FIDER (German Edition)
Zigarette an. »Hilf dir selbst« - er stößt einen perfekten Rauchring aus - »dann hilft dir Gott.«
»Du blöder Hirschkäfer!«
»Mein Weltbild ist zerstört. Ich brauche einen Militärseelsorger.«
»Pfeifendeckel.«
»Truppenbetreuung. Ich brauche Truppenbetreuung. Wer hat hier die Aufsicht?«
»Koffer!«
Schnitt auf Peturssons Helmkamera.
Nachdem Petursson seinen Seesack und das restliche Gepäck gefunden hat, kehrt er zum Kampfstand zurück. Dabei bewegt er sich leise und vorsichtig durch den Rundgraben und prüft im Vorbeigehen das Labyrinth aus S-Draht-Rollen, das die Männer des zweiten Zuges zwischen den Stellungen ausgelegt haben.
Schließlich biegt Petursson nach links ab. Nur wenige Schritte, dann wendet er sich nach rechts und durchquert den etwa zwei Meter langen Zugang zu seiner Stellung. Dort überprüft Vinnie bereits seine Kleidung.
»Frische Unterwäsche. Also nein, ich bin begeistert! Jetzt komme ich endlich mal aus diesem Gestank heraus. Das ist ja entsetzlich, wie das alles am Körper klebt. Das schadet bestimmt meiner Haut. Ich bin ro t wie ein Krebs, wenn ich das alles ausziehe.«
»Meine Fresse, Vinnie. Wie lange trägst du das Zeug jetzt? Drei Tage? Außerdem hast du doch dauernd die Stiefel und die Socken ausgezogen und gelüftet. Also, mach mal halblang. Ich habe mal eine 96-Stunden-Übu ng mitmachen müssen. Da hatten wir überhaupt keine Gelegenheit, die Klamotten zu wechseln. Ich bin nicht mal aus den Stiefeln herausgekommen. Als ich die dann nach der Übung ausgezogen habe, sind die Mücken von der Decke gefallen. Da kam nämlich Gas raus, wo man tot von geht.«
»Ja du. Du bist ja auch ein Kerl. Du würdest deine Socken ja nicht mal wechseln, wenn die schon von selbst laufen.«
»Klar. Wenn die so richtig fies stinken, dann schmeiß' ich einfach ein Streichholz in die Stiefel. Dann fliegt der ganze Scheiß in die Luft und ich kann wieder …«
Geschrei aus einem anderen Kampfstand. Petursson unterbricht sich.
»Was ist denn da los?«
Vinnie lauscht. »Das ist unser Betzendorff. Ist der verrückt geworden?«
»Verdammter Scheiß!«
Petursson lässt seine Ausrüs tung fallen, packt sein Gewehr und läuft durch den Rundgraben zur Stellung, die sich Betzendorff mit Datso teilt.
»Das lasse ich mir nicht bieten! So eine verdammte Schweinerei!« Betzendorff tobt. Seine Gesichtsfarbe konkurriert dabei mit dem Sonnenunterga ng. »Ich will sofort einen Offizier hier sehen. Es ist sofort festzustellen, wer für diese Schweinerei verantwortlich ist!«
Petursson biegt zum Kampfstand ein.
»Betz, halt die Schnauze, verdammt nochmal. Wir sind hier gefechtsmäßig … oh, au, ach du Scheiße!«
Betzendorff kreische weiter, ohne seine Lautstärke zurückzunehmen: »Das ist eine Schweinerei. Eine Schweinerei! Und ich werde herausfinden, wer dafür verantwortlich ist. Das lasse ich mir nicht bieten!«
Kaminsky linst aus seiner Stellung, ein Stück weiter den Sicherungsring hinunter. »Hey, geht’s vielleicht noch lauter, du Koffer? Dich hört man bis auf die andere Seite der Grenze.« Dann prallt auch Kaminsky zurück. »Oh, Mist! Sag mal, Betz … bist du das, der so stinkt? Was ist denn hier passiert?«
Pe tursson schnüffelt. »Die Klamotten. Oh Mann, hat dir jemand in den Rucksack geschissen, oder was?«
»Das ist Sabotage!« Betzendorff ist immer noch außer sich, doch er drosselt seine Lautstärke. »Wer immer sich diesen Scherz erlaubt hat, er ist eindeutig zu weit gegangen. So etwas lasse ich mir nicht bieten.«
»Das war eine Stinkbombe«, sagt Kaminsky. »Bah, pfui Deibel. ABC-Alarm!«
Betzendorff geht hoch wie eine Bombe. »Da gibt es nichts zu lachen!«
Geraschel hinter den Stellungen. Gleich zwei Männer tauchen z wischen den Bäumen auf: Leisinger und Oberleutnant Codyczek.
Codyczek wendet sich an Betzendorff und bringt ihn mit einem Wink zum Schweigen. »Ihr Gepäck ist ebenfalls sabotiert worden?«
Betzendorff nickt nur. Dabei zieht er einen Flunsch wie ein beleidigter Teenager.
»Eine verdammte Sauerei«, sagt Leisinger, wobei er jedes einzelne Wort betont. »Sieht fast aus, als hätte da jemand etwas gegen uns. Begerow hat es auch erwischt. Vielleicht wollte uns die warme Fraktion eins auswischen.«
Petursson schaut auf. »Jetzt mach aber bloß mal halblang, mein Lieber!«
Schweigen. Codyczek blickt von Leisinger zu Petursson, dann von Petursson zu Betzendorff – und wieder zurück. Dann sagt er: »Habe ich hier irgendetwas nicht
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