Fiasko Royal - Agenten der Galaxis #2 (German Edition)
eingesessenen Familienunternehmens auf Ennon liegt im Sterben. Seine Familie versammelt sich, um den Patriarchen noch einmal zu sehen, ehe er dahingeht. Der alte Yokrol richtet sich in seinem Bett auf und fragt: ‚Toko, mein Ältester, bist du hier bei deinem alten Vater?‘ ‚Ja, Vater‘, sagte Toko. Und Yokrol fragt seinen jüngeren Sohn: ‚Fili, mein Sohn, bist du hier bei mir?‘ ‚Ja, das bin ich‘, sagte Fili gehorsam. Und so fragt Yokrol seinen Neffen: ‚Vaughn, mein Kleiner, bist du hier bei mir?‘ ‚Ja, Onkel‘, erwidert der junge Mann. Yokrol richtet sich noch weiter auf, Zorn in den Augen. Mit heiserer Stimme stellt er seine letzte Frage: ‚Und wer, bei allen Galaxien, ist im Geschäft?‘
Kaiser Thanaton lächelte melancholisch. »Diese kleine Geschichte hast du mir natürlich nicht ohne Grund erzählt.«
Rial di Nidare betrachtete die Tabelle an der Wand. »Ich frage mich das schon die ganze Zeit. Hier sind viele Noble und einflussreiche Menschen versammelt. Jeder Geheim- oder Sicherheitsdienst ist vertreten. Jeder Machtfaktor scheint gewichtet. Jeder mögliche Kandidat für den Kaiserthron wurde berücksichtigt: Thanaton, Adelardin, Genno und Anel.«
»Und nun fragt man sich eben, wer inzwischen zu Hause nach dem Rechten sieht«, ergänzte Coracun. »Oder anders gesagt: Wer sich anschickt, einen möglicherweise verwaisten Thron mit einem bisher nicht genannten Kandidaten zu besetzen.«
Thanaton sah in die Runde. »Tatsächlich. Wer am Hof Einfluss besitzt, ist hier. Abgesehen von Graf Collander und Sir Adrian, die uns aber unterwegs verloren gegangen sind. Und was die Kandidaten angeht …«
Coracun richtete sich aus der Hocke auf. »Ich höre da etwas. Setzt die Flotte Überschallfahrzeuge ein?«
*
Adrian ging über einen gekiesten Weg und drückte den Summer neben der Tür. Nach etwa zwanzig Sekunden öffnete sie sich per Fernsteuerung und er ging in den Salon, wo Perle Idemeneo am Fenster stand und in den Melonengarten hinaussah.
»Du bist hier? Und nicht auf Ennon?«
»Nein, Exzellenz«, sagte Adrian. »Ich hatte den Eindruck, dass es dort fast schon ein wenig zu gedrängt zugeht.«
Perle drehte sich zu ihm um. »Und was führt dich zu mir?«
»Ich bin gekommen, um das Buch der Namen zu holen.«
Perle betrachtete ihn ernst. »Was bringt dich auf den Gedanken, es bei mir zu suchen?«
»Wem hätte man solch ein gefährliches Ding sonst anvertraut?«, fragte Adrian dagegen. »Wer interessiert sich für genetisches Material? Wem hat Kaiser Rinardon die Universität und diese Gärten mit dem Gebäude zum ewigen Lehen gegeben, wenn nicht jemandem, der Wissen zu bewahren hat? Woher hättet Ihr gewusst, dass Anel gefährdet war, noch ehe allgemein bekannt wurde, dass er der Sohn des Kämmerers ist? Woher sonst kommen die stille Macht und das hohe Ansehen, das Ihr am Hof besitzt? Ich habe gehört, dass euch viele Leute fürchten. Weshalb? Bestimmt nicht wegen möglicher Rachepläne. Die passen nicht zu Euch. Aber wenn Ihr wüsstet, von wem all die Adligen wirklich abstammen – das wäre für viele ein Grund, Euch zu fürchten. Sogar der Kaiser hat eine Menge Respekt vor Euch und sponsert die Universität ziemlich üppig, obwohl er sich nicht für Naturheilkunde interessiert.«
Perle bot Adrian einen Platz an und schenkte ihm duftenden Kräutertee ein. »Du bist dir sicherlich bewusst, dass deine Argumente auf schwachen Füßen stehen.«
Adrian nickte. »Aber ich bin mir sicher. Ihr bewahrt das Buch der Namen auf.«
Perle lächelte milde. »Selbst wenn es so wäre, was würde dir dieses Buch nützen? Was würde es irgendwem nützen, außer jenen, die das Chaos noch vergrößern möchten, um Vorteil aus den Machtverschiebungen zu ziehen? Wissen, mein Junge, ist schärfer geschliffen als jedes Schwert und trifft genauer als eine perfekt justierte Laserpistole. Wissen kann ein Segen sein, aber auch ein Fluch.«
»Schon klar. Aber jetzt geht es um die Wurst. Der Kaiser sitzt auf Ennon fest. Flotte und Heer können sich ein Patt liefern. Anel sitzt mitten auf der Zielscheibe für jeden Attentäter. Wir müssen etwas tun.«
»Was möchtest du denn tun? Wie könnte dir ein Buch der Namen dabei helfen?«
»Jetzt mal ehrlich«, sagte Adrian. »Auf wessen Seite steht Ihr?«
Perle Idemeneo lachte. Adrian hatte sie nie lachen sehen. Dabei wirkte sie jünger und weniger streng.
»Kind«, sagte sie. »Ich bin alt und habe bisher vier Kaiser erlebt. Meine Studien belehren mich
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