Fibromyalgie endlich erkennen
unerträgliche Verspannungen und Verkrampfungen im ganzen Körper hatte. Mir schien, ich müsse Verantwortung für alles und jeden übernehmen, obwohl ich das gar nicht wollte.
Meine Probleme habe ich stets mit meiner beruflichen Anspannung entschuldigt, mit meinem Alter, den Wechseljahren, verqueren Ansichten. Ich habe mir eingeredet, dass ginge schon wieder vorbei. Bei verschiedenen Ärzten habe ich mir Tabletten und Salben verschreiben lassen, ohne den Blick auf das Ganze zu richten. Hauptsache, ich funktionierte.
Aber auch von den Ärzten fühlte ich mich nicht ernst genommen. Sie schauten ebenso wenig hinter die Fassade wie ich. Als ich um 2008 einen ersten Kurantrag stellte, wurde dieser von einem medizinischen Gutachter rundweg abgelehnt. Er meinte, mit meinen Symptomen bräuchte ich keine Rehabilitation, sondern könne die Beschwerden auch zu Hause behandeln lassen. Schlimmer noch als die Ablehnung war für mich der entwürdigende Ablauf der Begutachtung, bei der ich mich keiner Weise wahrgenommen fühlte. Vor Enttäuschung war ich ganz fertig und musste weinen! Einer solchen Prozedur wollte ich mich nicht noch einmal unterziehen und habe versucht, trotz aller Beschwerden weiter zu funktionieren.
Die Wende kam im Januar 2011, als die Fibromyalgie bei mir diagnostiziert wurde. Das konkrete Wissen hat mich einerseits erleichtert, andererseits blieben jedoch die Beschwerden. Im Februar besuchte ich ein Symposium zur Fibromyalgie, und da reifte in mir der Plan, abermals eine Rehabilitation zu beantragen und mich in gute Hände zu begeben, die meine Schmerzen ernst nehmen und für mich sorgen. Dieses Mal hat es geklappt, und der Aufenthalt in der Reha hat schon einiges bei mir bewirkt. Hier durfte ich ehrlich sagen, wie ich mich fühlte, ohne etwas beschönigen zu müssen.«
Leitlinie für das Fibromyalgie-Syndrom (und chronische Ganzkörperschmerzen)
Die Leitlinie richtet sich an die für Fibromyalgie-Syndrom-Betroffene tätigen Gesundheitsberufe. Sie stellt die derzeit gesicherten Kenntnisse zu Ursachen, Häufigkeit und Verlauf des FMS und der chronische Ganzkörperschmerzen sowie den aktuellen Stand der Diagnostik und Therapie dar.
D ie Notwendigkeit zur Erstellung dieser fachübergreifenden Leitlinie ergab sich aus der Häufigkeit der Erkrankung und den Kontroversen zur Klassifikation, Behandlung und Fehlversorgung in Deutschland. Die Leitlinie, von der es eine 100 Seiten umfassende Langversion gibt, liegt auch als Kurz- bzw. Patientenversion vor. Sie wurde unter Federführung von Prof. Dr. Winfried Häuser, Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Schmerztherapie (DIVS), Klinikum Saarbrücken, erarbeitet.
Folgende Fachgesellschaften waren beteiligt: Die Deutschen Gesellschaften für Neurologie (DGN), Orthopädie und orthopädische chirurgie (DGOOC), Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN), Psychologische Schmerztherapie und Schmerzforschung (DGPSF), Rheumatologie (DGRh), zum Studium des Schmerzes (DGSS), für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie (PGPM), Physikalische Medizin und Rehabilitation (DGPMR), Allgemeinmedizin (DEGAM), die Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR) sowie die Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband, die Deutsche Fibromyalgie-Vereinigung und der Deutsche Verband für Physiotherapie – Zentralverband der Physiotherapeuten/Krankengymnasten.
Die »Empfehlungsgrade« in der Leitlinie basieren auf der Evidenz, d. h. der Nachweisstärke für bestimmte Aussagen in internationalen Studien und der Zustimmung der oben genannten Fachgesellschaften. Wenn für eine Fragestellung keine aussagekräftige Literatur vorlag, konnte weder eine klare Aussage zur Wirksamkeit noch zur Unwirksamkeit gemacht werden. Leitlinien geben den aktuellen Stand des Wissens an. Die Entscheidung, ob einer Empfehlung der Leitlinien gefolgt wird, muss unter Berücksichtigung individueller Gegebenheiten vom Behandler und dem Patienten gemeinsam getroffen werden.
Die Leitlinienarbeit ist im März 2008 abgeschlossen worden, im April 2008 wurde die Leitlinie im Internet veröffentlicht. Eine vollständige Überarbeitung der gesamten Leitlinie wird 2012 veröffentlicht werden.
Eine besondere Neuerung in den Leitlinien war, dass der Nachweis einer bestimmten Anzahl von Tender Points (schmerzhafte Druckpunkte) für die Diagnose des Fibromyalgie-Syndroms nicht mehr für zwingend notwendig gehalten wurde. Diese Änderung basiert auf zahlreichen Berichten aus der neueren
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