FIDER (German Edition)
Dieselchen eiskalt.«
»Sehr gut, van den Pas. Genau so ist das. Und was machen Sie dann, Petursson?«
»Äh … Reaktor entkoppeln, Sicherungsstäbe ganz rein, Kühlsystem weiter laufen lassen.«
»Und warum ist es so wichtig, dass der Diesel ordentlich läuft?«
»Weil sonst das Kühlsystem nicht weiter arbeitet.«
»Und was kann das bedeuten?«
Vinnie springt erneut ein. Er wirft die Arme in die Luft wie eine Varietétänzerin: »Armageddon!«
N icht einmal StUffz. Hundertmarck kann sich ein Grinsen verkneifen.
»Na gut. Das ist natürlich alles ziemlich weit hergeholt. Wir haben ein Zweikreis-Kühlsystem und außerdem noch die manuelle Pumpe. Außerdem hat das System eine Failsafe-Schaltung und fährt sich bei Überhitzung selbständig herunter. Das passiert, noch bevor der Zeiger in der Mitte des orangen Bereichs angekommen ist. Wenn es tatsächlich jemals so weit kommt, dann solltet ihr aber vorher reagiert haben, sonst geht euch die Kiste ganz einfach aus. Wenn ihr mitten im Feuer seid oder in irgendeinem Schlammtümpel steckt, aus dem ihr nur noch mit Schwung herauskommt, dann ist das nicht so gut. Und wenn wirklich einmal alles versagt, dann hat der Strahlemann immer noch eine doppelte Abschirmung. Da kann sich nichts durchbrennen. Duisenberg hat sich schon einige Gedanken gemacht, als er die Reaktoren miniaturisiert hat. Trotzdem solltet ihr aber weit weg sein, falls doch einmal so ein Ding hochgeht. Ein Spaß ist das nicht, das kann ich euch flüstern.«
Petursson lehnt sich auf dem Fahrersitz zurück. »Ist so etwas schon mal passiert?«
StUffz. Hundertmarck schüttelt den Kopf. »Nein. Zumindest nicht im Einsatz. Ich habe gehört, unten im Süden hätten sie mal so ein Ding kontrolliert in die Luft gejagt. Abschirmung runter, Kontrollsystem abgeklemmt und dann nichts wie ab durch die Mitte. Hat einen ganz ordentlichen Bums getan, habe ich mir sagen lassen. Im Umkreis von fast einem Kilometer war alles plan. Da stand kein Sackhaar mehr. Strahlung war örtlich zwar stark begrenzt, aber genug Sauerei, um das Gelände für die nächsten 50 Millionen Jahre oder so zu kontaminieren. Wenn da heute ein Affe hinscheißt, dann fault ihm schlagartig der Arsch ab.«
»Dann sind diese Tonner eigentlich Bomben auf Rädern. Weswegen dür fen die Dinger eingesetzt werden?«
»So einfach ist das nicht, Schütze Petursson. Ein Normalsterblicher bekommt diese Dinger nicht in die Luft gejagt. Alles doppelt und dreifach abgesichert. Der Reaktor hält sogar dem Beschuss aus einer 20-mm-Kanone stand. Man muss schon den Kontrollmechanismus überlisten. Steckt alles in der Steuersoftware. Aber andererseits: Wenn Sie mit Ihrer Einheit so richtig tief in der Scheiße stecken, dann ist es vielleicht gar nicht so übel, auf eine kleine, taktische Gefechtsfeldwaffe zugreifen zu können, nicht wahr?«
Hundertmarcks Grinsen sieht aus, als wolle er Petursson beißen.
Das Summen eines Tonners auf Elektrobetrieb lässt die Männer aufblicken. Das Fahrzeug steuert auf den Hubschrauberlandeplatz zu. Die nach oben geschlagene Plane gestattet einen Blick auf die acht Soldaten, die Rücken an Rücken auf den Sitzbänken der Ladefläche sitzen. Beinahe im gleichen Augenblick erwachen die beiden Turbinen des Hubschraubers zum Leben.
»Da, schaut nur«, ruft Vinnie aus. »Unsere Helden! U nsere Helden! Hallo, ihr knackigen Jungs. Dass ihr mir ja nicht in den finsteren Wäldern verloren geht!«
»Das reicht, van den Pas. Übrigens: Die Helikopter werden ebenfalls von Reaktoren befeuert. Etwas größer als unserer hier, aber vom Prinzip her das Gle iche.«
Die Blicke der vier Männer am Tonner folgen den acht Soldaten, die vor dem Hubschrauber in Linie zu einem Glied antreten. Alle tragen Gefechtsmontur – Tarnoverall und Kampfstiefel, Panzerweste, Handschuhe und Helm. Außerdem hat jeder Soldat seinen Rucksack und sein Gewehr dabei. Auf schwere Waffen wurde offenbar verzichtet. An den Seiten ihrer Helme haben die Männer kleine Gerätschaften befestigt. Es sieht aus wie einige Kugelschreiber, deren Spitzen nach vorne weisen. Die Soldaten wirken wie eine Armee aus einem Science-Fiction-Film.
Die Turbinen des Hubschraubers laufen warm und der Gruppenführer winkt seine sieben Männer zu dem Fluggerät. Die Soldaten benötigen einige Sekunden, um ihre Rucksäcke sowie sich selbst zu verstauen. Dann schlagen die Sch iebetüren zu. Das Heulen der Turbine klettert eine Oktave nach oben und der Hauptrotor legt an Drehzahl zu. Dann
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