Fia die Betoerende
benachrichtigen“, bot der Junge als Trostpflaster für James' verwundeten Stolz an.
„Wirklich?“ fragte James. „Wen außer mir hat Lady Fia denn noch versetzt?“
Der Junge verfärbte sich leicht. „Oh. Ich denke, das ist im Grunde gar nicht zu vergleichen. Da war dieser Gentleman heute Morgen; er hatte mit meiner Stiefmutter gewettet, aber jetzt sieht es ganz so aus, als müsste er eine Weile warten, bevor er seinen Gewinn einfordern kann.“
„Eine Wette?“ wiederholte James geistesabwesend, während er fieberhaft überlegte, was es mit Fias unerwarteter Abreise auf sich haben mochte. „Wer war dieser Gentleman?“ „Ein Mr. . . . Donne.“
Eine dunkle Vorahnung machte sich in ihm breit und sandte James ein Prickeln über den Rücken.
„Meinen Sie, damit ist etwas nicht in Ordnung, Sir?“ Kays Ton verriet aufkommende Besorgnis.
„Oh nein. Ganz und gar nicht. Ich kenne Mr. Donne sehr gut. Ich habe mich nur gefragt, ob er seine Wette gewonnen hat.“
Der Junge entspannte sich wieder. „Das kann ich nicht sagen, Sir. Gunna hat kein Wort davon erwähnt.“
„Ich verstehe“, antwortete James. „Am besten mache ich mich dann wieder auf den Weg. Sicher hat Lady Fia mir geschrieben, und ich muss nur nach Hause fahren, um ihren Brief vorzufinden. Danke.“
Er verabschiedete sich von Kay und ging. Draußen stieg er gedankenverloren in seine Kutsche. Ihm gefiel Thomas' und Fias Verschwinden am selben Tag ganz und gar nicht. Noch weniger gefiel ihm, dass Thomas Kay gesagt hatte, er und Fia wären in eine freundschaftliche Wette verwickelt, denn wenn die beiden sich auch ganz gewiss in einer Art Wettstreit befanden, dann war das Wort „freundschaftlich“ ganz sicher kein passendes Eigenschaftswort, um ihn zu umschreiben.
Am allermeisten aber missfiel ihm, dass Thomas die Alba Star aus dem Trockendock hatte auslaufen lassen, obwohl noch nicht alle Arbeiten abgeschlossen waren, und er eine Nachricht hinterlassen hatte, in der er behauptete, er habe überraschend einen Vertrag abgeschlossen, Fracht in Frankreich an Bord zu nehmen, bei dem er eine königliche Summe geboten bekommen hätte, wenn er sofort aufbräche.
Auf der anderen Seite hatte Gunna, die wie ein Drache über Fia wachte, solange er die beiden kannte, mit Fia über ihre Reise gesprochen. Sie und Fia hatten sogar etwas wie einen Streit deswegen gehabt.
Diese Überlegung beruhigte ihn nur wenig. Hier gab es einfach zu viele Zufälle. Aber ihm fiel einfach nicht ein, was er dagegen tun konnte. Bald schon würde er mit der Sea Witch von London aus in See stechen. Angesichts der Katastrophen des letzten Jahres konnte ihrer beider Schifffahrtsunternehmen nur schlecht weitere Verzögerungen oder Rückschläge verkraften. Er war es seiner Ehre und seinem Pflichtgefühl schuldig, sein Thomas gegebenes Versprechen zu halten.
Er würde einfach hier in London warten, bis er auslaufen musste, in der Hoffnung, Carr würde den Köder schlucken, den Fia und er so sorgfältig für ihn ausgelegt hatten. Sich jetzt an die Verfolgung von Fia oder Thomas zu machen, würde alle mühsam vorbereiteten Pläne zerstören.
Nein - er seufzte - , ihm waren die Hände gebunden. Er konnte seinen Verdacht wegen Fia und Thomas weder bestätigen noch entkräften.
Doch vielleicht wusste er jemanden, der etwas unternehmen konnte.
12. KAPITEL
Der durchdringende Geruch der See nahm mit der steigenden Flut zu. Hoch oben zerriss ein kräftiger Wind die Wolken und trieb sie als langgezogene weiße und hellgraue Fetzen über den blassblauen Himmel. Jetzt, am späten Vormittag, bevölkerten Kaufleute, Käufer und Verkäufer, Hausierer und Straßenhändler die Docks, während Seeleute und Hafenarbeiter damit beschäftigt waren, die Fracht zu löschen. Weiter draußen im Hafen warteten tief im Wasser liegende Schiffe, deren Masten aus der Feme betrachtet wie ein bizarrer Wald wirkten.
Thomas führte Fia zu dem Anlegeplatz, an dem die Alba Star vertäut lag. Sie war noch nicht vollkommen fertig gestellt, die Hälfte ihrer Segel fehlte, der Rest war nur notdürftig geflickt, ein paar Planken noch nicht gestrichen. Trotzdem war sie seetüchtig genug für diese Reise.
Voller Zuneigung betrachtete er das schnittige Segelschiff. Schlank und wendig, war die Alba Star von ihren spanischen Erbauern vor allem auf Schnelligkeit und Manövrierfähigkeit ausgelegt. So war sie bestens dafür geeignet, einer feindlichen Flotte zu entkommen. Seit er sie einem Piratenkapitän abgenommen
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