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FIDER (German Edition)

FIDER (German Edition)

Titel: FIDER (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Peter Henning
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ein, dreht sie um 90 Grad und lässt sie einrasten. Dann betätigt er dreimal den Spannschieber und zieht gleichzeitig den Abzug durch. Der Verschluss bewegt sich reibungslos. Zuletzt noch ein Druck auf den Sicherungsknopf, dann seine Meldung.
    Betzendorff startet nur ei nen Sekundenbruchteil später mit seiner Litanei. Die Männer sprechen beinahe im Chor: »MG zerlegt und zusammengesetzt. Funktionsüberprüfung durchgeführt. Waffe entladen, entspannt und gesichert.«
    Petursson fokussiert während des Spruchs ein Metallteil, das sich in einer Falte des Ponchos versteckt hat. Petursson nimmt den Metallstift auf und hält ihn in die Höhe.
    »Oh nein, so eine Scheiße! Äh … Schlagbolzen frei!«
     
    Im Anschluss an die Ausbildung. Petursson im Interview:
     
    »Das ist verdammt peinlich. Schlimme r geht es wirklich nicht. Ich habe diesen blöden Schlagbolzen schlicht und ergreifend vergessen. So ein saudummer Fehler hätte mir wirklich nicht passieren dürfen, ehrlich nicht. Wir haben zwar darüber gelacht, aber im Ernstfall hätte mein Fehler Menschenleben kosten können. Saublöd, wirklich. Wie ich gerade gehört habe, ist Brandrup wegen dieser Nummer mit dem Verschluss sofort rausgeflogen. Ich dachte, das wäre es für mich dann auch gewesen. Stattdessen musste ich nur zwanzig Liegestütze pumpen. Es hieß, im Gefecht würden wir den Verschluss ohnehin nicht zerlegen, sondern gleich komplett austauschen.
    Na ja, ein bisschen unfair finde ich das schon. Entweder hätte man uns beide wegen unseren Fehlern hinhängen müssen oder keinen von uns. Aber ich bin natürlic h glücklich, noch hier zu sein. Wenn ich wegen einer solchen Scheiße ausscheiden würde, dann könnte ich mir gleich die Kugel geben.«
     
    Rückblende:
     
    Die Kamera fokussiert den Soldaten Brandrup. Der Schütze flucht noch immer und fummelt am Verschluss seiner Waffe herum. Ohne Erfolg, denn das Teil sitzt im Gehäuse fest und rührt sich keinen Millimeter. Vor der Mündung des Maschinengewehrs tauchen Kettlers Stiefel auf.
    »Probleme, Herr Schütze?«
    Brandrup schaut auf.
    »Mir ist … ich hab' … diese scheiß Knarre hier will nicht …«
    Brandrup sucht nach Worten. Es klingt, als grabe er sein gesamtes Gehirn nach den richtigen Begriffen um, doch es kommt nur Gestammel heraus.
    Kettler hilft ihm aus: »Spannschieber vergessen, wie?«
    »Jawohl, Herr Unteroffizier.«
    »Verschluss sitzt fest.«
    »Jawohl, Herr Unteroffizier.«
    »Ja, was machen wir denn da?«
    »Weiß nicht, Herr Unteroffizier.«
    »Das ist aber dumm, Herr Schütze. Im Gefecht hätten Sie jetzt ein echtes Problem. Die Sache ist die: Um den Verschluss aus dem Gehäuse zu bekommen, muss man ihn entriegeln. Damit er entriegelt, benötigt man entweder einen Spannschieber, den wir aber hier nicht haben, oder einen Rückstoß. Ich werde mal einen Rückstoß simulieren. Knarre festhalten!«
     
    Bild im Bild: Stabsunterführer a. D. Wiegel:
     
    »Sie erinnern sich noch an diese Geschichte mit Sperlings Manöverpatronengerät? Genau dafür braucht man so ein Ding, wenn man mit Platzpatronen schießt. Es erzeugt einen Rückstoß, der den Verschluss entriegelt. Der Rückstoß befördert den Verschluss dann nach hinten und löst so eine Kettenreaktion aus, die den nächsten Schuss zündet. So funktioniert ein Maschinengewehr. Den Rückstoß kann man bei Bedarf natürlich auch simulieren, indem man der Mündung der Waffe einen beherzten Tritt versetzt. Ist ja nicht so, als hätte ich das selbst nicht schon ein paarmal machen müssen. Die MGs der Volksarmee arbeiten schließlich nach dem gleichen Prinzip.«
     
    Brandrups Hände packen das Maschinengewehr. Unteroffizier Kettler weicht einen Schritt zurück, holt kurz aus und versetzt der Mündung der Waffe einen Tritt. Der Verschluss entriegelt und fliegt aus dem Gehäuse, wie ein Korken aus der Flasche.
    »Sehen Sie? So einfach geht das.«
    Rechts von Brandrup leiert Vinnie seine Meldung herunter. Kurz darauf legen auch Petursson und Betzendorff los. Peturssons Meldung dauert etwas länger.
    »Oh nein, so eine Scheiße! Äh … Schlagbolzen frei!«
    Unteroffizier Kettler zirkelt herum und spießt Petursson mit seinem Blick auf.
    »Schütze Petursson, können Sie mir mal verraten, was Sie da für einen Schei ß veranstalten? Was soll denn dieser Blödsinn? Wo kommt der Schlagbolzen jetzt her? Wollen Sie auf Ihre Feinde schießen oder wollen Sie mit Ihrer Knarre nach ihnen werfen, oder was? Sehen Sie zu, dass Sie das in Ordnung

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