Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fieber an Bord

Fieber an Bord

Titel: Fieber an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
Vom Netzwerk:
konnte sich gut vorstellen, wie diese Nachrichten zu Hause wirkten. Bei den Törichten und jenen, die nicht nachdachten, würde es kurze Zeit Begeisterung darüber geben, daß ein alter Feind zusammengebrochen war. Und dann würde kalte Logik und Verständnis einsetzen. Frankreich war nur durch den Kanal von England getrennt, und es wurde vom Terror beherrscht. Während er sich um die Aufgaben der Tempes t gesorgt und die Nachricht von der Meuterei auf der Bount y von Timor nach Sydney gebracht hatte, war in der Welt, die zählte, eine Brandfackel entflammt worden.
    Raymond sagte: »Das bedeutet Krieg.« Er starrte auf die Wand, als ob er erwarte, dort den Feind zu sehen. »Und der letzte wird im Vergleich dazu wie ein Scharmützel erscheinen.«
    Tremayne betrachtete ihn neugierig und sagte dann zu Bolitho: »Es hat im vergangenen Juli angefangen. Inzwischen kann alles noch viel schlimmer geworden sein. Trotzdem wird es für diesen Franzosen Genin eine gute Nachricht sein, nehme ich an.« Bolitho sah Raymond an. »Genin?«
    »Ja, Yves Genin, einer der führenden Köpfe der Revolution. Gestern war auf ihn noch ein Preis ausgesetzt. Heute ...« Bolitho starrte ihn an. »Ist das der Mann, den de Barras fangen will?« Er beobachtete, wie Schuldbewußtsein an die Stelle von Unsicherheit trat. »Sie haben es gewußt! Die ganze Zeit haben Sie gewußt, daß Genin kein Krimineller ist, sondern aus politischen Gründen gesucht wird!«
    »De Barras hat es mir anvertraut, gewiß.« Raymond versuchte, seine Haltung wiederzugewinnen. »Ich muß meine Untergebenen nicht in alles einweihen. Und überhaupt, was interessiert Sie das? Wenn es de Barras gelingt, Genin lebend zu fassen, ist das seine Angelegenheit. Er wird eben den neuen Herren dienen, wenn er nach Frankreich zurückkommt.«
    Tremayne sagte barsch: »Er wäre ein Narr, wenn er das täte.
    Sein Kopf landete in einem Korb, noch ehe er ›Beil‹ sagen könnte. Wenn nur die Hälfte von dem stimmt, was ich gehört habe, muß in Paris die Hölle los sein.«
    Zum ersten Mal nahm Hardacre das Wort. Er sprach sehr leise und beherrscht. »Sie haben nicht ein Wort begriffen, Mr. Raymond, wie?« Er stand auf, ging zum nächsten Fenster und zog den Vorhang beiseite. »Kapitän Bolitho hat es verstanden, selbst ich, ein Mann vom Lande, habe es verstanden, aber Sie?« Seine Stimme hob sich etwas. »Sie sind von Ihrer Gier und Ihrer eigenen Bedeutung so erfüllt, daß Sie nichts begreifen. In Frankreich hat eine Revolution stattgefunden. Sie kann sich sogar auf England ausdehnen, und Gott weiß, es gibt genug, die ohne sie nie Gerechtigkeit erfahren werden. Aber hier draußen, auf diesen Inseln, die Sie nur als Sprungbrett für Ihre verdammte Zukunft ansehen, was bedeutet sie hier wirklich?« Er schritt an den Tisch und hob aggressiv den Kopf. »Nun? Sagen Sie es doch, verdammt noch mal!«
    Bolitho beschwichtigte: »Langsam, Mr. Hardacre.« Er wandte sich dem Tisch zu. »Wenn Sie mir gesagt hätten, daß Genin der Mann ist, der bei Tuke Zuflucht gefunden hat, hätte ich vielleicht einiges vorausgesehen. Jetzt kann es zu spät sein. Wenn Tuke von der Revolution erfährt, wird er in Genin nicht lediglich eine wertvolle Geisel sehen, sondern auch ein Mittel zum Zweck. Genin ist nicht länger ein gejagter Flüchtling, er vertritt sein Land, ebenso wie Sie oder ich das unsere vertreten.«
    Raymond blickte zu ihm auf, seine Augen waren glasig.
    »Die Narva l ? Geht es um sie?«
    Angewidert wandte Bolitho sich ab. »Wenn die Besatzung der Narva l von dem Umsturz in Frankreich erfährt, wird sie de Barras und seine Offiziere in Stücke reißen.«
    Tremayne sagte nüchtern: »Ich nehme an, er weiß Bescheid. Ich hörte, daß wenige Tage vor mir zwei französische Postschiffe Kap Horn gerundet haben. Wenn man mich fragt, ist die Nachricht schon über den ganzen Ozean verbreitet.«
    Bolitho versuchte zu denken, ohne sich von seinen Gefühlen beeinflussen zu lassen. Die vielen Seegefechte, die Namen der Kapitäne, französische und englische in gleicher Weise, die zu Teilen der Geschichte geworden waren. Der Geschichte, die er mitgestaltet hatte. Wie auch Le Chaumareys.
    Dieser weite Ozean wurde von Schiffen aller Art bevölkert, von stattlichen Indienfahrern bis zu Briggs und Schonern, bis zu winzigen Kanus in Fülle. Ja, die Nachricht würde sich sehr schnell verbreiten.
    In den sieben Monaten seit dem Ausbruch der Revolution konnte sich schon die ganze Welt verändert haben.
    Nur eines war klar

Weitere Kostenlose Bücher