FIDER (German Edition)
Mann. Was sind das denn für Soldaten? Was machen die denn?«
Im Inneren Bereich findet sich kein Platz, an dem der gesamte Zug antreten kann. Doch darauf legt der Hauptmann keinen Wert. Er will die Männer so dicht wie möglich bei sich haben, damit er seine Stimme nicht erheben muss. Die gesamte Aktion soll so leise und unauffällig wie möglich über die Bühne gehen.
»Also, Männer, das ist die Lage: Wir haben mit Bordmitteln immerhin Funkverbindung zur Miliz am Eingang des Kessels aufnehmen können. Von deren Seite können wir allerdings nicht mit Unterstützung rechnen. An die Volkspolizei hab en wir uns ebenfalls gewandt, aber die hat unsere Anfrage nach der Entsendung eines Spurensicherungsteams abgelehnt. Nachdem einige Suchtrupps losgeschickt wurden, betrachtet man die Angelegenheit offenbar als erledigt. An die Medien wurde weitergegeben, beim Verschwinden der Leute aus dem Sägewerk handele es sich um einen Fall von Versicherungsbetrug.«
Dies sorgt für einiges Kopfschütteln und Gemurmel unter den Soldaten.
»Tatsächlich – und da machen wir uns mal gar nichts vor, meine Herren – haben die Milizionäre aber die Hosen voll. Die wollen sich nicht in diesen Wäldern herumtreiben. Tief in seinem Inneren ist der hiesige Milizionär nämlich nichts weiter als ein rückständiger Dorfbauer in Uniform, dessen Mistgabel gegen ein AK-47 ausgetauscht wurde. Nichts weiter als abergläubische Dilettanten, die ihre Aufgaben nicht ernst nehmen. Deswegen bleiben nur noch wir, um diesen Job zu erledigen. Die Volksarmee können wir auf keinen Fall in die Sache hineinziehen.«
Broczek schaut von einem Soldaten zum anderen.
»Natürlich könnten auch wir unseren KVP aufgeben und in unsere Kaserne zurückkehren. Es wäre für uns ein Leichtes, den Fall als erledigt zu betrachten. Schließlich sind wir offiziell überhaupt nicht hier. Aber: Wir haben hier draußen Männer und eine Menge Ausrüstung verloren – und ich will wissen, wohin diese Männer verschwunden sind. Deswegen ist das Ausweichen zu unserem Stützpunkt keine Option. Abgesehen davon wären wir bis auf die Knochen blamiert. Den Vertrag mit der Volksarmee könnten wir dann abschreiben. Was wollen die mit einer Spezialtruppe, die nicht einmal auf ihren eigenen Soldaten aufpassen kann? Meine Herren, wir fahren fort wie gehabt: Die vier Gruppen des ersten Zuges gehen ab morgen wieder auf Spähtrupp, der zweite Zug sichert den KVP. Die Gruppenführer der Spähtrupps kontrollieren vor dem Abmarsch die Marschkompasszahlen. Ich möchte nicht noch einmal erleben, dass jemand im Wald übernachten muss, während in unserer inneren Sicherung eine Lücke klafft, durch die ein Spielmannszug in voller Besetzung marschieren könnte, ohne rechts und links gehört zu werden.«
Broczek zögert einen Augenblick, bevor er fortfährt.
»Da gibt es noch etwas, was mir Sorgen macht. Wir haben inzwischen mehrfach versucht, mit unserem Grenzposten Verbindung aufzunehmen. Leider ohne Erfolg. An der Verbindung selbst kann es nicht liegen. Es gibt keine Hindernisse im Gelände. Unsere Funksprüche müssten also ankommen, auch ohne eine Relaisstation. Doch die Leute rühren sich nicht. Selbst wenn die alle besoffen wären, müsste sich doch mal irgendjemand um das Funkgerät kümmern, nehme ich an.«
Petursson hebt seine Hand. Broczek nickt ihm zu.
»Ich möchte Sie nicht kritisieren, aber vielleicht sehen Sie diese Männer in einem falschen Licht, Herr Hauptmann.«
Einige Männer saugen s charf die Luft ein, doch Hauptmann Broczek stutzt nur, anstatt durch den Schornstein hinaus zu reiten.
»Wie meinen Sie das, Petursson?«
»Das sind Grenzsoldaten, Herr Hauptmann. Die gehören zu einem anderen Menschenschlag als der normale Volksarmist. Das sind Leute, die Tag für Tag an einer hochbrisanten Grenze ihren Dienst tun. Wenn es bei der Volksarmee überhaupt scharfe Hunde gibt, dann sind es Grenzsoldaten. Möglicherweise nehmen die es nicht immer mit den Vorschriften so ernst. Schon gar nicht so weit draußen und ohne jede Kontrolle von oben. Aber die rechnen jeden Tag mit einer Invasion der Nordmänner. Deswegen passen die auf. Wenn der Grenzposten nicht auf Funkrufe reagiert, dann liegt das sicherlich nicht daran, dass die Männer besoffen sind. Das muss einen anderen Grund haben.«
»Vielleicht ist unser Funkgerät doch im Eimer und wir merken's nicht«, murmelt Begerow.
»Quatsch«, sagt ein Soldat aus der zweiten Reihe. »Der Hauptmann hat doch gerade gesagt, dass
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