FIDER (German Edition)
selbst 'der Flüsternde Tod'. Soll wohl auf seinen Namen anspielen. Der Typ ist ein Psycho, wie er im Buche steht.«
Petursson hat sich in Rage geredet. Nun fängt er sich wieder und atmet einmal tief durch, bevor er fortfährt: »Na gut. Drei von diesen vier Typen scheinen ganz in Ordnung zu sein. Vielleicht keine tollen Soldaten, aber ganz in Ordnung. Mit etwas Glück werden sie aussortiert, bevor irgendein Ernstfall eintritt. Wenn es wirklich ernst wird, dann muss ich mich auf meine Kameraden verlassen können. Bei den vier Figuren auf meiner Stube habe ich da meine Probleme. Vinnie und Datso sind in Ordnung. Verdammt, sogar Betzendorff ist als Soldat nicht schlecht. Hängt an seinen Verhaltensmuster als Römer und kann nicht aus seiner Haut heraus. Unter Feuer wird er aber hoffentlich funktionieren. Bei den vier Neuen bin ich mir da nicht so sicher. Der einzige, der funktioniert, wird wahrscheinlich Leisinger sein. Und der wird mit hoher Wahrscheinlichkeit den Verstand verlieren und seine eigenen Leute abknallen. Nun, so ist das mit dem Personal. Wir können uns unsere Kameraden eben nicht aussuchen.«
Petursson zögert und denkt nach.
»Eins noch. Ich weiß nicht, ob ich das hier auf Band sprechen sollte, aber ich bin mir noch nicht sicher, mit wem ich darüber reden kann. Vielleicht sollte ich die Sache einfach für mich behalten. Das könnte aber nach hinten losgehen. Schließlich weiß ich nicht, wie weit die Überwachung hier geht. Wenn wir sogar auf dem Klo beobachtet werden, dann dürfte die Geschichte ohnehin bald herauskommen.«
Petursson überlegt kurz. Dann zuckt er mit den Schultern. »Nein, ich lasse d ie Sache besser doch nicht hier heraushängen. Wird wohl das Beste sein, wenn ich die Geschichte morgen einfach Uffz. Kettler melde. Auf diese Weise kann ich nichts falsch machen. Vielleicht liefere ich damit irgendeine arme Sau ans Messer, aber dann ist derjenige selbst schuld. Wir werden schon sehen, wer der Witzbold war. Morgen wird es ohnehin interessant. Kettler will damit anfangen, die Aufgaben innerhalb der Gruppe zu verteilen. Wir brauchen einen MG-Schützen, einen MG-2, einen Panzerfaustschützen, einen Sanitäter … und natürlich einen Gruppenführer. Das wird ein schönes Ding werden. Arschloch Betzendorff sieht sich natürlich schon als unser aller Kommandant, aber ich werde sehen, dass ich ihm einen schönen Strich durch die Rechnung mache. Wenn es darum geht, eine Gruppe zu führen, dann habe ich mehr drauf als dieser verkappte Römer.«
»Wie sich zeigte, hatte uns die Volksarmee tatsächlich eine ganze Reihe Low-Performer zur Verfügung gestellt. Entweder war die Programmierung des Computers beim Kriegsminis terium manipuliert, oder die hatten tatsächlich kein besseres Personal. Etwa nach der Hälfte der Ausbildung hatten wir diese Leute aussortiert und konnten uns dann auf die eigentliche Auswahl konzentrieren.
Im Grunde begann damit für die Soldaten eine Zeit der Entspannung, denn es wurden weit weniger Männer entlassen, als das zuvor der Fall gewesen war. Stattdessen konnten wir uns nun darauf konzentrieren, möglichst perfekte Konstellationen für die einzelnen Stuben zu finden, wobei wir insbesondere auf Konfliktpotential und Diversität achteten.
Zurücklehnen konnten sich die Männer allerdings nicht. In der zweiten Hälfte der Ausbildung sorgte eine Reihe von Vorkommnissen für wachsende Anspannung.«
Erna Sheffield
Cast
Szene 17: Eine beschissene Situation
Nachgestellte Szene. Petursson wird von einem Darsteller verkörpert. Die Kameraführung beschränkt sich auf die Beine des Darstellers, die während der gesamten Szene hauptsächlich unter der Toilettentür zu sehen sind.
Petursson sprintet in Rekordzeit zur T oilette, hockt sich hin und eröffnet das Feuer. Als er das Geräusch der Tür hört, die geöffnet wird, hält er sich für einen Augenblick zurück und wartet ab. Jemand betritt die Toilette und macht es sich in der Kabine genau neben Petursson gemütlich. Die Stiefel des Neuankömmlings wischen durch das Bild und die Tür der Kabine wird geschlossen.
Die Kamera schwenkt zurück und fokussiert ausschließlich Peturssons Stiefel.
Bevor Petursson wieder seinem Geschäft nachgehen kann, ertönt aus der Nachbarkabine ein Flüstern.
»Grundgütiger. Entweder hast du eine tote Katze gefressen, oder du bist gerade dabei, innerlich zu verwesen.«
»Was? Oh Mann, nerv mich bloß nicht. Mir geht es überhaupt nicht gut.«
Von nebenan
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