Dann hatte Con sich ganz vorsichtig in die andere Richtung gedreht, damit ihnen kein noch so kleines Fey-Geschöpf entging, das sich von hinten an sie heranschleichen wollte.
    Und so blieben sie, wie es ihnen vorkam, stundenlang reglos liegen. Die Sonne wanderte über den Himmel, und die Schatten wurden länger. Die Fey marschierten und marschierten, nur daß sie jetzt lärmten und lachten und alle Disziplin vergessen zu haben schienen.
    Luke wußte nicht, was das zu bedeuten hatte. Er war noch nie so ausgelassenen Fey begegnet.
    Die Luft war schwer und wärmer als zuvor. Es regnete winzige, grauweiße Flocken auf sie herunter.
    Ascheflocken.
    Irgendwo brannte es, aber es mußte ganz in der Nähe sein, so daß es sich nicht um das Feuer handeln konnte, das Luke gelegt hatte.
    Die Rufe der Fey wurden lauter. Dann hörten sie Schreie -Frauenschreie. Con machte Anstalten aufzuspringen, aber Luke packte ihn am Bein und hielt ihn zurück.
    »Wir können nichts tun«, zischte er. Er wußte, was passiert war: Die Fey hatten die Bauersleute erwischt. Die Schreie gellten unaufhörlich. Dann rief eine rauhe Männerstimme protestierend etwas dazwischen. »Sie bringen uns bloß auch noch um.«
    »Die Leute da leben noch«, flüsterte Con.
    »Aber nicht mehr lange.«
    Die Frau schrie noch einmal laut, dann verebbte ihre Stimme in einem Schluchzen. Ein Kind weinte leise. Eine zweite Frauenstimme, älter und schicksalsergeben, brach die Stille.
    Luke preßte das Gesicht auf die Erde. Die Luft hallte von Gelächter wider, und er versuchte wegzuhören, als sie sich mit den Schreien mischte. Immer wieder rief der Mann: »Laßt sie in Ruhe! Laßt sie los! Nehmt mich!«
    Nehmt mich.
    Das hatte auch Lukes Vater damals gesagt.
    Der Mann rief immer wieder dasselbe, bis er plötzlich mitten im Wort abbrach, als hätte ihm jemand den Mund zugehalten. Oder ihm die Kehle durchgeschnitten.
    Con zuckte zusammen. Luke umklammerte seinen Knöchel noch fester. Die Fey waren jetzt ganz in ihrer Nähe. Luke hörte das Stampfen ihrer Stiefel auf dem weichen Lehmboden.
    »Sollen wir wirklich alles niederbrennen?« fragte ein Fey in seiner Muttersprache.
    Con erstarrte. Luke wußte nicht, ob der Freund die Sprache der Fey beherrschte.
    »Alles. Bis auf den letzten Maiskolben«, antwortete ein anderer Fey.
    »So sind wir noch bei keiner Eroberung vorgegangen.«
    »Es hat auch noch nie jemand unsere Vorräte vernichtet.«
    »Das stimmt nicht«, mischte sich eine dritte Stimme ein. »Mein Großvater hat mir erzählt …«
    Damit verklangen die Stimmen.
    »Was wollen sie niederbrennen?« zischte Con.
    »Wo hast du ihre Sprache gelernt?« fragte Luke zurück.
    »Sie wird … wurde … im Tabernakel gelehrt«, gab Con zurück. »Ich verstehe sie nicht besonders gut.«
    »Sie wollen alles niederbrennen.«
    »Auch die Felder?«
    Luke wußte nicht, was er sagen sollte. Fledderer hatte immer behauptet, so weit werde es nie kommen. Aber Luke befürchtete das Schlimmste.
    Con verstand ihn auch ohne Worte. »Wir müssen hier verschwinden.«
    »Sie werden uns sehen.«
    »Wir haben ja noch das Schwert.«
    »Gegen eine ganze Armee?« zweifelte Luke.
    »Was bleibt uns anderes übrig?« flüsterte Con.
    Nichts. Entweder wurden sie in einem brennenden Maisfeld bei lebendigem Leibe geröstet oder sie liefen um ihr Leben. Die Vögel waren

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