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FIDER (German Edition)

FIDER (German Edition)

Titel: FIDER (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Peter Henning
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der Auswahl des Gruppenführers gab es einige Diskussionen, doch das hatten wir natürlich erwartet. Es gab nur eine logische Auswahl. Die haben wir durchgedrückt. Ich hätte die Gelegenheit gerne genutzt, um Betzendorff loszuwerden, doch das ging ja leider nicht. Also habe ich ihn zum Panzerfaustschützen der Gruppe ernannt – sozusagen als verdeckte disziplinarische Maßnahme. Damit hatte Betzendorff eine der schwersten und gleichzeitig eine der nutzlosesten Waffen der Gruppe zu schleppen. Gruppenführer wurde Feldmann, wegen seiner ›langjährigen Erfahrung als Stabsunteroffizier und seiner Ausgewogenheit‹, wie ich es bei der Ernennung formuliert habe. Leisinger hat das Maschinengewehr erhalten und van den Pas wurde vorübergehend Leisingers Assistent. Das Lustige dabei war, dass van den Pas zwar zwei Munitionskisten, ein Ersatzrohr und einen Ersatzverschluss zu schleppen hatte, dabei aber wesentlich schneller und frischer vorankam als Leisinger selbst. Es sah fast so aus, als müsse Leisinger seinem Assistenten das Maschinengewehr hinterher schleppen. Petursson hatten wir eigentlich die Rolle des Funkers zugedacht, doch bei dieser Ausbildung war kein Funkgerät zu schleppen. Den Rest haben wir vorerst als normale Schützen laufen lassen.«
     
    Die Gruppe marschiert gerade einen Hohlweg entlang, als Kettler sich an Datso wendet.
    »Feldmann, ich verschwinde mal kurz in die Büsche. Sie führen die Gruppe weiter in Schützenreihe den Weg entlang.«
    Datso spart sich eine Antwort und nickte stattdessen in die Kamera. Kettler verschwindet nach rechts in die Büsche.
     
    Spielszene. Die Soldaten werden von Darstellern verkörpert. Die Kamera konzentriert sich auf die Beine der Männer. Dialoge sind nachgesprochen.
     
    Erst als Kettler verschwunden ist, dreht sich Datso zu Leisinger um.
    »Aufpassen. Der versucht garantier t, eine miese Nummer abzuziehen. Sag allen, sie sollen die Gebüsche rechts im Auge behalten.«
    Die Anweisung wird von Mann zu Mann weitergeflüstert. In den nächsten Minuten bewegt sich die Gruppe unter äußerster Anspannung durch den Hohlweg und rechnet jede n Augenblick mit einem fingierten Feuerüberfall von Uffz. Kettler. Doch der Angriff kommt nicht.
    Stattdessen gerät die Gruppe nach einiger Zeit in einen Kessel. Der Hohlweg endet an einem Hügel. Die Männer sammelten sich und schauen sich um.
    »Und jetzt?«, fragt Begerow.
    Wie auf ein Stichwort erscheint Uffz. Kettler aus einem Gebüsch.
     
    Originalmaterial, Handkamera von Unteroffizier Kettler. Farbfilm.
     
    »So, meine Herren. Hier geht es nicht weiter. Der Hohlweg ist eigentlich ein kleines Flüsschen. Im Frühling, nach der Schneeschmelze, führt es Wasser. Damit sich das Wasser am Hügel nicht staut und die Felder überschwemmt, ist dieses Rohr durch den Hügel getrieben worden. So kann das Wasser abfließen.«
    Kettler weist auf ein Betonrohr mit einer Höhe von ungefähr einem Meter, das ein Stück weit aus dem Hügel hinaus ragt. Kettlers Hand ist dabei kurz links im Bild zu sehen.
    »Nun stehen wir also hier. Oben auf dem Hügel haben sich starke Feindverbände eingegraben. Meine Frage ist nun: Wie kommen wir auf die andere Se ite des Hügels? Vorschläge?«
    »Umgehen«, sagt Vinnie und weist nach links in die Büsche. »Wir gehen einfach um den Hügel herum und arbeiten uns auf der anderen Seite wieder an den Hohlweg heran.«
    »Nicht schlecht. Aber nehmen wir einfach einmal an, die feindlichen Stellungen seien zu sehr in die Breite gezogen. Wir können den Hügel also nicht umgehen, ohne auf Feind aufzulaufen. Weitere Vorschläge?«
    Leisinger zuckt mit den Schultern. »Frontalangriff und durchbrechen.«
    »Schlechte Idee. Die Feindkräfte sitzen in befestigten und gut ausgebauten Stellungen. Sprengfallen, Stacheldrahtrollen, MG-Nester. Sie werden uns abschlachten, bevor wir in Handgranatenwurfweite sind. Hat noch jemand eine Idee?«
    »Wir schicken den Kasparek rauf und sagen dem Feind, das sei unser Elitekämpfer«, sagt Kaminsky. »Dann lachen die sich tot und wir können einfach durchmarschieren.«
    Petursson tritt vor. »Kaminsky, zu deinem Vorschlag fällt mir wirklich nichts mehr ein. Deswegen will ich diesen Quatsch auch nicht kommentieren. Leisinger, w as warst du früher? Spezialist? Experte? Merkt man. Vinnie war Spezialist. Das merkt man auch. Auf solche Ideen können nur Mannschaftsdienstgrade kommen. Wenn ich als Unteroffizier eine Reihe von Frischlingen hätte ficken wollen, dann hätte ich sofort

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