FIDER (German Edition)
Petursson doch noch um. Schnitt auf seine Helmkamera, die herumwischt und an Datso hängen bleibt. »Wa s?«
»Richtig gehört: Zwei Leute weg. Futsch. Einfach verschwunden. Im Kampfstand lag noch die komplette Ausrüstung, inklusive der Waffen. Aber wisst ihr, was richtig gruselig ist? Da lag auch ein Großteil der Klamotten, total zerfetzt und zerrissen.«
Schnitt auf Datsos Helmkamera. Petursson reißt die Augen auf. Seine Gesichtstarnung sorgt dabei für einen verstörenden Effekt. »Ach du Scheiße.«
»Das kannst du laut sagen. Aber immerhin kein Blut. Ich glaube, wenn da auch noch Blut gewesen wäre, dann hätte es e ine handfeste Panik gegeben. Die Leute waren ohnehin schon total neben der Spur.«
»Und sonst? Irgendwelche Spuren? Es muss doch irgendetwas geben.«
Kopfschütteln. »Nein, gar nichts. Alles abgesucht, aber nichts gefunden. Der Hauptmann ist komplett ausgerastet. Hat versucht, über Funk Spezialisten von der Miliz anzufordern. Typen in so komischen Fummeln mit Pinzetten. Du weißt schon. Wie heißen die?«
»Spurensicherung?«
»Genau. Hat aber nicht funktioniert. Mit Funk geht hier im Moment so gut wie gar nichts. Wir haben nur eine kurze Nachricht vom Kesseleingang bekommen. Immerhin sind unsere Sachen unterwegs. Und sobald die ankommen, bin ich meinen Job als Zugführer endlich wieder los. Der Thorvald liegt zwar noch auf der Nase, aber die schicken einen neuen Römer zu uns. Einen Oberleutnant Codyczek.«
Petursson überlegt. »Codyczek? Kenne ich nicht. War der in der Ausbildung dabei?«
Datso zuckt mit den Schultern. »Keine Ahnung. Vielleicht beim ehemaligen dritten Zug, den sie während der Ausbildung aufgelöst haben. In jedem Fall übernimmt er den Zug, sobald die Klamotten hier eintreffen. Ich werde dann wieder Gruppenführer und Betzendorff ist wieder einfacher Schütze.« Datso grinst. »Der wird sich freuen.«
Petursson nickt und dreht sich wieder nach vorne.
»Was ist mit den fehlenden Soldaten? Wer besetzt jetzt die Stellung?«
»Das ist so eine Sache. Die fahren jetzt drei Kampfstände mit halber Besatzung. Tagsüber bleibt von drei Stellungen eine frei. Nachts wechseln sich die Männer damit ab, die mittlere Stellung mit je weils einem Soldaten zu besetzen. Das ist nicht optimal, aber es ist alles, was wir momentan haben. Ansonsten müssen wir uns auf unsere Befestigungen und die zweite Verteidigungslinie verlassen.«
Datso erhebt sich.
»Leute, ich muss mal weiter. Nachschauen, was die anderen machen. Neue Befehle habe ich noch nicht, also bleibt erstmal, wo ihr seid und ruht euch aus. Ich komme rum, wenn es Neuigkeiten gibt.«
Szene 39: Die harte Gangart
Originalmaterial. Peturssons Helmkamera. Verwackelte Bilder. Farbfilm. Ton ausschließlich von Peturssons Helmmikrofon. Starke Atemgeräusche. Alle anderen Geräusche sind leise und gedämpft.
Am Nachmittag läuft Datso die Stellungen ab und sammelt den gesamten Zug Gruppe für Gruppe ein.
»Der Hauptmann will eine Zaubervorführung i m Inneren Bereich machen. Wird ein bisschen eng, aber er will den gesamten Zug dabei haben. Wenn wir fertig sind, rückt ihr vorübergehend in den äußeren Sicherungsring vor und besetzt die Stellungen dort. Dann kommen die Leute vom zweiten Zug zur Vorführung. Also vorwärts, lasst unseren Kompaniechef nicht warten.«
»Was soll der Quatsch?«, sagt Petursson.
Vinnie macht sich bereits abmarschbereit. Petursson hält ihn zurück.
»Jetzt warte mal, Vinnie.« Dann, an Datso gewandt: »Jetzt erklär mir mal, was das soll ? Der KVP ist heute Nacht überfallen worden. Wir haben keine Ahnung, mit wem wir es zu tun haben. Wir sollten eigentlich Verstärkung anfordern und bis zu deren Eintreffen hier die Stellung halten und sichern. Aber stattdessen sollen wir die halbe Sicherung abziehen, um irgendeine Rede im Inneren Bereich zu hören, die uns eigentlich auch die Zugführer mitteilen könnten? Datso, das kann unser Chef doch nicht ernst meinen, oder?«
Datso schaut Petursson einen Moment lang ratlos an. Dann zuckt er mit den Schultern, dreht sich um und geht. Über die Schulter ruft er zurück: »Ist halt so.«
»Na prima.«
Petursson schnappt sein Gewehr. Vinnie schaut zu ihm auf. »Und was machen wir jetzt?«
Peturssons Helmkamera wackelt. »Was sollen wir schon machen? Wir gehen in den Inneren Bereich und hoffen, dass uns niemand angreift, bis dieser Schwachsinn vorbei ist.«
Während die Männer durch den Laufgraben gehen, murmelt Petursson: »Mann, Mann,
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