Fiasko Royal - Agenten der Galaxis #2 (German Edition)
Zuneigung. Aber sagen – sagen – tut keiner irgendetwas!«
»Du bist weder blind noch blöd. Spätestens hier musst du es kapiert haben.«
»Nur, was bedeutet es? Und für wen?«
»Anscheinend bedeutet es für eine Menge Leute etwas. Und nicht für alle dasselbe. Es erklärt, weshalb der Kämmerer so viele Feinde hat, aber dabei so schwer aus dem Amt zu hebeln ist. Es erklärt, weshalb der Kaiser dich rundweg von der Erbfolge hat ausschließen lassen. Wahrscheinlich wird es auch deine Noten erklären.«
»Oh«, sagte Anel matt. »Da bin ich nicht so sicher. So schön deine Erklärungen auch sind, so sagen sie uns nicht, wer so hartnäckig versucht, mich loszuwerden. Es erklärt nicht, warum meine eigene Großmutter so versessen darauf war, mich ermorden zu lassen. Und sie hat es wahrscheinlich genau gewusst.«
»Natürlich wusste sie es. Genau deshalb hat sie dich gehasst. Du hast Erinnerungen in ihr geweckt und wurdest mit jedem Tag dem Mann immer ähnlicher, der sie zurückgewiesen hatte, und den sie schließlich gestürzt hat, indem sie ihrem Mann ins Ohr flüsterte, er solle seine Prewards Lord Famel unterstellen. Es war ein großer Fehler von Rinardon, sie an Lord Tepdo zu verheiraten und ihr damit Einfluss auf die Garde zu verschaffen.«
»Er hat viele Fehler gemacht«, sagte Anel. »Sehr viele Fehler. Er war ein Tyrann und besessen von einer Macht, die ihm unmerklich aus den Händen glitt. Er forderte zu viel und gab zu wenig. Als er begriff, dass er ein Kaiser ohne Reich war, wurde er still, zog sich zurück und sammelte zeit seines restlichen Lebens Schmetterlinge, die er eigenhändig fing und aufspießte. Natürlich war er ein schöner Mann.« Anel lächelte versonnen. »Schön wie Adelardin, der heute noch wie gemalt aussieht, so als habe man ihn unter dem Glas, unter dem er zwölf Jahre lag, eigens für ein Märchen erzeugt. Schön wie ein Kämmerer, der in seinem nicht mehr so jugendlichen Alter jede Frau ins Bett kriegt. Aber schließlich machte der Sohn des Prinzen Gondolin das Rennen. Kein so hübscher Mann, weniger herrisch und charismatisch, aber anscheinend besser geeignet, das Reich zu regieren. Was sagt uns das alles, Adrian?«
Adrian seufzte. »Da fragst du den Falschen. Ich habe keine Ahnung, wie die Erbfolge so etwas regelt. Könntest du einen völlig verblüfften Genno von den Füßen hebeln? Oder gilt, was der Kaiser bestimmt hat – du gehst in jedem Fall leer aus, während Genno den Thron erbt?«
Anel ließ sich zurücksinken und verschränkte die Hände im Nacken. »Das käme wohl darauf an.«
»Worauf?«, fragte Adrian.
Anel fischte seinen Teddy vom Kopfkissen und richtete sich damit auf. In der anderen Hand hatte er einen rostroten Dino. Er bewegte beide vor Adrians Augen, als sprächen sie miteinander und gab ihnen Stimmen. »Ich – ich bin der Kaiser der Vereinten Republiken. – Nein, bist du nicht, du Hohlkopf. Ich bin der Beste der Besten und werde das Reich regieren. – Wirst du nicht, du Hochverräter, weil ich dich köpfen lasse. – Wer köpft da wohl wen, du müder Amtsschimmel? Dich fege ich doch mit links weg. – Na warte, das sag ich Papa. Papaaa!« Anel grinste.
In Adrians Magengrube flatterte es nicht erfreulich. »Dieses kleine Spiel gefällt mir nicht.«
Anel warf die Plüschtiere aufs Bett. »Aber darum geht es. Oder nicht?«
»Darum, dass du vorhast, dich mit deinem Bruder um den Thron zu streiten?«
»Eher darum, dass ich es versuchen könnte.«
Adrian betrachtete den Dino, der weitergekullert und zu Boden gefallen war, wo er auf dem Rücken lag, die Beine hilflos in die Luft gereckt. »Könntest du? Das ist die Frage. Ändert sich dadurch überhaupt irgendetwas?«
Anel schob die Schuhspitze unter den Dino, schleuderte ihn hoch und fing ihn auf. »Es ist wie in der Werbung. Der letzte Dreck kann als Gold ausgegeben werden, wenn man ihn attraktiv genug anpreist. Dazu muss man seine Makel in Pluspunkte verwandeln. Ein Riegel aus reinem Zucker kann als gesund deklariert werden, wenn man auf der Packung groß anpreist, dass er null Prozent Fett enthält.«
»Wie macht man einen Prinzen zu einem solchen Produkt?«, fragte Adrian spöttisch.
»Ganz einfach. Statt ihn als Bastard und Fehltritt zu bezeichnen, nennt man ihn den letzten Erben der direkten Linie.«
Adrian versuchte verzweifelt, sich die Stammbäume ins Gedächtnis zu rufen, die er in dem Büchlein über den table informelle gelesen hatte. »Lass mich das geschrieben sehen«,
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