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FIDER (German Edition)

FIDER (German Edition)

Titel: FIDER (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Peter Henning
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feuern. Und soll ich dir was sagen? Die haben komplett danebengeschossen. Entweder sind deren Knarren so krumm wie Flitzebögen oder sie haben beide einen Knick in der Optik. Mann, hatte ich ein Schwein!«
    Petursson zieht die Augenbrauen hoch und Doritsch stößt einen anerkennenden Pfiff aus. »Meine Fresse, das ist hart. Aber genau deswegen bin ich übrigens auch hier. He, du, hast du eine Sanitätsausbildung?«
    Der Soldat, der Bilius verarztet, nickt stumm.
    »Gut. Wenn du einen Moment Zeit hast, dann könntest du dir meinen Kumpel Lunchev anschauen. Der ist gar nicht gut davor, fürchte ich.«
    »Was ist denn mit dem?«, fragt Bilius.
    »Na ja, der ist irgendwie ziemlich mit den Nerven runter. Eigentlich bin ich an dieser Geschichte schuld. Wir hatten heute Nacht eine unheimliche Begegnung und ich habe einen von diesen Waldgeistern auf's Korn genommen. Zumindest dachte ich, es wäre einer von denen. Da ist mir dieser Idiot von Lunchev genau in eine Salve gesprungen. Ich habe zwar gleich das Feuer eingestellt, aber ein paar Kugeln dürften dem Burschen schon um die Ohren geflogen sein. Seitdem ist er echt komisch drauf. Die ganze Zeit über war's mir ja ein bisschen peinlich, ihn anzusprechen. Ich meine … ich habe immerhin auf ihn geschossen. Nun hat er aber den ganzen Morgen über keinen Ton von sich gegeben und auch mit dem Gromek nicht viel geredet. Da dachte ich, ich schaue einmal nach. Und was glaubt ihr, was er gemacht hat, als ich in seine Stellung guckte und 'Hallo' sagte?«
    Petursson und Bilius zuckten beinahe synchron mit der Schulter.
     
    Bild im Bild: Schütze Lunchev. Versteckte Kamera, Farbfilm.
     
    Lunchev sitzt auf dem Boden seines Kampfstandes und schaukelt mit dem Oberkörper vor und zurück. Sein Gewehr lieg t im Dreck, seine Tarnung hat sich größtenteils verabschiedet und in seinem Schritt zeichnet sich deutlich ein nasser Fleck ab.
    Am linken Bildrand schiebt sich Schütze Doritsch ins Bild.
    »Hallo«, sagt Doritsch.
    Lunchev blickt kurz zu ihm auf. Dann dreht Lu nchev seinen Kopf nach links und kotzt über die Seite ab.
     
     
    Doritsch fährt fort: »Wie ein Feuerwehrschlauch. Dabei kam überhaupt kein Geräusch aus ihm raus. Nur das Plätschern von seiner Kotze. Das war ganz schön übel.«
    Der Sanitäter nickt vor sich hin. »Das hat ihn wohl ein wenig traumatisiert, der Feindkontakt und die Schießerei. Dann auch noch fast in freundlichem Feuer gestorben – das ist starker Tobak.«
    Bilius schaut auf. »Was? Und was ist mit mir? Kotze ich mich vielleicht voll, oder was?«
    »Kann man da was machen?«, fragt Doritsch den Sanitäter. »Ich meine, nicht dass der Kerl auf einmal Rachegelüste bekommt und mir ein Loch in den Schädel ballert.«
    Der namenlose Soldat überlegt. »Na ja, man könnte ihm ein Beruhigungsmittel geben. Das wäre vielleicht g ar nicht so schlecht. Dann fühlt er sich besser. Und falls ihn tatsächlich ein Waldgeist in seine Höhle verschleppt, dann ist ihm das herzlich egal.«
    »Gute Idee«, sagt Doritsch. »Der Idiot ist ohnehin zu nichts zu gebrauchen. Wir müssen dann nur sehen, das s wir jemand anderen in seinen Kampfstand setzen.«
    Der Soldat zuckt mit den Schultern. »Das ist euer Problem. Das musst du mit dem Leutnant oder Old Cody klären. Der ist jetzt der Chef hier. Wenn ich den Kollegen hier verpflastert habe, dann schaue ich mal nach diesem Lunchev.«
    Bilius versetzt dem Mann einen Schubs.
    »Hey, und was ist mit mir? Kriege ich jetzt keine geilen Pillen, oder was? Ich bin traumatisiert, Mann. Ich habe ganz komische Gelüste. Ich glaube, ich muss draußen auf irgendjemanden ballern. Echt, ich bin total unzurechnungsfähig!«
    Der Soldat drückt den Tupfer kurz auf Bilius' Unterarm.
    »Oh, aua, Scheiße! Ist ja gut, Mann.«
    Petursson schüttelt seinen Kopf und geht weiter. Ein Stück weiter entdeckt er Sarac, Rakovsky und Begerow. Sarac und Rako vsky arbeiten direkt vor ihrer Stellung am S-Draht, während Begerow auf dem Dach ihres Kampfstandes herumlümmelt und eine Zigarette raucht.
    »He, schaut mal«, ruft Begerow zur Begrüßung. »Da kommt ja unser Mustersoldat.«
    Petursson nickt den Männern zu. »Alles klar bei euch?«
    Sarac watschelt ein Stück auf ihn zu. »Das war vielleicht was, heut Nacht, gell? Die ganz' Schießerei, mein lieber Mann, mein lieber Mann. Ich hätt' ja nicht gedacht, dass das so weit kommt.« Sarac klingt, als habe er ein Gespenst gesehen und wolle nicht darüber reden.
    Begerow zuckt mit den Schultern.

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