FIDER (German Edition)
Truppe, Platz zu nehmen und zuzuhören.
»Guten Morgen, meine Herren. Ich denke, eine lange Einführung wird wohl überflüssig sein. Viele von Ihnen haben gestern Ab end die Nachrichten gesehen. Wer sie nicht gesehen hat, der hat von seinen Kameraden davon erfahren. Die Geschichten des Schützen Feldmann aus dem ersten Zug über einen angeblichen Selbstmordversuch innerhalb des Wachpersonals und eines in diesem Zusammenhang aufgetauchten Datenlesegerätes haben wohl ebenso die Runde gemacht.«
Langer Zoom auf den Tisch, an dem Peturssons Gruppe geschlossen Platz genommen hat.
Vinnie beugt sich zu Datso. »Du hast das herumgetratscht?«
Datso zuckt nur mit den Schultern und grinst.
»Hach, du bist ja wie ein altes Waschweib.«
Datso hört auf zu grinsen. Schlagartig.
Zurück zur Totalen:
»Wie also jeder weiß«, fährt Oberst Daelius fort, »beobachten wir bereits seit einiger Zeit die Vorkommnisse in den nördlichen Wäldern. Besondere Aufmerksamkeit schenken wir dabei dem Gebiet in der Nähe der Stadt Fichtenberg. Wegen seiner ungewöhnlichen geographischen Bedingungen haben wir diesem Gebiet den inoffiziellen Namen ›Der Kessel‹ gegeben. Gut hundert Quadratkilometer, hauptsächlich Wald, umgeben von Gebirge. Auf unserer Seite der Grenze führt nur ein Weg hinein.«
Halbtotale: Peturssons Tisch.
»Kennt irgendjemand von euch diese Ecke«, flüstert ein Schütze aus einer anderen Gruppe Petursson zu. Petursson zuckt mit den Schultern.
» Nee. Alle, die ich kenne, kommen weiter aus dem Süden.«
»Da oben kennt sich kein Mensch aus«, zischt Begerow. »Da gibt es überhaupt nichts. Nicht mal eine Kneipe oder ein Puff.«
Betzendorff versetzt dem Tisch einen leichten Stoß – fest genug, um die Männer verstummen zu lassen.
Zurück zur Totalen:
Oberst Daelius spricht unterdessen weiter: »Wie Sie gehört haben, kommt es in diesem Gebiet bereits seit einiger Zeit zu ungewöhnlichen Sichtungen und Wahrnehmungen. Die Nähe zur Grenze hat hierbei sehr schnell den Geheimdienst der Volksarmee alarmiert. Dieser wiederum ist über unser Projekt bestens informiert und hat sich sofort an uns gewandt, um unser Fachwissen als mögliche Option in zukünftige Erwägungen mit einzubeziehen.«
Großaufnahme: Peturssons Tisch.
»Ach du Scheiße.« Kaminsky klingt ausnahmsweise überhaupt nicht witzig. »Da hängt der MSD schon drin. Das ist gar nicht gut.«
Bild im Bild: Unteroffizier Kettler.
»Der Militärische Sicherheitsdienst genoss innerhalb der Volksarmee keinen guten Ruf. Daran haben auch die Umstrukturierungen nichts geändert. Als streng abgeschottete Behörde agierte dieser Geheimdienst stets im Verborgenen und ermittelte dabei nicht selten gegen die eigenen Leute. Die meisten Stabsoffiziere standen angeblich stets mit einem Bein im MSD-Gefängnis, weil sie entweder korrupt oder unfähig waren. Oder beides. Über die Verhörmethoden, die beim MSD zur Anwendung kamen, kursierten etliche Gerüchte. An eine Autobatterie angeschlossene Krokodilsklemmen, die mit empfindlichen Körperteilen in Kontakt gebracht wurden, zählten zu den harmloseren Varianten. Hinrichtungen per Genickschuss direkt im Verhörzimmer sollten angeblich auch zur gängigen Praxis gehören.«
Zurück zur Totalen:
»Zunächst wurden im Wald die Kadaver mehrerer Tiere entdeckt«, fährt Oberst Daelius fort. »Ein Wilderer, der sein Unwesen treibt, um sich etwas Essbares zu verschaffen, interessiert in der Regel weder den MSD noch die SKAV. In diesem Fall verhielt es sich jedoch anders, denn die Beute wurde stets zurückgelassen, was nicht zum modus operandi eines Wilderers passt. Dabei wurden die Tiere buchstäblich tranchiert. Einzelne Organe wurden mit präzisen Schnitten herausgetrennt und entnommen. Mit welchem Werkzeug dies bewerkstelligt wurde und was damit erreicht werden sollte, konnte bislang nicht ermittelt werden. Doch den Berichten nach zu urteilen, waren die Schnittflächen beinahe augenblicklich kauterisiert worden, sodass nur wenig Blut austreten konnte. Und dies, meine Herren, genügte, um die Aufmerksamkeit des MSD zu erregen.«
Daelius macht eine Pause und lässt seine Worte wirken, bevor er fortfährt: »Nachdem nun offensichtlich auch Menschen von den Vorkommnissen betroffen sind, sieht der MSD Handlungsbedarf.«
Kasparek kann sich offenbar nicht mehr zurückhalten. Er hebt seine Hand.
Daelius bemerkt ihn. »Haben Sie eine Frage, Herr Schütze?«
»Jawohl,
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