Fia die Betoerende
zusammen, während immer neue Krämpfe ihren Körper schüttelten. Als sie fertig war, griff sie mit zitternder Hand nach dem Zinnbecher auf dem Boden und hob ihn an ihre Lippen. Sie nippte ein wenig von dem Wasser und richtete sich vorsichtig wieder auf.
„Sie sind kein Gentleman!“
„Ach wirklich?“ erkundigte er sich. „Vielen, vielen Dank, dass Sie es mir . . . uff!“ Ihr Ellbogen traf ihn in den Magen. Ein triumphierender Blick ließ ihre selbst in ihrer Erschöpfung noch hinreißenden Züge aufleuchten, bevor eine weitere Woge der Übelkeit sie erfasste, Triumph in Elend verwandelte und sie einmal mehr über die Schüssel zwang. Er hielt ihr den Kopf und stützte sie.
„Danke. Aber gehen Sie jetzt.“
Er zögerte einen Augenblick, bevor er seinen Arm von ihrer Schulter nahm und aufstand. Sie klang besser. Sie hatte genug Wasser getrunken, um die verlorene Körperflüssigkeit auszugleichen. Schließlich tat es keinem von beiden gut, wenn er hier blieb, während ihre Abneigung gegen seine Anwesenheit mit jeder Sekunde wuchs.
„Sie müssen essen. Ich werde einen Teller mit Speisen bringen lassen . . .“
„Wenn Sie . . .“ sie machte eine Pause, schluckte hörbar und fuhr dann fort, „es wagen, irgendeine Form von Essen . . . in diesen Raum zu bringen, werde ich mich nicht mehr bloß damit zufrieden geben, Sie mit Worten zu verletzen. Habe ich mich verständlich ausgedrückt?“
„Mehr als genug. Aber ich muss darauf beharren, Ihnen in meiner Pflicht als Christ . . .“ bei diesen Worten verzog sie ihren Mund, „zu versichern, dass Sie sich besser fühlen werden, wenn Sie sich überwinden könnten, wenigstens eine Kleinigkeit zu . . .“
„Wagen Sie es ja nicht, das Wort auszusprechen! Raus!“ Sie hob den nassen Lappen vom Boden auf und warf ihn ihm an den Kopf. Ohne große Mühe wich er dem Geschoss aus.
Es ging ihr in der Tat besser. Dieser Wurf war alles andere als kraftlos gewesen.
Er verließ die Kabine und entdeckte da erst, dass er lächelte. Weswegen, zum Teufel, grinste er eigentlich? Das Mädchen hatte versucht ihm etwas an den Kopf zu werfen, schrie ihn an und drohte ihm, und er führte sich auf, als hätte er eben seinen ersten Kuss gestohlen. Bestimmt war er verrückt.
Aber er wollte verdammt sein, wenn er sich später an irgendetwas anderes erinnern würde als an ihr unerwartetes Lächeln.
Und dessen Schönheit.
13. KAPITEL
Sie war kein besonders guter Seemann. Genau genommen war sie gar kein Seemann.
Das erschien Fia - bei den seltenen Gelegenheiten während der folgenden zwei Tage, an denen sie an etwas anderes denken konnte als daran, wie weit sie von der allgegenwärtigen Schüssel (die am Ende der Reise Lebertran auf der Liste der Dinge, die sie am meisten verabscheute, vom ersten Platz vertrieben hatte) entfernt war - ausgesprochen ungerecht. Schließlich hatte sie einen großen Teil ihrer Kindheit damit verbracht, auf das Meer hinaus zu schauen und von einem großen Schiff zu träumen, das sie fortbringen würde. Große Schiffe mit hoch gewachsenen, starken Kapitänen . . .
Solche Gedanken führten zu nichts. Es war viel besser, sich darauf zu konzentrieren, den kläglichen Rest, der von ihrem Stolz noch übrig war, zusammenzuraffen und sich an Deck zu begeben. Sie öffnete die Tür am oberen Ende der Treppe und spähte hinaus, bevor sie vorsichtig auf die Planken trat.
Nach drei Tagen stürmischen Wetters mit rauem Seegang war dieser Morgen über einem ruhig daliegenden Meer heraufgedämmert. Der Himmel war grau und voller schwerer Wolken. Die Segel der Alba Star blähten sich in dem stetigen Wind, der das Schiff über das glatte silbergraue Wasser trieb.
Fia hob ihr Gesicht in die leichte Gischt, die vom Bug des Schiffes aufstieg. Sie konnte Salz auf ihren Lippen schmecken, und es brannte ein wenig in den Augen, aber nach drei Tagen in ihrer engen, übel riechenden Kabine unter Deck sog sie die klare, frische Luft in tiefen Zügen in ihre Lungen. Bei dem Klang von Stimmen öffnete sie die Augen. Sofort entdeckte sie Thomas. Ein in einem Stiefel steckender Fuß auf einer Taukiste, den Ellbogen auf den Oberschen-kel gestützt, stand er da, in ein ernsthaftes Gespräch mit einem Mitglied seiner Besatzung vertieft. Seine Augen waren zu schmalen Schlitzen verengt, zwischen seinen dunklen Brauen hatte sich direkt über seiner kühnen Nase eine steile Falte gebildet.
Der Wind dort oben musste stärker sein als hier, wo Fia sich befand. Weil Thomas seinen Rock
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