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FIDER (German Edition)

FIDER (German Edition)

Titel: FIDER (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Peter Henning
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zu dem Mann mit der Kamera vorzuarbeiten. Als dieser sieht, was auf ihn zukommt, lässt er die Kamera sinken und tritt den Rückzug an. Zu seinem Glück hält der Zug im gleichen Moment an und eine Reihe Fahrgäste setzt sich in Richtung der Ausgänge in Bewegung.
    Peturss on beginnt, gegen den Strom zu schwimmen. Das verschafft dem Mann die Gelegenheit, sich durch die hintere Ausgangstür abzusetzen. Als Petursson versucht, ihm auf den Bahnsteig zu folgen, hält Datso ihn zurück.
    »He, Großer, was hast du denn vor? Siehst aus, als wolltest du jemandem den Kopf abreißen.«
    »Dieser Scheißkerl hat uns heimlich gefilmt«, faucht Petursson.
    »Na und?« Datso zuckt mit den Schultern. »Lass ihn doch.«
    »Ich kann das nicht leiden. Scheiß Touristen. Kommen aus dem Süden hierher, tarnen sich als Landburschen und nehmen uns heimlich mit ihren teuren Spielzeugen auf. Daheim schauen sie sich ihre Filme dann an und lachen sich über uns rückständige Idioten kaputt.«
    »Au weia.« Datso lacht leise. »Da ist aber jemand ziemlich neidisch auf die Milchbu bis im Süden, gell?«
    »Scheiße.« Petursson versetzt seinem Seesack einen Tritt. »Klar bin ich neidisch. Weißt du, was die alles haben? Die haben Kameras, die direkt auf Disketten aufzeichnen. Und das sind richtig kleine Disketten. Nicht solche Riesenlappen, wie sie unsere Computer benutzen. Das brauchen die im Süden sowieso nicht. Bei denen sind die Computer alle untereinander verbunden. Und diese Filmkameras kann man direkt an ein TV-Gerät anschließen und sich die Filme anschauen, ohne etwas zu entwickeln. Sogar in Farbe. Ja, Mann, ich bin neidisch. Solche Sachen werden wir hier nämlich niemals haben. Aber einen Trost habe ich immerhin: Dem Norden geht es garantiert nicht besser.«
    Datso zupft an seinem Schnurrbart. »Das sagst du so. Die im Norden haben Zugan g zu den Seehäfen. Weiß der Geier, was die alles aus Übersee importieren. Da dürften Camcorder noch die billigste Spielerei sein.«
    »Was für Dinger?«
    »Camcorder. So nennen die im Süden diese tragbaren Kameras.«
    »Echt? Woher weiß ein Landei wie du so etwas?«
    Datso zuckt mit den Schultern. »Bin halt ein gebildetes Landei.«
    Der Motor des Backsteins brüllt auf. Im nächsten Augenblick setzt sich der Zug mit einem Ruck in Bewegung, der Petursson und Datso beinahe aus dem Gleichgewicht bringt.

»Nachdem einer unserer Kameraleute Fersengeld geben musste, fühlte sich der zweite nicht sonderlich wohl. Immerhin stand er in unmittelbarer Nähe der beiden und konnte sogar das Gespräch perfekt aufzeichnen. Doch die Kamera war ausgezeichnet getarnt und unser Mann konnte sich die meiste Zeit über hinter Feldmanns breitem Rücken verstecken.
    Am Zielbahnhof gab es dann keine Schwierigkeiten, denn wir hatten die Kameras dort sehr diskret angebracht. Einige davon ließen sich sogar über Funk fernsteuern, was zu ausgezeichneten Aufnah men führte. Und auch auf der Ladefläche unseres Fahrzeuges war eine Kamera versteckt. Wir entschieden uns für dieses Vorgehen, weil wir die Soldaten nicht verunsichern wollten. Außerdem wollten wir zumindest auf der Anreise ein möglichst authentisches Verhalten. Damit konnten wir uns einen besseren Eindruck von den Kandidaten verschaffen.«
     
    Erna Sheffield
    Cast

Szene 6: Im Nirgendwo
     
    Originalmaterial, versteckte Kamera. Farbfilm.
     
    Am nächsten Regionalbahnhof steigen Petursson und Datso in einen größeren Fernzug um. Der Kameramann folgt ihnen. Es gelingt ihm sogar, sich in das Abteil zu schmuggeln, in dem Petursson und Datso Sitzplätze finden.
    Datso versucht, noch ein wenig Konversation zu betreiben, doch Petursson zieht es vor, im Abteilwagen einzudösen.
     
    Bild im Bild: Stabsunterführer a. D. Wiegel.
     
    »Typisch. Zwei Dinge muss ein Soldat immer dann tun, wenn er die Gelegenheit dazu bekommt: Essen und schlafen. Man weiß nämlich nie, wann man das nächste Mal dazu kommt. Das war eine der Weisheiten, mit denen Petursson immer um sich geworfen hat. Als wir noch in der Kaserne herumgammelten, konnten wir mit solchen Sprüchen nichts anfangen. Später, im Krieg, wussten wir dann, was er gemeint hatte.«
     
    (25 Minuten Filmmaterial entfernt)
     
    Kurz darauf endet die Ruhe, als die beiden wieder in einen Backstein umsteigen müssen, der sie mit Donnergetöse über eine eingleisige Strecke durch den Wald kutschiert. Der Kameramann hält sich zurück.
    Petursson schenkt der Landschaft sogar ein wenig Beachtung, denn hier gibt es

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