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FIDER (German Edition)

FIDER (German Edition)

Titel: FIDER (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Peter Henning
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bringen! MG zerlegen! Und dann schauen wir mal, wie viele Liegestütze Sie an einem Stück schaffen. Oder wollen Sie lieber Kniebeugen machen?«
    Kettler brüllt weiter auf Petursson ein. Brandrup wendet sich ab. Er nimmt einige verbliebene Teile seines Maschinengewehrs kurz in die Hand, legt sie aber gleich wieder ab. Aus seinen Bewegungen spricht die Unentschlossenheit. Schließlich bekommt er den Verschluss zu fassen. Er dreht das Teil in seiner Hand hin und her, dann schiebt er den Verschluss in das Gehäuse, bis das Teil einrastet. Danach nimmt er den Spannschieber in die Hand – und erstarrt.
    »Äh … Scheiße. Äh, Herr, äh … Herr Unteroffizier?«

Szene 12: Pussies
     
    Originalmaterial. Vier statische Kameras innerhalb der Stube. Farbfilm.
     
    In der Stube anwesend: Datso, Petursson, Vinnie, Betzendorff, Vladimirov.
     
    An diesem Abend hat niemand aus Peturssons Gruppe mehr Lust, sich die Zeit im Mannschaftsheim oder in der Sporthalle zu vertreiben. Alle Soldaten lümmeln auf der Stube herum.
    Petursson sitzt auf seiner Koje und putzt seine Stiefel. Datso hantie rt an seinem Spind herum und verstaut Ausrüstung. Betzendorff liegt in seiner Koje, ein Buch in der Hand.
    Vinnie liest ebenfalls. Er sitzt oben auf seinem Spind, trägt außer seinen Stiefeln nur eine Unterhose und eine ABC-Schutzmaske und blättert in einem Erotikmagazin. Das Mannschaftsheim hält ein gewaltiges Sortiment dieser Zeitschriften vor.
    Vladimirov sitzt am Tisch und raucht eine Zigarette. »Sag mal, Vinnie, was ist denn eigentlich mit dir los? In deinem Heftchen sind doch nur nackte Weiber drin. Das dürfte dich doch überhaupt nicht anmachen, oder?«
    »Mein lieber Vlado, das siehst du ganz falsch.« Vinnies Stimme ist unter der Maske kaum zu verstehen. »Um junge Stuten gut in Szene zu setzen, benötigt man auch gut gebaute Hengste. Und die haben einiges zu bieten. Man muss nur etwas genauer hinschauen.«
    »Mann, da wo ich herkomme, da hätten wir Typen wie dich aus dem Dorf geprügelt«, sagt Datso von seinem Spind aus.
    »Ja, und die Frauen gleich mit, damit ihr ungestört mit euren Ziegen und Schafen herummachen könnt, stimmt's?« Vinnie rutscht mit seinem Becken vor und zurück. »So ein Schaf ist schon der Hammer. Geiler, warmer Saft.«
    Vinnie erntet einige Lacher von seinen Kameraden, während Datso rot anläuft.
    Betzendorff lässt sein Büchlein sinken und fährt dazwischen: »Meine Herren, könnten wir uns vielleicht auf ein weniger primitives Thema einigen? Wir wurden zwar unserer Dienstgrade beraubt, doch deswegen besteht noch lange keine Notwendigkeit, wieder die Verhaltensmuster einfacher Rekruten anzunehmen. Etwas mehr Contenance, bitte. Und Sie, Herr van den Pas, sollten keine Wehrausrüstung zur Befriedigung Ihrer perversen Gelüste verwenden.«
    Vinnie zieht die Maske ab. »Wie jetzt, Betz? Meinst du die Stiefel? Die behalte ich beim Sex aber immer an.«
    »Der meint die Gummifutt«, sagt Vladimirov und lacht los.
     
    Bild im Bild: Stabsunterführer a. D. Wiegel.
     
    »Typischer Soldatenjargon. Die ABC-Schutzmaske war die ›Gummifutt‹. Wenn man das Ding umdrehte, dann sah es eben genauso aus. Dieser Begriff wird sogar von den höheren Dienstgraden akzeptiert. Man darf diesem Ding alle möglichen Namen geben, solange man weiß, was gemeint ist. Nur wenn man es ›Gasmaske‹ nennt, dann gibt es Ärger. Keine Ahnung, warum das so ist. War eben schon immer so.«
     
    »Aber bitte, meine Herren, wir wollen die Gefühle unseres Römers doch nicht verletzen«, schaltet sich Petursson ein. »Das heißt ABC-Schutzmaske und nicht Gummifutt. Sag mal, Betz, welcher hochgeistigen Lektüre widmest du dich eigentlich?«
    »Ich studiere die Lyrik Romanoffs«, faucht Betzendorff. »Und nenn' mich nie wieder ›Betz‹, Waisenkind!«
    Petursson steht auf. Er lässt sich dabei viel Zeit. Unterdessen legt Betzendorff seinen Gedichtband beiseite und schwingt seine Beine aus der Koje. Vinnies Blick schwirrt eine Sekunde lang zwisch en den beiden Männern hin und her, dann lässt er sich vom Spind gleiten und schiebt sich zwischen die Streithähne. Dabei verwandelt sich Vinnie in  den Schützen van den Pas – den Mann, der ein Maschinengewehr in Rekordzeit zerlegen und zusammensetzen kann. Lediglich die Unterhose in Kombination mit den Stiefeln verleiht ihm ein etwas absurdes Element.
    »Stopp. Nicht weiter. Wenn ihr jetzt aufeinander losgeht, dann war es das für euch beide. Dann seid ihr beide raus, und zwar auf der

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