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Fey 10: Das Seelenglas

Fey 10: Das Seelenglas

Titel: Fey 10: Das Seelenglas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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den verschiedenen Fey-Zaubern und der Geschichte der Länder, die er erobern wollte, kombiniert. Er hatte Sprachen gelernt, mehrere Künste und das Waffenschmieden.
    Jeden Augenblick seines Lebens hatte er darum gekämpft, die Kontrolle über etwas Neues zu erlangen. Genauso, wie er jetzt darum kämpfte, die Blaue Insel in seine Gewalt zu bekommen.
    »Rohe Kräfte«, sagte er sinnierend. Er drehte und wendete die Worte in Gedanken und erfreute sich an ihrem Klang. Landre stand neben dem Schwerterhaufen und musterte ihn. »Also brauchen wir ihre magischen Techniken gar nicht zu erlernen?«
    »Doch, das sollten wir«, entgegnete Landre. »Wir sollten sie genauso unter Kontrolle bekommen wie sie. Aber das ist nicht vordringlich, denn ganz bestimmt können wir sie nicht schnell genug erlernen.«
    »Kann sein«, sagte Rugad zögerlich. Er war nicht sicher, ob er mit dem letzten Teil übereinstimmte. »Vielleicht. Aber ich glaube immer noch, daß diese Techniken uns dabei behilflich sein können, die Inselbewohner zu schlagen.«
    »Ich glaube, daß wir die Inselbewohner schlagen, sobald bei unseren Leuten das Überraschungsmoment wegfällt, weil sie auf alles vorbereitet sind.«
    »Klingt alles so einfach«, sagte Rugad. »Aber ich habe schon versucht, die ganze Truppe davor zu warnen, und es hat nicht funktioniert. Unseren Leuten zu erklären, daß sie immer das Unerwartete erwarten sollten, ist eine Sache. Sie wirklich soweit zu bringen, eine andere.«
    »Sie glauben, daß niemand so mächtig ist wie die Fey.«
    »Das ist wahr«, sagte Rugad.
    »Und es stimmte auch. Bis wir hierherkamen.«
    Rugad starrte ihn an und fühlte Verzweiflung in sich aufsteigen. »Du hast gerade gesagt, daß …«
    »Ich habe gesagt, daß die Inselbewohner magische Kräfte besitzen. Aber sie haben keine Kontrolle darüber. Ihre Zauberkraft entweicht unkontrolliert, Rugad. Denk daran. Denk an die jungen Gestaltwandler, die nicht von älteren Wandlern angeleitet werden. Denk an die jungen Zauberer, die nicht gelernt haben, ihre Kräfte auszuformen. Denk an die Zaubermeister, die in jungen Jahren ihre Magie mit ihrem ungebändigten Zorn nähren.«
    Rugad kannte alle diese Beispiele. Er hatte derlei Dinge schon Hunderte Male gesehen. Fey, die ihre eigene Zauberkraft nicht kontrollieren wollten oder konnten, mußten sterben. Die Gestaltwandler blieben dann oft versehentlich in einem ungewollten Stadium stecken und töteten sich damit selbst. Die Hexer überzeugten irgend jemanden unabsichtlich davon, irgend etwas zu tun, was oft einige Tage später dann zum Tod dieser Person führte. Und die jungen Zaubermeister verloren, wenn sie wütend wurden, oft die Kontrolle und jagten ungewollt einen Feuerball in ein Haus.
    Die Fey hatten Regeln, um mit solchen Eigenheiten umzugehen, aber die Ereignisse verselbständigten sich zusehends. Immer wieder starben Fey aus Fahrlässigkeit oder Mangel an Kontrolle.
    »Also legen wir ihren Kräften Zügel an«, sagte Rugad.
    »Wie bei ungehorsamen Jugendlichen«, sagte Landre.
    »Wie bei jungen Gestaltwandlern, die unsere Führung brauchen.«
    »Als lotsten wir ihre Kräfte in unsere eigenen Kanäle«, fuhr Landre fort.
    Zum ersten Mal seit Tagen lächelte Rugad aufrichtig. »Landre«, sagte er, »du bist genial.«
    »Natürlich bin ich das«, antwortete Landre. »Andernfalls würdest du nicht mit mir arbeiten.«
    »Nein«, erklärte Rugad. »Es ist mehr als das. Du hast wahrscheinlich gerade den Kampf um die Blaue Insel gewonnen.«
    Landre schüttelte den Kopf. »Ich habe mehr als das getan«, sagte er. »Ich habe gerade die Macht der Fey um ein Hundertfaches vermehrt.«
    »Ihre Kräfte werden zu unserer Magie.«
    »Und unsere Magie«, sagte Landre leise, »ist unsere Stärke.«

 
8
     
     
    Der Nachmittag kroch dahin. Licia war von einem verwundeten Krieger zum nächsten gegangen und hatte sie getröstet. Dann hatte sie vor den unverletzten Soldaten eine Ansprache gehalten, um ihnen neuen Mut zuzusprechen.
    Schließlich hatte sie sich einen Weg zu Ay’Le gebahnt.
    Ay’Le, die auf einem großen Stein in der Mitte des Tales saß, sprach mit einer kleinen Gruppe Tierreitern. So wie sie dasaß, mit übereinandergeschlagenen Beinen und die Arme nach hinten abgestützt, wirkte sie nicht gerade wie jemand, der gerade die größte Niederlage seines Lebens erfahren hatte.
    Eine der Tierreiterinnen machte eine kaum wahrnehmbare Handbewegung, als sich Licia näherte. Sie hätte es nicht gesehen, wenn sie nicht genau darauf

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