Fiasko Royal - Agenten der Galaxis #2 (German Edition)
leicht verletzlich. Ich habe mit Sir Adrian gesprochen. Im Augenblick bin ich geneigt, zu seinen Gunsten voreingenommen zu sein.«
»Ihr habt mit ihm gesprochen?«
»Gewiss«, sagte der Kaiser. »Er kam und brachte ein ausgezeichnetes Omelett. Mit Quittenmarmelade, wenn mich nicht alles täuscht.«
Rial sank auf den Stuhl zurück. »Eure Erhabenheit zog es vor, mir das zu verschweigen?«, fragte er heiser.
»Gab es da nicht auch etwas, das du mir verschwiegen hast? Fünfzehn Jahre lang?«
Rial kniff sich in die Nasenspitze. »Ihr würdet doch nicht zulassen … Ich meine, er ist Sindias Sohn und …«
»Rial, du wirst nicht noch einmal so mit mir reden! Und du wirst es tunlich unterlassen, die Kaiserin bei ihrem Vornamen zu nennen! Im Übrigen erwarte ich ein wenig mehr Einsatz von deiner Seite für dieses Ergebnis deiner schier nie versiegenden Lendenkraft! Habe ich mich klar genug ausgedrückt?«
»Ja, Erhabenheit. Hinlänglich klar, Erhabenheit«, sagte Rial erschöpft. »Nur macht mich das alles langsam mürbe.«
*
Adrian hatte festgestellt, dass die geheime Lesekammer mit einem Vorrat feinster Schokoladen ausgestattet war. Er saß in dem gemütlichen Sessel, eine Tafel mit rosa Pfefferkörnern neben sich auf der Ablage und ein dünnes Bändchen auf dem Schoß, das er nach gründlicher Musterung aller Buchrücken ausgesucht hatte.
Es war mit »Die ersten sieben Jahre des table informelle« betitelt.
Nach umfangreichen Schilderungen der üppigen Menüs, die damals auf den Tisch gekommen waren, wunderte sich Adrian nicht mehr, dass Kaiser Rinardon wenig Lust gezeigt hatte, solch kostspielige Prasserei weiterhin aus kaiserlicher Schatulle zu finanzieren.
Er erfuhr aus dem kleinen Büchlein, dass Rinardon seinem Sohn Ablin ein strenger Vater gewesen war und von ihm verlangt hatte, die zentralen Prüfungen als Bester zu bestehen. Er hatte Ablin, der als Zweiter aus diesem akademischen Wettstreit des Hochadels hervorgegangen war, mit einer Stahlrute gezüchtigt. Eine klein gedruckte Fußnote informierte darüber, dass der unglückliche Beste des Prüfungsjahrgangs, ein gewisser Rial di Nidare, hinter verschlossenen Türen ebenfalls den kaiserlichen Zorn zu spüren bekommen hatte, nachdem er so unverfroren gewesen war, den Thronfolger durch seine Besserwisserei zu demütigen.
Inzwischen hatte Lord Famel den table informelle genutzt, um die Noblen gegen den Kaiser einzuschwören, der so unklug gewesen war, nie dort zu erscheinen. Offenbar war ihm die Unzufriedenheit des Adels deshalb zu lange entgangen. Vier verschiedene Sicherheitsdienste hatten nicht ausgereicht, um dem Herrscher das Komplott zu hinterbringen, ehe der Druck zu groß geworden war, um ihm noch mit Gewalt begegnen zu können. Welcher Gewalt auch? Die Prewards als kaiserliche Garde hatten ihre Mäntelchen längst in den Wind gedreht und waren an einem denkwürdigen Tag im Mai des Jahres 113 von ihrem Kommandanten ganz einfach Lord Famel unterstellt worden. So matt gesetzt war dem Kaiser nichts anderes übrig geblieben, als zugunsten seines Sohnes abzudanken.
Adrian blätterte das schmale Buch mehrmals durch und wollte gerade den Abschnitt über Rolo di Nidare lesen, als sich die Decke über ihm anhob und nach hinten klappte.
Anel sprang zu ihm herab. »So! Die sind abgezogen. Vater schickt Coracun mit einem halben Dutzend zuverlässiger Leute und du kannst den Staub der Bücher abschütteln.«
Adrian klappte das Büchlein zu und stellte es wieder an seinen Platz zurück. »Hör mal, Anel«, sagte er. »Weißt du, was über dich im Buch der Namen steht?«
Anel zog ihn die Stufen hinauf und ließ das Bett die geheime Tür verbergen. »Falls es existieren würde, stünde drin, was inzwischen sowieso jeder weiß, dass ich einer der vielen Bastarde bin, die Rial di Nidare dem Hof vermacht hat.«
»Schon möglich. Aber das wäre nicht alles, nicht wahr?«
Anel setzte den blauen Teddybären wieder aufs Kopfkissen und drehte sich zu Adrian um. »Was denn sonst?«
»Anel! Du weißt es. Vielleicht hast du es vor dem Attentat nicht gewusst, inzwischen hast du es entweder begriffen oder jemand hat es dir gesagt.«
Anel setzte sich auf die Bettkante und sah zu Adrian auf. »Niemand hat etwas zu mir gesagt. Ich lese in Coracuns Augen zu viel Besorgnis voll von verborgenem Kalkül. Ich höre aus dem Geschwafel meines leiblichen Erzeugers Panik heraus. Ich spüre im Umgang mit meinem kaiserlichen Vater eine Mischung aus Vorsicht und
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