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Fey 10: Das Seelenglas

Fey 10: Das Seelenglas

Titel: Fey 10: Das Seelenglas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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sich vom Felsrand los und kam auf sie zu. Es erschreckte sie immer wieder aufs neue, zu ihm herunterzusehen. Nur wenige Zentimeter vor ihr blieb er stehen und strich ihr mit der Hand über die Wange. Seine Finger waren warm. »Ich glaube, daß du immer dann sauer auf ihn wirst, wenn er versucht, dir näherzukommen.«
    Ihre Haut brannte da, wo er sie berührte. »Das ist nicht wahr!«
    »Warum stellst du dich dann so gegen ihn?«
    Sie machte einen Schritt zurück und legte die Hand dahin, wo noch einen Moment zuvor die seine gelegen hatte. »Das tue ich doch gar nicht!«
    »Doch, das tust du«, sagte Coulter. »Du bist die einzige Familie, die er hat. Du und dein Vater. Er hat sonst niemanden.«
    »Ist das etwa meine Schuld?« fragte Arianna.
    »Du solltest etwas Mitgefühl für ihn aufbringen«, sagte Coulter.
    »Ich bin nicht gut in Mitgefühl.«
    Er lächelte. »O doch, das bist du. Man hat dir nur nie beigebracht, diese Eigenschaft zu schätzen. Eigentlich seltsam, denn dein Vater scheint eine Menge Mitgefühl zu haben.«
    »Solanda sagte, Mitgefühl sei etwas für Schwächlinge.«
    Er nickte kurz, das Lächeln war verschwunden. »Die Gestaltwandlerin.«
    »Ja«, sagte sie.
    »Nun, diese Gestaltwandlerin hat mich geraubt, ins Schattenland der Fey gebracht und mich dann dort zurückgelassen. Die ersten fünf Jahre meines Lebens habe ich dort unbehütet und ungeliebt verbracht. Das hat bei mir auch einen Mangel an Mitgefühl hervorgerufen.« Die letzten Worte spie er fast aus. Noch nie hatte sie ihn so verbittert gehört. Sie war nicht sicher, ob ihr das gefiel.
    »Daher hast du das also«, sagte sie. »Und welche Folgen hatte es für Solanda?«
    »Soweit ich das sehe, gar keine«, sagte er. »Niemand hörte ihr zu, wenn sie von meinen Fähigkeiten sprach. Sie nahm sich auch nicht die Zeit, mich aufzuziehen, nicht so wie bei dir.«
    »Bist du etwa eifersüchtig?« fragte Ari.
    Er schüttelte den Kopf. »Eifersüchtig darauf, daß ich nicht von der Kaltherzigsten aller Fey erzogen wurde? So nennt man doch die Gestaltwandler, oder nicht?«
    Ihre Unterlippe zitterte. Sie wollte nicht, daß Coulter böse auf sie war. Sie fühlte sich verunsichert. »Glaubst du das wirklich?« flüsterte sie.
    »Von Solanda schon«, sagte er. »Ich glaube, es könnte auch auf dich zutreffen, wenn du nicht aufpaßt. Sie war dir ein gutes Beispiel.«
    Sie biß sich auf die immer noch zitternde Unterlippe und drehte sich schnell von ihm weg, weil er nicht sehen sollte, wie sehr er sie getroffen hatte. Sie tastete nach dem Torkreis, fand ihn und streckte die Hand hindurch. Im Inneren herrschte die gleiche Temperatur wie draußen. Irgendwie hatte sie erwartet, es müsse kälter sein.
    Dann ergriff Coulter ihren Arm und zog ihn vom Torkreis weg. Er drehte sie um. »Ich glaube nicht, daß du wie Solanda bist, Ari«, sagte er leise und streichelte ihr abermals über das Gesicht. Er strich ihr Haar zurück und streifte ihre Wange. Dann berührte sein Daumen ihr Kinn, und er zog ihren Kopf nach unten.
    Er sah sie einen Moment verwundert an und küßte sie dann zärtlich.
    Dieser Kuß war nicht wie der, den er ihr gegeben hatte, als sie durch die Verbindung ihres Vaters gereist waren und er sie dort gefunden hatte, völlig in sich selbst versunken. Der Kuß damals hatte sich nur echt angefühlt.
    Dieser hier war wirklich echt.
    Er erkundete ihren Mund. Dann zog er sie an sich, hielt ihren Hinterkopf in seiner linken Hand und faßte sie mit dem rechten Arm um die Taille. Er fühlte sich gut an, warm und stark, obwohl sie wußte, daß die Ereignisse des Morgens ihn geschwächt hatten.
    Sie neigte den Kopf dem seinen entgegen, schmeckte ihn …
    »Wie überaus interessant!«
    Die Stimme gehörte Gabe.
    Coulter schreckte zurück und sah auf einen Punkt über Aris Kopf. Ari bewegte sich nicht so schnell. Sie wollte nicht, daß jemand sah, wie durcheinander sie war. Ihr Herz pochte heftig. Sie spürte jedoch deutlich, daß nicht ihr Bruder der Anlaß dazu war.
    »Gabe«, sagte Coulter und verstummte sogleich wieder. Sein Gesicht war puterrot. Arianna drehte sich um. Der Kopf ihres Bruders schien in der Luft zu schweben. Der Lichtkreis rotierte rasend schnell um ihn herum.
    »Findet das nicht dein Einverständnis?« fragte sie mit tonloser Stimme.
    Er blickte von ihr zu Coulter, dann wieder zurück zu ihr. »Ich dachte, Bauern dürfen das in diesem Land nicht mit dem Adel machen«, sagte Gabe.
    Coulter wurde noch röter.
    Das brachte Arianna noch

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