FIDER (German Edition)
angesprochen und der meinte, die Leute wollten so etwas hören. Das sei gerade ganz aktuell. Als ich ihm sagte, ich würde gerne mal eine richtig schmissige Bjatkala hören, da meinte der doch glatt, mit diesem Folklorekram könnte man höchstens ein paar Hinterwäldler hinter dem Ofen hervor locken. Mann, hätte ich nicht so viel Schiss, aus den SKAV zu fliegen, dann hätte ich diesem Blödmann die Schnauze poliert. Nennt mich dieser Arsch doch glatt einen Hinterwäldler. Ich komme eben aus einem kleinen Dorf und ich stehe nun einmal auf Fiedelmusik. Aber dafür stehe ich nicht auf Kerle, wie dieser van den Pas. Na ja, inzwischen gibt’s ja wieder ein bisschen Hoffnung. Nächste Woche soll ein Kompanieabend stattfinden. ›Geselliges Beisammensein im Speisesaal‹ haben die das geheißen. Angeblich soll es auch was zu trinken geben. Wahrscheinlich streng rationiert. Na egal, soll mir Recht sein. Hauptsache, ich habe wieder mal ein Summen im Ohr. Meinen Flachmann kriege ich ja nicht mehr nachgefüllt, nachdem ihn der Vlado leer gesoffen hat. Ach ja, wenn ich an den denke: Ich habe von Uffz. Kettler aufgeschnappt, die Gruppen würden demnächst neu besetzt. Wenn noch ein paar Leute rausfliegen, dann wollen die beide Kompanien zusammenfassen und neue Züge und Gruppen bilden. Mann, vielleicht komme ich dann raus aus diesem Haufen.
Ich meine … der Petursson ist schon ganz in Ordnung. Mit Betzendorff kann man es auch aushalten. Klar, der ist ein totales Arschloch. Doch wenn man den nicht ernst nimmt und einfach links liegen lässt, dann geht es ganz gut. Und der Wiecenek redet eh kaum einen Ton
Aber dieser bescheuerte van den Pas, der macht mich echt fertig. Das muss man sich mal reinziehen: Wir waren heute Nachmittag auf der Schießbahn. Heute wa r hauptsächlich die Maschinenpistole dran. Die Uzi. Diese Knarre ist ein derartiger Mist, das kann sich kein Mensch vorstellen. Ich frage mich, weswegen die SKAV solchen Schrott einsetzt. Die hätten doch ohne weiteres auch HK MP-5 nehmen können. Aber nein, wir haben dieses Teufelsding von Uzi. Kein Mensch kann damit schießen, geschweige denn etwas treffen. Petursson hatte dabei echt die Arschkarte gezogen. Der hatte eine Uzi erwischt, die nicht funktionierte. Wir haben alles Mögliche ausprobiert. Zerlegt, überprüft, wieder zusammengebaut. Hat alles nicht geholfen. Das verdammte Ding hat einfach nicht funktioniert. Petursson hat beinahe einen Koller gekriegt. Ich glaube, das war das erste Mal, dass ich den Kettler habe lachen hören. Dann mussten wir aus 25 Metern auf eine Zehner-Ringscheibe schießen. 12 Schüsse, Feuerstoß. Mann, wir waren echt froh, wenn wir überhaupt die blöde Scheibe getroffen haben. Das alleine war schon eine echte Herausforderung. Wenn man bei dieser blöden Kanone den Abzug durchzieht, dann passiert meistens überhaupt nichts. Und dann, wenn man nicht mehr schießen will und gesichert hat, dann geht das Teil auf einmal los. Das ist wirklich total daneben. Wir haben einfach nur auf dem Sack gelegen, auf die Scheiben angelegt und so lange am Abzug gejuckelt, bis alles verballert war. Und was macht diese verrückte Tucke von van den Pas? Der liegt da, in aller Ruhe, wackelt mit seinem Arsch, schubbelt mit seinem Ding am Boden herum und verknallt sein Magazin. Ganz kurze Feuerstöße. Am Ende hat der Kerl doch tatsächlich 118 Ringe geschossen. Zehnmal die Zehn, zweimal die Neun. Dieser verdammte Hinterlader. Hat ganz locker geschafft, woran richtige Männer reihenweise verzweifelt sind. Und dann stellt er sich auch noch rotzfrech da hin und fragt, ob wir Damen vielleicht Hilfe bräuchten. Oh Mann, wie gerne hätte ich ihm in dieser Situation ein Ding verpasst.
Aber nee, das lässt der alte Datso mal schön bleiben. Wenn man nicht aufpasst, dann ist man ganz schnell weg vom Fenster. Bei der Volksarmee waren Prügeleien an der Tagesordnung. Da ist man dann einen oder zwei Tage lang in den Bau gegangen und das war es dann gewesen. Kein Eintrag in die Akte und nix. Aber hier verstehen die keinen Spaß. Die können es auch gar nicht leiden, wenn man versucht, sich auf Kosten anderer einen Vorteil zu verschaffen. Deswegen kann ich dieser blöden Schwuchtel noch nicht einmal einen kleinen Streich spielen. Aber gut, der wird sich ohnehin früher oder später selbst entsorgen. Irgendwann kann der seine Finger nicht mehr bei sich lassen und fummelt den Falschen an. Und dann stehe ich da und lache mich kaputt.«
Datso wirft einen Blick auf seine
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