FIDER (German Edition)
mitbekommen.
Während des Marsches herrscht dann eisige Ruhe. Die Männer bewegen sich vorsichtig durch das Gelände und beobachten in alle Richtungen. Auch wenn das Gespräch über die Geräusche in der Nacht abgewürgt wurde, so ist doch eines klar: Die Soldaten sind nicht alleine in diesen Wald.
Schließlich kommt der KVP in Sicht. Genau genommen tut er das nicht. Wie die Bilder der Helm kameras beweisen, sieht die Gruppe zunächst einmal überhaupt nichts außer dem Zufahrtsweg. Hinweise auf die Anwesenheit von gut 60 Soldaten erkennen die Männer erst, als sie näher kommen. Die Soldaten des zweiten Zuges haben die dreifachen S-Draht-Rollen, mit denen die Fahrzeugschleuse gesichert ist, perfekt getarnt.
Als Betzendorff die erste S-Draht-Rolle erreicht, wird er von einem kleinen Gebüsch angepöbelt.
»Halt! Keine Bewegung! Mike.«
»Hotel«, antwortet Betzendorff sofort.
Das Gebüsch bewegt sich und entpuppt sich als perfekt getarnter Helm. Darunter tauchen zwei Augen auf. Dann bewegt sich noch mehr Botanik und verwandelt sich in einen MG-Schützen und dessen MG-2. Die beiden Männer besetzen einen der beiden Kampfstände neben der ersten Fahrzeugschleuse.
»Heilige Scheiße. Ist das die dritte Gruppe? Erster Zug?«
»So ist das, Herr Schütze.« Betzendorff klingt ärgerlich, vermutlich wegen der saloppen Ansprache. Doch der MG-Schütze lässt ihn nicht weiter zu Wort kommen.
»Das darf doch nicht wahr sein! Leute , wir dachten, wir sehen euch nicht wieder. Wir dachten, dieses Ding hätte euch da draußen erwischt. Wo, zum Donnerwetter, habt ihr denn gesteckt?«
»Wenn ich es richtig einschätze, dann bin ich keinem einfachen Schützen gegenüber Rechenschaft schuldig«, fa ucht Betzendorff.
Der MG-Schütze zuckt leicht zurück. »Mann, reg dich ab. Dann geh eben in den Inneren Bereich und erzähl es den Römern, wenn du so furchtbar wichtig bist. Die werden sich freuen.«
Betzendorff dreht sich zu seiner Gruppe um. »Sie alle treten jetzt in Ihre jeweiligen Stellungen weg und beginnen …«
»Betz!« Petursson hebt seine Hand und marschiert geradewegs an Betzendorff vorbei. »Halt einfach die Luft an. Wir wissen schon sehr gut selbst, was wir zu tun haben. Dafür brauchen wir keinen Vorsän ger. Sieh du lieber zu, dass du uns zurückmeldest. Falls du das nicht alleine fertigbringst, kann ich das auch für dich erledigen.«
»Das könnte Ihnen so passen, Herr Schütze.« Betzendorff spuckt förmlich mit Worten um sich. »Das würde mich sicherlich in ei nem perfekten Licht darstellen, nehme ich an. Nein, ich übernehme das selbst. Schließlich geht es hier um meine Reputation, auch wenn es nur ein so lächerlicher Posten wie der eines Gruppenführers ist.«
Betzendorff rauscht ab wie eine Filmdiva. Dem MG-2 ge lingt es gerade noch, aus der Stellung zu schlüpfen und die S-Draht-Rollen beiseite zu schieben. Leisinger und Begerow folgen Betzendorff wie ein kleines und ein ziemlich großes Hundchen. Der Rest der Gruppe bleibt bei der MG-Stellung zurück und blickt dem Trio nach.
»Was ist das denn für ein Arschloch?«, fragt der MG-2 im Kampfstand. »Hat der Scheiße gefressen oder was?«
»Das ist der Schütze Betzendorff«, sagt Kaminsky. »Ehemaliger Offizier. Wenn man ihn nicht ernst nimmt, tut es wenigstens nicht ganz so schlimm körperlich weh, wenn er Blech redet.«
Der MG-Schütze lacht leise in sich hinein. Viel Humor liegt nicht in diesem Lachen. »Ach, das ist also dieser Betzendorff. Gut, das erklärt einiges. Aber mal im Ernst, Leute: Wir sind echt froh, euch hier zu seh en. Ihr macht euch keine Vorstellungen, was heute Morgen hier los war.«
Der MG-Schütze setzt offenbar zu einer längeren Erzählung an, doch Petursson unterbricht ihn.
»Moment, Moment. Ich kann mir vorstellen, dass du die Geschichte unbedingt loswerden willst. Aber lass uns erstmal in unsere Stellungen zurückgehen. Wir haben eine ziemlich beschissene Nacht hinter uns und müssen uns ein bisschen sortieren. Ich denke, unser Zugführer wird uns rundum über die Sache informieren.«
»Der Datso?« Der MG-Schütze grins t. »Mann, der wird vor Freude in die Luft gehen. Der war total fertig, als ihr gestern nicht mehr aufgetaucht seid. Hat uns sogar extra seine eigene Taschenlampe überlassen und uns inoffiziell angewiesen, die auch zu benutzen, falls wir irgendetwas Verdächtiges hören. Der hatte eine Höllenpanik, wir könnten euch versehentlich abknallen.«
Nun grinst auch Petursson. »Typisch Datso. Aber
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