FIDER (German Edition)
mir wieder ein bisschen zu weit. Ich frage mich, was du vorhast. Willst du etwas anzetteln? Irgendeine Art Palastrevolte oder s o? Das kannst du vergessen. Da mache ich nicht mit. Ein paar Sachen hier kommen mir zwar auch nicht ganz koscher vor, aber andererseits frage ich mich, wer ein Interesse daran hätte, mit uns hier ein mieses Ding abzuziehen.«
Das Grinsen kehrt auf Betzendor ffs Gesicht zurück. »Tja, das ist die große Frage, nicht wahr? Im Augenblick können wir, als kleine Befehlsempfänger, einfach nur vertrauen. Etwas anderes bleibt uns nicht übrig. Allerdings …«
Betzendorff greift nach vorne und grabscht Peturssons Handgelen k. Bevor Petursson etwas unternehmen kann, drückt Betzendorff ihm etwas in die Hand. Dabei beugt er sich nach vorne und verdeckt damit genau den Sichtbereich von Peturssons Helmkamera.
»Nicht hinschauen. Schau nur mich an«, sagt er. Einige Sekunden lang st arrt er nur in Peturssons Gesicht, knapp an der Kamera vorbei. Dann lässt er sich wieder auf seinen Stuhl zurücksinken.
Schließlich fährt er mit seiner unterbrochenen Rede fort: »Allerdings ist es die Frage, wem man hier noch vertrauen kann. Die solltest d u dir stellen, wenn es soweit ist. Und dann hoffe ich, du vertraust dem Richtigen.«
»Bis heute frage ich mich noch, weswegen wir in diesem Thorvaldeum nur zwei versteckte Kameras angebracht haben. Wir hätten das alles verhindern können, wenn wir nur zwei z usätzliche Kameras angebracht hätten. Wir hätten noch nicht einmal ein Geheimnis daraus machen müssen.
Nur zwei zusätzliche Kameras. Wir hätten Betzendorff und gegebenenfalls auch Petursson neutralisieren können. Damit wäre unser Projekt zwar weitgehend ge storben, doch zumindest wäre niemand zu Schaden gekommen.
Zwei verdammte Kameras mehr.«
Gunnar Sjoerdsma
Producer
Szene 56: Quarantäne
Originalmaterial. Wackelige Bilder von Leutnant Gromeks Handkamera. Dazu Gegenschüsse von Peturssons Helmkamera. Farbfilm.
Petursson harrt in seinem Kampfstand aus und beobachtet das Vorfeld. Er hat die Zeit zuvor genutzt, sowohl die Tarnung seines Kampfstandes als auch seine Körpertarnung zu perfektionieren. Selbst am hellen Tag und aus wenigen Metern Entfernung wären einem zufälligen Passanten weder die Stellung noch Petursson aufgefallen.
Petursson vernachlässigt die Beobachtung des Geländes nur, als Leutnant Gromek durch den Rundgraben im Laufschritt heran eilt. Wie das Bild von Peturssons Helmkamera zeigt, wirkt der Leutnant, als habe jemand in Zeiten größter Trockenheit seine Hose angezündet.
»Schütze Petursson? Wo ist van den Pas?«
»Munition empfangen.«
»Ah. Nun gut, dann sage ich es eben Ihnen. Sie informieren anschließend Ihren Kameraden, verstanden? Es gibt schlechte Neuigkeiten. Ganz schlechte Neuigkeiten. Oberleutnant Codyczek hatte Kontakt mit dem Hauptquartier. Ich mache es kurz: Wir haben Befehl, auch weiterhin hierzubleiben.«
Petursson dreht sich um. »Wie bitte?«
Leutnant Gromek schneidet ihm mit einer Handbewegung das Wort ab. »Kein Diskussionen jetzt. Wir müssen hierbleiben. Der Befehl klang dringlich. Auf keinen Fall sollten wir versuchen, den Kessel zu verlassen.«
Petursson überlegt. Dann sagt er ruhig: »Das hier ist schon lange keine Such- oder Rett ungsaktion mehr. Wir sind nicht mehr in der Lage zu agieren. Stattdessen graben wir uns ein und verteidigen uns nur noch selbst. Wir sind mit der Situation hoffnungslos überfordert und werden allmählich aufgerieben. Dabei wissen wir noch nicht einmal, wer uns überhaupt angreift. Dennoch sollen wir hier die Stellung halten. Verstehe ich das richtig?«
Leutnant Gromek schaut Petursson eine Sekunde lang fragend an. Dann nickt er.
»Dazu eine Frage«, fährt Petursson fort. »Werden wir wenigstens ergänzende Ausrüstung erhalten? Oder möglicherweise sogar zusätzliches Personal?«
Nun schüttelt Gromek den Kopf. »Nein, auf keinen Fall. Nachdem das Hauptquartier die Kommunikation beendet hat, konnte Oberleutnant Codyczek noch einige Worte mit den Milizen bei der Relaissta tion wechseln. Von denen erhielt er Auskunft, die Volksarmee habe den gesamten Kessel abgeriegelt. Hier sei etwas im Gange, das sich keinesfalls weiter ausbreiten dürfe, hieß es. Dann war die Verbindung unterbrochen.«
Nach dieser Ansage schweigt Petursson lange. Dann hockt er sich ab und schaut zu Leutnant Gromek auf. »Dann befinden wir uns also in einer Art Quarantäne. Gibt es Informationen, welcher Art die
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