Fiasko Royal - Agenten der Galaxis #2 (German Edition)
darüber, dass Gewissheit nur schwer zu finden ist. Seiten sind Flächen in verschachtelten Kartons, deren wahre Position zueinander immer eine relative ist.«
»Ich verstehe schon. Ihr zieht es vor, Euch nicht festzulegen. Ich nenne das nicht weise, sondern bequem.«
Wieder lachte sie. »Immerhin hast du mich nicht feige genannt. Das wäre auch falsch, denn was hätte ich schon zu verlieren? Was könnte mich ängstigen?«
»Dass Eure Tochter neben Adelardin nochmals auf den Thron kommt, diesmal als Wahnsinnige?«
Perle hob eine Augenbraue. »Die Wahrscheinlichkeit dafür ist gering.«
»Da wäre ich mir nicht so sicher. Wenn sich mehrere streiten, weiß man nie. Es soll schon vollkommen irre Kaiser gegeben haben.«
»Genügend«, bestätigte Perle. »Letztlich läuft es auf eine Abdankung für den Thronfolger heraus, wie es schon einmal geschah, als der table informelle seine Macht ausspielte.«
»Der hat heute doch gar keine Macht.«
»Glaubst du das?«, fragte Perle. »Dann hast du noch nicht wirklich begriffen, womit wir es zu tun haben.«
»Das kann natürlich sein«, gab Adrian zu. »Das Buch der Namen möchte ich trotzdem sehen. Mit Verlaub, Exzellenz!«
Adrian hatte keine Gelegenheit festzustellen, ob seine Hartnäckigkeit Erfolg zeigen würde, denn kurz darauf surrte der Türkontakt erneut.
Perle drückte nach einem Blick auf das Display den Türöffner. »Ich soll anscheinend von beiden Seiten in die Zange genommen werden«, sagte sie lächelnd und stellte noch eine Tasse auf den Tisch.
Adrian fuhr vom Sitz auf, als Elongata hereinkam. »Wie kommst du hierher?«
»Mit demselben Charterflug wie du, nehme ich an. Ich hatte nur den Platz ganz vorn und habe eine halbe Stunde an der Abfertigung gebraucht, weil meine Papiere dreimal geprüft wurden.«
»Kommst du aus demselben Grund wie Adrian?« Perle goss Elongata Tee ein.
»Wahrscheinlich. Wir müssen Kaiser und Reich retten.«
»Das klingt romantisch.«
»Wir können doch nicht alles den Bach runtergehen lassen.«
»Ich sehe schon, dass Minkas dich mit seiner forschen Art und seiner Ausdrucksweise ansteckt.«
»Es geht wirklich nicht so weiter«, fauchte Elongata. »Soll Adelardin wieder auf den Thron? Oder wäre es tatsächlich wünschenswert, wenn Genno jetzt schon an die Macht kommt? Er ist keinesfalls reif dafür. Kann man zulassen, dass der Kaiser gekidnappt wird, und Irre wie Fangatin große Politik machen?«
»Machen sie das?« Perle klang ungerührt.
Elongata schob das Kinn vor, womit sie unerwartet ihrer Mutter ähnelte. »Was steht im Buch der Namen?«
»Aha. Du möchtest also dasselbe sehen wie Adrian. Ich bezweifle allerdings, dass es deine Erwartungen erfüllen wird.« Perle stand auf und drückte einen Kontakt der Fernbedienung. Daraufhin öffnete sich ein Schrankfach, die Rückwand versank und dahinter wurde ein Kasten sichtbar. Eine zweite Eingabe ließ den Kasten aufsteigen. Er drehte sich einmal um die eigene Achse. Licht drang aus einer Öffnung an der Oberseite.
Perle streckte eine Hand aus. »Nenne die Namen der Noblen und ihre Bestimmung, ihr Schicksal und das, was ihr Schicksal in Bewegung setzte!« Eine Kugel glitt aus der Öffnung des Kastens und flog auf ihre Handfläche. Dort lag sie wie eine von innen erleuchtete Murmel. Nichts geschah.
»Das ist wohl nicht alles, oder?«, fragte Adrian.
»Nein. Ihr solltet genau überdenken, ob Ihr diese Büchse der Pandora wirklich öffnen wollt.«
»Wir wollen«, sagten Elongata und Adrian im Chor.
*
Coracun sah auf seinen Kommunikator, der schon seit Sekunden vibrierte. Starte Aktion Sweet Seventeen. Bringe Kaiser und Anel sofort aus dem Raum in Sicherheit.
Coracun las den kurzen Text mehrmals. »Was, bei allen Kometen, ist Aktion Sweet Seventeen?«
Der ferne Lärm, den er für die Landung eines kleinen Überschallfliegers gehalten hatte, steigerte sich zu einem zu hellen und viel zu wilden Kreischen.
Er zog den Kaiser vom Sitz hoch. »Gleich passiert hier irgendwas. Ich habe keine Ahnung, was. Aber der Rat, hier zu verschwinden, scheint nicht abwegig.« Er schob sich bis zu Anel und flüsterte ihm die Warnung ins Ohr.
Von unten kamen Geräusche, die darauf schließen ließen, dass die gläsernen Eingangstüren in Scherben fielen.
*
Minkas zog sich an der Außenseite des Treppengeländers hoch. Ihm wurde es mulmig in der Magengrube, als er auf das anbrandende Meer blickte, das sich anschickte, jeden Damm niederzubrechen, der sich jetzt noch im
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