Fia die Betoerende
umzudrehen. Ihre Augen waren fest zusammengekniffen.
Vorsichtig hob er den Becher an ihren Mund und hielt ihn ein wenig schräg. Wasser rann ihr über die Lippen und über das Kinn.
„Trinken Sie, Fia. Es wird Ihnen helfen, das verspreche ich.“
Sie gehorchte, zu schwach, sich mit ihm zu streiten, zu schwach, sich ihm zu widersetzen.
„Nur kleine Schlucke. Da. Besser?“
„Nein“, stöhnte sie leise. Er zog sie näher, wobei er mit einer gewissen Grimmigkeit bemerkte, dass sie, auch wenn sie zu schwach war, den Kopf zu heben, sich dennoch gegen seinen Griff sträubte. In seinen Armen fühlte sie sich sehr zart an, so zart, dass es ihn erstaunte. Er konnte jede ihrer Rippen spüren, ihre schmale Taille und den sanften Schwung ihrer Hüften.
„Entspannen Sie sich“, murmelte er besänftigend, legte ihr eine Hand an die Wange und drückte ihr Gesicht an seine Schulter. Sie besaß nicht die Kraft, sich gegen ihn zu wehren, und ließ ihren Kopf widerstrebend unter seinem Kinn ruhen. Zwischen blassen Lippen kam ihr Atem flach, und ihre kleinen festen Fäuste lagen auf seiner Brust.
Wie sie das hasste. Thomas konnte nicht genau sagen, woher er das wusste, aber er war sicher, dass es nicht nur Verlegenheit war wegen ihrer körperlichen Verfassung, sondern etwas, das viel tiefer ging. Er erahnte ihre Verletzlichkeit und ihre Selbstverachtung deswegen und erinnerte sich wieder an den Zorn, den er empfunden hatte, wegen der Tränen, die ihm mit jedem Schlag der Peitsche des verhassten Herrn in die Augen gestiegen waren.
Jedes Anzeichen von Mitgefühl verbergend, da sie sich dann nur noch hilfloser Vorkommen würde, bot er ihr noch etwas Wasser an. Die Augen immer noch fest zusammengepresst, als wehrte sie sich gegen jede Möglichkeit, sein Mitleid zu sehen, nahm sie an.
Nachdem sie ein paar Schlucke getrunken hatte, senkte er seinen Arm, tauchte das Tuch in den Krug und wrang es aus, so gut er das mit nur einer Hand konnte. Behutsam, aber mit ungerührter Gründlichkeit, betupfte er ihr Stirn und Augen, Wangen, Lippen und Hals.
„Sie werden nicht sterben“, sagte er, als ein weiteres trockenes Würgen ihren Körper schüttelte.
Da schlug sie die Augen auf. „Das“, erklärte sie, „ist genau, was ich befürchte.“
Er grinste, überrascht von ihrem unerwarteten Sinn für Humor und noch mehr überrascht, als ein erwiderndes Lächeln kurz um ihre blassen Lippen zuckte, ein Lächeln, das so gar nicht denen ähnelte, die er sonst bei ihr gesehen hatte. Ihre Blicke trafen sich und blieben einen Augenblick lang aneinander hängen, dann wich sie zurück und runzelte die Stirn. Sie wandte den Kopf ab und schloss wieder die Augen.
„Sie sind seekrank“, sagte er.
„Wirklich?“ erkundigte sie sich übertrieben erstaunt, und mit der Rückkehr zu beißendem Sarkasmus hatte sie sich wieder in der Gewalt. „Vielen, vielen Dank, dass Sie es mir sagen. Und ich arme Närrin dachte die ganze Zeit, es läge an dem Räucherhering von heute . . .“ Sie brach ab, und ihre Augen wurden mit einem Mal groß, dann erfasste sie ein weiteres trockenes Würgen, das allen Sarkasmus erstickte.
Er hätte sie schütteln mögen. Er fühlte sich betrogen und wütend, hasste die Leichtfertigkeit, zu der sie so mühelos zurückfand. Hasste es, dass das bisschen - was eigentlich? Menschlichkeit? Ehrlichkeit? - , das er in ihr gesehen hatte, ihm wieder entrissen worden war.
„Geschieht dir ganz recht, du nachtragendes, scharfzüngiges Frauenzimmer“, stieß er leise aus, als er sie über seinen Arm nach vorne beugte und ihr mit kräftigen Bewegungen den anmutig gewölbten Rücken rieb. Sie hob den Kopf und warf ihm einen erstaunten Blick zu.
„Was?“
Er schnaubte. „Hat Sie noch niemand zuvor nachtragendes, scharfzüngiges Frauenzimmer genannt?“
Sie blinzelte. Offensichtlich nicht.
„Nun, das ist eine Unterlassung, die nur schwer zu verzeihen ist! Denn hätte jemand vorher den Schneid gehabt, Sie wegen Ihrer spitzen Zunge zur Rede zu stellen, hätte sie vielleicht etwas von ihrer Schärfe verloren. So wie die Dinge liegen, fürchte ich, Mylady Tücke, wer auch immer Sie am Ende heiratet, wird jeden Abend vor dem Zubett-gehen Gott darum anflehen, den nächsten Tag heil und unversehrt von diesem Ihrem bösen Mundwerk zu überstehen.“
Ihre Augen wurden ganz groß. „Sie! Sie! Sie ... oh!“ Aber die scharfe Abfuhr, die sie für ihn geplant hatte, wurde von einem neuen Würgereiz erstickt. Sie klappte über seinem Arm
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