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FIDER (German Edition)

FIDER (German Edition)

Titel: FIDER (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Peter Henning
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Petursson erreicht, »bist du der andere?«
    Petursson antwo rtet nicht, sondern legt nur seinen Kopf leicht schräg.
    »Der andere«, hakt der Mann nach, ohne dabei etwas von seiner Freundlichkeit einzubüßen. »Der andere, der mit mir zu dieser Sondertruppe abkommandiert ist. Musst du sein. Bist der einzige in Zivil hie r. Bis auf die Zivilisten, meine ich.« Der Mann weist mit dem Kinn auf eine Gruppe von Bauersleuten, die mit einer Batterie Hühnerkäfigen und zwei Ziegen für einigen Aufruhr am Fahrkartenschalter sorgen. Gerade als Petursson ebenfalls hinschaut, büxt ein Huhn aus, was noch mehr Trubel erzeugt. Petursson zuckt nur mit den Schultern und wendet sich wieder dem Mann zu.
    »Stimmt wohl. Ich dachte eigentlich, ich wäre der einzige aus unserem Bataillon.«
    Der Mann schüttelt seinen Kopf. »Nee. Habe gehört, die wollten aus jeder Kompagnie jemanden aussuchen. Haben aber niemanden gefunden. Nur Deppen. Da haben sie den alten Datso geschickt.«
    Petursson stutzt. »Datso?«
    Der andere nickt und grinst breit, wobei die Spitzen seines Walrossbartes ein Stück nach oben wandern. »Das bin ich hier. Der Datso. Eigentlich Stabsunterführer Björn Feldmann. Nennen mich aber alle nur Datso.«
    Nun kann sich auch Petursson ein Grinsen nicht verkneifen. »Mann, ich habe schon viele Datsos kennen gelernt, aber du bist der erste, auf den der Na me passt. Ich bin Petursson. Eigentlich Unterführer Petursson. So werde ich auch von allen genannt.«
    Datso lacht auf und versetzt Petursson einen Knuff gegen die Schulter. »Von jetzt an nur noch Petursson. Weißt ja, wir sind wieder Rekruten. Komm, auf, zum Bahnsteig. Geht bald los. Endlich raus aus diesem Scheißloch.«
    Petursson und Datso klauben ihre Seesäcke auf und marschieren dann Seite an Seite in Richtung Bahnsteig.
     
    Die Kamera folgt den Männern dichtauf. Im Gedränge verdecken oft andere Personen den B lick auf Petursson und Datso, doch die Kamera zeichnet das Gespräch der beiden Wort für Wort auf.
     
    »Datso, hm?« Petursson schwingt den Seesack über eine Schulter und versetzt im Vorbeigehen dem Huhn einen Tritt, das zwischen den Beinen der Reisenden umher stakst und dabei irgendwelche Sachen vom Boden aufpickt. »Komisch, ich hab dich noch nie in der Kaserne gesehen.«
    »Bin da nicht oft unterwegs gewesen. Warst du zum Essen immer im Unteroffiziersheim?«
    Petursson nickt.
    Datso zuckt mit den Schultern. »Ich ni cht. Das wird es gewesen sein. War eher mit den Mannschaften unterwegs. Warst du bei den Begleitsoldaten oder bei den Transportern?«
     
    Bild im Bild: Stabsunterführer a. D. Wiegel.
     
    »In unserer Kaserne gab es zwei Sorten Soldaten: Transporter und Begleiter. Wie die Namen schon sagen, waren die Transporter hauptsächlich Nachschubleute. Kümmerten sich um die Fahrzeuge. Die Begleiter hingegen kamen eher von den Grenadieren oder den Panzerjägern. Sie waren für die Sicherung der Konvois und die Bewachung der Waffenlager zuständig. Transporter und Begleiter konnten sich gegenseitig nicht ausstehen. Für die Begleiter waren die Transporter nur faule Säcke, für die Transporter waren die Begleiter nur Deppen, die sich gerne im Dreck wälzten. Ein Wunder, dass die sich nicht gegenseitig abgeknallt haben, als es dann richtig losging.«
     
    »Begleiter«, sagt Petursson. »Dritte Kompagnie, zweiter Zug.«
    »Schwein gehabt«, sagt Datso und grinst wieder einmal breit. »Bin auch einer. Oder war einer, wenn man's genau nimmt. Dritte Komp agnie, erster Zug. War einfacher Gruppenführer. Und wenn ich mich nicht verzählt habe, dann müsstest du der Stellvertreter vom dicken Pojda gewesen sein, stimmt's?«
    Petursson nickt. »Jawohl.«
    »Na klasse. Kein Wunder, dass du nicht mit den Mannschaften zum Fressen gegangen bist. Nach allem, was ich über dich gehört hab', warste der totale Schleifer. Die hätten dir im Speisesaal glatt auf den Teller geschissen.«
    Petursson versucht, sein Grinsen niederzukämpfen. Er schafft es nicht ganz. »Habe nur meine Arbeit gemacht. Schon peinlich, wenn man dafür ins Essen geschissen bekommt.«
    Beide Männer erreichen die Bahnsteigkante und stellen ihre Seesäcke ab.
    Datso schüttelt seinen Kopf. »War bisschen viel des Guten, was du gemacht hast. Wollten doch alle nur eine ruhige Kugel schieben, die Kerle. Bisschen Wache, bisschen Bereitschaft. Nicht alles so genau nehmen. Einer wie du, der alles hundertprozentig machen will, ist da nicht gerne gesehen. Aber mach dir nix draus. Der alte Datso

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