Fibromyalgie endlich erkennen
Verfügung, und sogar die Blutgerinnung verstärkte sich für den Fall einer Verwundung.
Heute könnte die Stressreaktion überlebenswichtig sein, wenn ein Kind gedankenverloren hinter dem Schulbus über die Straße geht und plötzlich aus dem Augenwinkel ein schnelles Auto herannahen sieht. Reflexartig springt es zurück und rettet sich. Hätte es nur eine halbe Sekunde nachgedacht und gezögert, wäre es vom Fahrzeug erfasst worden.
Chronische oder immer wieder auftretende Stresssituationen, wie sie in unserer zivilisierten Welt heute häufig vorkommen, sind wie der chronische Schmerz nicht hilfreich. Sie führen zu
seelischem Unbehagen,
hetzen uns,
machen uns unzufrieden, unausgeglichen und erschöpft und
führen schließlich zu Krankheit.
Das Gleichgewicht, die Selbstregulierung (Homöostase), ist aber nicht nur im Bereich des Gemüts gestört. Körperliche Vorgänge sind in akute und häufige Stressvorgänge fest eingebundenund können bei chronischem Stress zahlreiche Krankheiten auslösen.
WISSEN
Die Folgen der schwierigen Diagnosestellung:
Schmerzzunahme
Schwäche
schwierige Arzt-Patient-Beziehung
Chronifizierung
keine Diagnose
Verunsicherung
Entmutigung
Schmerzzunahme
Stressreaktionen.
Gefühle
Verstand
Verhalten
Körper
depressiv
unkonzentriert
uneffektiv aktiv
Muskelverspannung
gereizt
vergesslich
schlafgestört
Störungen der Verdauungsorgane
verängstigt
verwirrt
nicht mehr kreativ
Schwäche
hilflos
zurückgezogen
Herz-, Kreislauf- und Atembeschwerden
Schwitzen
Notwendigkeit immer längerer Erholungsphasen
Störungen des Immunsystems
vermehrte Krankheitsanfälligketi
Die Stressentwicklung läuft im Gehirn über ähnliche Verschaltungen, wie wir sie vom Schmerz kennen. Das Zwischenhirn ist dabei maßgeblich eingebunden; der Hypothalamus mobilisiert den Sympathikus, der über das Nebennierenmark Adrenalin und Noradrenalin ausschüttet. Gleichzeitig stimuliert der Hypothalamus auch die Hypophyse, die Hirnanhangsdrüse, die wiederum über die Nebennierenrinde das körpereigene Cortisol ausschüttet. Über beide Aktivierungswege werden der Blutdruck und die Herzfrequenz erhöht, die Atmung verstärkt und die Muskulatur vermehrt durchblutet. Der Fettstoffwechsel wird aktiviert, Glukose als Energie mobilisiert. Akut nicht lebenswichtige Vorgänge wie die Verdauung und Sexualfunktion werden zurückgefahren, Eiweiß wird nicht mehr aufgebaut, das Immunsystem gedrosselt.
Die Odyssee von Arzt zu Arzt
Obwohl die Fibromyalgie inzwischen international anerkannt ist, die Kriterien in zahlreichen Ländern angewandt werden und durch neue Studien geprüft worden sind, wird die Erkrankung bis heute oft erst spät erkannt. Manche Ärzte – und das ist auch in Begutachtungen immer wieder zu sehen – betrachten die Fibromyalgie als Verlegenheitsdiagnose oder streiten die Existenz dieser Krankheit schlicht ab. Das Fehlen »eindeutiger« und naturwissenschaftlich leicht fassbarer Merkmale, z. B. Labor- oder Röntgenbefunde, wecken ihre Zweifel.
Diese Unsicherheit überträgt sich vom Arzt auf seine Patientin, die die ärztlichen Zweifel bezüglich der Diagnose als Zweifel an den vorgetragenen Beschwerden versteht und sich oft als Simulantin angesehen und missverstanden fühlt. Sie wechselt den Arzt und erfährt nun teilweise andere Beurteilungen und Therapieemp fehlungen, was sie noch mehr verwirrt. Der oft gegebene zusätzliche Hinweis, dass es sich aufgrund der erhobenen Befunde sicher nicht um eine schlimme oder gefährliche Krankheit handle, ist gut gemeint. Er trägt jedoch für die Patientin nur selten zur gewünschten Klarheit und Beruhigung bei.
Ähnlich ist es bei der Vermutung, dass es sich offensichtlich um »etwas Psychisches« handle, nachdem »nichts Körperliches« gefunden werden konnte. Viele Betroffene sind verunsichert und glauben, der Arzt halte sie für »nicht ganz normal«, wenn sich an die Diagnose nicht ein ausführliches Gespräch anschließt. Die meisten Patientinnen können diese Deutung so nicht akzeptieren und wenden sich enttäuscht an neue Fachleute.
Es folgt eine Odyssee vom Hausarzt zum Orthopäden, vom Frauenarzt zum Neurologen,vom Internisten zum Manualtherapeuten, vom HNO-Arzt zum Schmerztherapeuten, vom Naturheiler zum Homöopathen und so weiter. Es gibt selten eine Fibromyalgie-Krankengeschichte, die keine solche Irrfahrt aufweist. Die Folge davon ist auch der Abbruch vieler Arzt-Patient-Beziehungen.
Als Folge des Leidens können sich Angst, Hoffnungslosigkeit und Entmutigung
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