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Fieber an Bord

Fieber an Bord

Titel: Fieber an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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erkennbar wie ein Wrack auf einem Riff: Tuke würde die Narva l nehmen. Es war so unausweichlich, daß er den Wunsch unterdrücken mußte, in die Dunkelheit hinaus zu rennen. Die Besatzung von de Barras würde sich der neuen Flagge bereitwillig unterwerfen. Nach der barbarischen Weise, wie sie unter de Barras hatte leben und dienen müssen, würde sie ihn wie eine Flutwelle hinwegschwemmen.
    Und dann konnte Tuke in seiner neuen Rolle auftreten, nicht mehr als gefährlicher und lästiger Pirat, sondern als eine reale Kraft, mit der man rechnen mußte. In einem hatte Raymond recht: Es bedeutete Krieg. England konnte nicht tatenlos zusehen, daß sich ein neues Frankreich auf seine Kosten ausbreitete. Jedes Schiff würde dringend benötigt werden. Sie waren nicht einmal auf einen Zusammenstoß mit Spanien vorbereitet. Was sollten sie tun, wenn ihnen ein frisch belebtes Frankreich gegenübertrat?
    Tuke konnte mit seiner kleinen, aber durch nichts bedrohten Flottille tun, was ihm gefiel, nehmen, was er wollte. Ein Imperium gründen, wenn das sein Wunsch war. Bolitho sah Raymond wieder an. Dieser hatte die ganze Zeit über Genin Bescheid gewußt.
    Tremayne sagte: »Ich gehe morgen wieder in See.« Er grinste. »Das heißt, heute.«
    Ausdruckslos sagte Raymond: »Die Pigeo n führt Depeschen für den Gouverneur von Neusüdwales mit.«
    Tremayne nickte. »Und für Kommodore Sayer. Für dich wird er schleunigst neue Befehle ausschreiben, Dick«. Hardacre beugte sich aus dem Fenster und prüfte die frische Luft. »Bald wird es hell.« Ohne sich umzudrehen, fuhr er fort: »Und mein Schoner sucht nach de Barras. Wenn Tuke das alles schon weiß, kommt er aus seinem Versteck heraus. Den Angriff durch eine Fregatte wird er nicht riskieren. Die Narva l würde aus seinen kleinen Schiffen Feuerholz machen, ehe er auch nur in ihre Nähe kommt.«
    Bolitho dachte an die schweren Geschütze, welche die Tempes t verkrüppelt hatten. Wie zu sich selbst sagte er: »Tuke braucht nur abzuwarten. Wenn de Barras die Neuigkeiten erfährt, wird er nur noch verzweifelter versuchen, seinen Gefangenen wiederzubekommen. Sein Schiff ist alles, was er jetzt noch hat. Ohne die Fregatte wäre er so gut wi e tot.«
    Tremayne stand auf, seine Seestiefel knarrten. »Ich segle sofort, Dick. Falls du Depeschen für mich hast, wäre ich dankbar, wenn ich sie vor Mittag bekomme.« Er versuchte zu grinsen. »Aber ihr sitzt hier alle schön sicher. Deine Fregatte und der große Transporter in der Bucht könnten eine Armee zurückschlagen, was?«
    Raymond sagte scharf: »De Barras ist nicht länger unsere Sorge. Es ist diese Siedlung hier. Ich werde bald mehr Leute und Nachschub bekommen. Sobald sie eintreffen, werden Tuke und sein Anhang verschwinden und sich andere Jagdgründe suchen.«
    Tremayne musterte ihn ruhig. »Wenn Sie das glauben ...« Er wandte sich ab. »Ich werde ein Boot zur Tempes t schicken, eine Stunde, ehe ich Anker lichte. Senden Sie Ihre Depeschen dorthin.« Er ergriff Bolithos Hand. »Ich werde ihnen von dir erzählen, Dick, wenn ich in Carrick Road wieder vor Anker gehe. Deine Schwester sehe ich oft. Ich werde sie grüßen.«
    »Danke, William. Aber vielleicht bin ich schon vor dir dort.«
    Als Kapitän Tremayne den Raum verließ, legte sich auf Bolitho plötzlich eine schwere Last. Wie ein böser Traum, in dem niemand zuhören will oder versteht, was man sagt. Wenn Tuke ungehindert wüten konnte und die Ordnungskräfte unfähig oder nicht willens waren, ihm Einhalt zu gebieten, mußten die Inselbewohner wie in der Vergangenheit wieder übereinander herfallen. Speer und Kriegskeule würden Händlern und Piraten den Weg öffnen, die Inseln nach Belieben auszuplündern.
    Er bemerkte, daß Hardacre ihn beobachtete. Er wußte Bescheid: Verra t – es gab kein anderes Wort dafür.
    Aber würden die französischen Seeleute sich gegen ihre Offiziere erheben? Ungeachtet dessen, was Tuke und Genin ihnen versprechen mochten, würden sie wirklich meutern und die Ordnung zerschlagen, der widerspruchslos zu gehorchen eine strenge Disziplin sie gelehrt hatte?
    Wenn ein Volk sich gegen seinen König erhob und Mörder auf den Straßen losließ, war ihm alles zuzutrauen, mußte Bolitho grimmig eingestehen.
    Er sagte: »Ich fordere hiermit die Genehmigung, in See zu gehen, Sir. Ich werde de Barras finden und ihm berichten, was wir wissen. Es wäre weit besser, ihn und sein Schiff fortzuschicken, als durch Schweigen überlegene Streitkräfte auf uns zu

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