FIDER (German Edition)
ertönt ein leises Kichern. »Dir geht es nicht gut? Na , da bist du ja nicht der einzige.«
»Wie meinst du das? Und weswegen flüsterst du eigentlich? Was soll der Blödsinn?«
»Ach, weißt du, es gibt eben Sachen, die sollte man nicht laut aussprechen. Zumindest nicht so laut, dass andere sie hören. Deswegen flüstere ich lieber. Ich möchte ja nicht deine Kameraden aufwecken.«
»Ist sowieso scheißegal. Die schneiden hier doch alles mit. Vinnie meint, die Kameras hier drin seien mit irgendwelchen Dingern verbunden, die auf Bewegungen oder Geräusche reagieren. Wenn sic h irgendwas tut, dann gehen die Kameras an und nehmen alles auf. Also kriegen die auch mit, was du gerade redest.«
Ein weiteres Kichern. »Ja, vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. Die Wunder der Technik sind unergründlich. Aber wo waren wir stehengeblieb en? Ach ja, es geht den Leuten hier nicht besonders gut. Alle haben Angst, aus der Truppe geworfen zu werden. Dabei ist dies das Beste, was euch passieren kann.«
Nun wirkt Petursson verärgert. »Was? Was redest du da für einen Mist? Wem geht es hier nicht g ut? Ich glaube, du hast noch nie erlebt, was in der Volksarmee abgeht. Hier ist der Dienst zwar anspruchsvoller, aber dafür werden wir auch gut verpflegt. Wir bekommen sogar einen Sold. Mit den Chancen, die wir nach unserer Dienstzeit bekommen, will ich gar nicht erst anfangen. Also, was soll das Gequatsche? Wenn es dir hier nicht passt, dann verpiss dich doch einfach. Aber laber mich nicht mit diesen Negativ-Geschichten voll. Und überhaupt, wer bist du eigentlich? Moment mal … Datso, bist du das? Soll das einer von deinen blöden Scherzen sein? Wenn ja, dann zieh dich warm an. Ich reiße dir alle Barthaare einzeln aus, wenn ich hier rauskomme.«
Peturssons Kabinennachbar amüsiert sich offenbar köstlich. Er lässt erneut ein Kichern hören.
»Ach, ich kann es dir nicht übel nehmen«, sagt der Mann, schlagartig wieder in ernstem Ton. »Ihr Volksarmisten kennt ja nichts anderes. Du denkst, hier sei alles in Ordnung? Du glaubst, auf dich warte eine große Karriere, wenn du das hier geschafft hast? Ich will dir mal sagen, was ich glaube: Ich glaube, du wirst das Ende deiner Dienstzeit überhaupt nicht erleben. Da draußen geht nämlich etwas vor sich. Es hat gerade angefangen, in den nördlichen Wäldern. Und die Leute der SKAV werden die armen Idioten sein, die sich diese Sache anschauen sollen.«
Etwas Bösartiges schleicht sich in die Stimme ein.
»Aber dabei wird es nicht bleiben, das kannst du mir glauben. Die werden jetzt schon nicht mit dieser Sache fertig. Wenn sie euch dorthin schicken, dann wird es nur noch schlimmer. Dann werdet ihr alle draufgehen. Keiner von euch kommt lebend aus diesem Wald raus. Hast du mich verstanden? Deswegen würde ich an deiner Stelle die Arme unter die Beine nehmen und abhauen, so lange es noch geht.«
Petursson springt auf. »Verdammte Scheiße, je tzt reicht es mir. Ich höre mir diesen Schrott nicht länger an. Bleib genau da, wo du gerade bist!«
Petursson kämpft eine Weile mit dem Toilettenpapier. Als er es dann schließlich geschafft hat, verzichtet er darauf, die Spülung zu betätigen. Stattdessen s türmt er aus der Kabine, baut sich vor der Nachbarkabine auf und versetzte der Tür einen wütenden Tritt.
Die Kamera zoomt heraus zur Totalen. Beide Kabinen sind zu sehen.
Zu Peturssons Überraschung ist die Tür nicht verschlossen. Sie schwingt auf und gibt den Blick auf eine leere Kabine frei.
Szene 18: Rohrtour
Originalmaterial. Handkamera, geführt von Unteroffizier Kettler. Farbfilm.
Truppenübungsplatz der SKAV.
Am Nachmittag nach Peturssons letzter Sitzung in der Videologkabine.
Ausbildungsinhalt: Bewegungsformen im Gelände.
Bild im Bild: Unteroffizier Kettler.
»An diesem Tag ging es hauptsächlich darum, das Wissen über Bewegungsformen im Gelände wieder aufzufrischen. Die Bewegungsarten selbst kannten die Männer natürlich bereits, allerdings unter anderen Bezeichnungen. Bei der Volksarmee waren sie in Marsch- oder Angriffsformation unterwegs. Hier mussten sie lernen, in Schützenlinie oder Schützenreihe zu gehen. Dazu noch die unterschiedlichen Trageweise der Waffen. Über die Schulter, am langen Arm, in Vorhalte, low ready und was es noch alles gibt. Wenn man möchte, dann kann man dies alles in unendlich vielen Varianten kombinieren. Zuvor hatten wir den Männern noch ihre jeweilige Aufgabe innerhalb der Gruppe zugeteilt. Bei
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