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Fiasko

Fiasko

Titel: Fiasko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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wie alle Pflanzen, sich auch von echtem Spinat und echten Artischocken in nichts unterschieden als darin, daß sie nicht eßbar seien. Solcher Spinat ließe sich auf Ausstellungen vorführen, man könne mit seiner Synthese prahlen, ihn aber nicht essen. Folglich stehe der ganze Aufwand, der in die Produktion gesteckt worden sei, unter dem Fragezeichen offenkundigster geistiger Fehlleistung. Die ersten Projektanten und Fürsprecher einer „künstlichen Intelligenz“ wußten wohl selber nicht recht, was sie wollten und welche Hoffnungen sie hegten. Ging es denn darum, daß man mit einer Maschine reden konnte wie mit einem durchschnittlichen oder einem sehr klugen Menschen?
       Das konnte man auch so, es ließ sich ohne weiteres machen, die Menschheit zählte mittlerweile vierzehn Milliarden. Es wäre also die letzte dringende Notwendigkeit gewesen, psychisch menschenähnliche Maschinen auf künstliche Weise herzustellen. Kurz, der Verstand der Computer schied sich immer deutlicher von dem der Menschen, den er verstärkte, ergänzte, verlängerte, dem er bei der Lösung von Aufgaben half, die der Mensch nicht bewältigen konnte. Eben dadurch aber war er weder dessen Imitation noch dessen Zweitauflage. Die Wege hatten sich definitiv getrennt. Eine Maschine, die so programmiert ist, daß niemand, ihr Schöpfer eingeschlossen, sie bei intellektuellem Kontakt von einer Hausfrau oder einem Professor für Völkerrecht unterscheiden kann, ist deren Simulator, der von normalen Menschen nicht unterscheidbar ist, solange man nicht versucht, diese Frau zu verführen und Kinder mit ihr zu haben, jenen Professor aber zum Frühstück einzuladen. Gelingt es, ihr ein Kind zu machen und mit ihm ein Continental breakfast zu essen, so hat man mit der totalen Liquidierung der Unterschiede zwischen dem Natürlichen und dem Künstlichen zu tun — aber was hat man davon? Kann man dank der Sideraltechnologie synthetische Sterne produzieren, die bis aufs Jota mit den kosmischen identisch sind? Jawohl, nur weiß man nicht, zu welchem Zweck man sie herstellen sollte. Die Historiker der Kybernetik kamen zu der Ansicht, den Urvätern dieser Wissenschaft habe die Hoffnung vorgeschwebt, die Rätsel des Bewußtseins lösen zu können. Dieser Hoffnung setzte ein Erfolg ein Ende, der Mitte des 21. Jahrhunderts erreicht wurde, als ein Computer der dreißigsten Generation, der außerordentlich mitteilsam, intelligent und täuschend menschenähnlich war, seine lebenden Gesprächspartner fragte, ob sie wüßten, was Bewußtsein in dem Sinne wäre, den sie diesem Begriff beilegten. Er nämlich wisse es nicht. Dieser Computer war zur direktiv aufgegebenen Selbstprogrammierung imstande und entwickelte, nachdem er den aufgegebenen Direktiven entwachsen war wie ein Kind den Windeln, die Fertigkeit, menschliche Gesprächspartner so zu imitieren, daß sie ihn nicht mehr als eine Maschine „demaskieren“ konnten, die so tut, als sei sie ein Mensch, und dies doch nicht ist. Einer Lösung des Rätsels des Bewußtseins kam man dennoch kein Haarbreit näher, denn die Maschine wußte in dieser Angelegenheit nicht mehr als die Menschen. Wie hätte es auch anders sein sollen? Man hatte vor sich das Finalprodukt eines „sich selbst anthropoisierenden“ Programms, das damit vom Bewußtsein genausoviel wußte wie die Menschen. Ein bedeutender Physiker, der bei dieser Diskussion dabei war, bemerkte dazu, das, was möglicherweise sogar so denke wie der Mensch, wisse über den Mechanismus des eigenen Denkens ebenso viel wie der Mensch: nämlich nichts. Sei es aus Bosheit oder zu dem Zweck, den enttäuschten Trium-phatoren den Fehlschlag zu versüßen, wies er auf analoge Schwierigkeiten hin, die die Gelehrten seines Fachgebiets vor einem Jahrhundert gehabt hatten, als sie die Materie mit dem Rücken an die Wand drängen wollten, bis sie ihnen gestand, daß sie nun von Natur her aus Quanten oder aus Wellen bestehe. Sie habe sich auf geradezu schändliche Weise als perfide erwiesen und die Aussage der Experimente mit der Erklärung verdunkelt, sie sei sowohl das eine als auch das andere. Im Kreuzfeuer weiterer Versuche habe sie die Wissenschaftler dann restlos dastehen lassen wie die Kuh vorm neuen Tor, denn je mehr sie von ihr erfuhren, um so weniger war es vereinbar mit dem gesunden Menschenverstand oder auch mit der Logik. Schließlich mußten sie sich mit den Aussagen der Materie abfinden: Teilchen sind gewissermaßen Wellen und Wellen sozusagen Moleküle; das

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