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FIDER (German Edition)

FIDER (German Edition)

Titel: FIDER (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Peter Henning
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tats ächlich noch Flecken von Grün zwischen den Baumruinen.
    Der Backstein hält schließlich mit kreischenden Bremsen an einem nicht näher bezeichneten Bahnsteig an.
    »Vierter Halt«, sagt Datso. »Das muss es sein.«
    Die beiden Männer packen ihre Seesäcke und stiegen aus dem Triebwagen aus. Hinter ihnen entsteht ein kleiner Tumult, weil die Ziege eines Bauern ihr Heil in der Flucht sucht, jedoch bereits nach wenigen Metern wieder gestellt wird.
     
    (Originalmaterial - am Bahnsteig und in den umliegenden Bäumen versteckte Kameras übernehmen von diesem Punkt an die Aufzeichnung. Ruckhafte Bewegungen der Akteure wegen niedriger Bildrate. Körniges Bild. Schwarzweißfilm)
     
    Nachdem der Backstein außer Sicht verschwunden ist, sehen sich beide Männer um. An dieser Haltestelle spielt es keine Rolle, ob der Backstein hundert Meter zu früh oder zu spät zum Stehen kommt. Hier gibt es nichts. Nicht einmal eine Wartehalle oder eine Sitzbank. Bei diesem Bahnhof handelt es sich lediglich um eine Lichtung im Wald mit einer Bahnsteigkante aus Beton, irgendwo im Nirgendwo, bewacht von einer Gruppe Batterieleuchten.
    »Typisch Volksarmee«, sagt Petursson und versetzt dem Ständer einer Batterieleuchte einen Tritt, was die daran angebrachte Kamera in Vibration versetzt und das Bild zittern l ässt.
    »Wetten, die Dinger funktionieren schon seit Jahren nicht mehr? Wenn es hier dunkel wird, dann bleibt es auch dunkel.«
    »Ist nicht mehr Volksarmee«, sagt Datso und sieht nicht einmal von der Zigarette auf, die er sich gerade dreht. »Wir sind keine Soldaten mehr. Nicht vergessen.«
    Petursson tritt einen Schritt von der Lampe zurück. »Ach, Scheiße.«
    »Die Lampen sind mir egal«, sagt Datso und zündet die Zigarette an. »Was mich interessiert, ist, wie wir hier wegkommen sollen.« Er wendet sich Petursson zu. »Sehe keinen Fernsprecher. Du?«
    Petursson zieht die Augenbrauen hoch und schaut sich um. »Nein. Verdammt nochmal. Es war aber auch keine Uhrzeit für eine Abholung ausgemacht, oder? Hast du noch irgendwo die Marschpapiere?«
    Datso geht zu seinem Seesack und nestelt am Verschluss herum. »Hier drin irgendwo. Wart mal, ich schaue nach.«
    »Nein, Augenblick.« Petursson beginnt, seine Hosentaschen abzuklopfen. »Ich hab's gleich hier.«
    »Meine Herren?«
    Datso und Petursson wühlen weiter.
    »Hallo, meine Herren!«
    Erst jet zt schauen beide auf und suchen die Umgebung nach dem Sprecher ab. Die beiden nehmen ihn wahr, als er sich bewegt.
    »Verdammt nochmal«, entfährt es Petursson, »wenn das mal keine perfekte Flecktarnung auf Ihrer Uniform ist. Sind Sie von den Sonderkräften Au fklärung und Versorgung?«
    Der junge Mann tritt vor die beiden ehemaligen Soldaten. »Von den S.K.A.V., ja. Wir kürzen das ab. SKAV. Das ist die offizielle Sprechweise. Ich bin der Gefreite Brück. Ich mache heute die Fahrbereitschaft. Sie sind Petursson und Feldmann. Kommen Sie mit zum TRPTRSP.«
    »Was für'n Ding?« Datso schüttelt seinen Kopf. »Red mal gescheit mit uns, Kerl.«
    »Truppentransporter. Eigentlich Zweitonner, geländegängig. Wir nennen die Dinger einfach nur 'Tonner'.«
    Petursson grinst. »Militär bleib t Militär. Habe ich doch gleich gesagt. Und, wollen Sie keine Ausweispapiere oder Marschbefehle sehen?«
    »Nein, nicht nötig«, sagt Brück. Er klingt gelangweilt, als habe er diese Frage schon unzählige Male gehört. »Erstens steigt an dieser Station grundsätz lich niemand aus – außer Leuten, die zur SKAV wollen. Zweitens habe ich eine Liste von allen Bewerbern inklusive der Fotos. Ich weiß also genau, wer Sie sind. Und jetzt kommen Sie mit. Ich muss heute noch eine Tour fahren. Gegen Abend hält hier noch ein Zug.«
    Petursson und Datso schultern ihre Seesäcke und folgen Brück ein Stück in den Wald hinein. Dort, hinter einem Gebüsch, steht der Tonner geparkt. Datso tritt vor und stößt einen Pfiff aus. Petursson hingegen bleibt wie angewurzelt stehen und reißt seine Augen weit auf.
    »Alter, das ist doch mal was«, sagt Datso ehrfürchtig. »Guck dir das Ding mal an. Funkelnagelneu. Sieht aus wie einer von diesen unsichtbaren Fliegern, die jetzt im Süden gebaut werden. Und die Tarnung. Alles noch ganz frisch und neu.«
    »Ja ja.« Brück klingt noch immer gelangweilt. »Ich weiß. Sieht aus wie ein Stealth-Bomber, mit den ganzen Ecken und Kanten dran. Sagt jeder, den ich hier abhole. Das ist eben was anderes als diese Blecheimer, die ihr bei der Volksarmee fahrt. Und jetzt hopp,

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